Onkel Ali & Co. – 50 Jahre Gastarbeiter
Viele kennen Bilder der ersten Gastarbeiter, die unsicher und mit Geschenken von Politikern im Arm auf dem Münchner Bahnhof ankamen, um dann in die westlichen Bundesländer, bis ins hohe Schleswig-Holstein weitervermittelt zu werden und dem westdeutschen „Wirtschaftswunder“ ihre Arbeitskraft beizusteuern.
Weniger bekannt ist der hier abgebildete Bahnhof Sirkeci gari im europäischen Stadtteil Istanbuls, wo die Reise von Hunderttausenden begann. Er war 126 Jahre lang die Endstation vom Orient Express.
Aus: Hamburg und Altona: eine Zeitschrift zur Geschichte der Zeit, der Sitten und des Geschmacks. Band 3. 7tes, 8tes und 9tes Heft. 1802
Altona hat eine so vorteilhafte Lage, wie sie in Deutschland wenig zu finden ist, weil der schiffreiche Elbstrom längst der Stadt fließt und die größten Schiffe hinter den Häusern anlegen können, und deshalb haben sich auch die dänischen Regenten von jeher bemüht, und es durchaus an nichts fehlen lassen, um den Handel in Altona recht blühend zu machen, so viel es sich wenigstens den Verhältnissen nach tun ließ; denn dass Hamburg in Ansehung des Handels immer prädominiren werde, das versteht sich wohl von selbst.
Aus: Hamburg und Altona: eine Zeitschrift zur Geschichte der Zeit, der Sitten und des Geschmacks. Band 3. 7tes, 8tes und 9tes Heft. 1802
Die Kenntnis der Welt macht uns zu Menschen.
Es sind in dieser Zeitschrift schon mehrere Auszüge aus älteren theologischen Schriften in, Hamburg gedruckt, geliefert worden, die zum Beweis dienen sollten, wie weit es seit einem halben Jahrhundert mit der Aufklärung in Hamburg gediehen sei, und wie sehr solche sich gegenwärtig ausbreite, da dergleichen Schriften jetzt weder gedruckt noch weniger von den Hamburgern gelesen würden. Ich kann die Gültigkeit eines solchen Beweismittels für die gegenwärtige hamburgische fortschreitende Aufklärung eben so wenig anerkennen, als dass dadurch die ehemalige theologische Finsternis; zu beweisen sei; denn es kann in einer Stadt des Unsinns in Menge gedruckt werden, ohne dass die Einwohner solche Druckschriften bemerken, oder noch weniger sie mit Beifall aufnehmen sollten. Der gewinnsüchtigen Leute gibt es aller Orten, und es kann leicht geschehen, dass unsinnige Schriften in einer sonst aufgeklärten Stadt gedruckt werden, weil ihr Verleger hofft, sich im Auslande vielleicht Absatz zu verschaffen. Es kommt besonders darauf an, ob und wie dergleichen Unsinn an dem Orte seiner Erscheinung aufgenommen wird, um hieraus ein Urteil zu fällen.
Aus: Ansicht der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen, Band 1. 1824. Von Karl Johann Heinrich Hübbe (1764-1855) deutscher evangelischer Theologe u. SchriftstellerDie älteste Hauptkirche Hamburgs ist dem Apostel Petrus geweihet. Diesen Rang des Altertums haben ihr freilich einige Geschichtsforscher streitig machen und ihn der Nicolai-Kapelle zuerkennen wollen. Doch wird sich hierüber schwerlich etwas Entscheidendes ausmachen lassen, und dergleichen, so sehr ins Einzelne gehende historische Untersuchungen können nicht unser Zweck sein. So viel ist gewiss, dass die Gegend, wo die Petrikirche liegt, am frühesten angebauet wurde. Natürlich wählte man zu diesem Anbau keine Niederung, sondern eine hohe trockene und gesunde Lage. Der nahe gelegene Berg ist mit dem Fischmarkte einer der ältesten Marktplätze der Stadt. Alle Gassen von Süden, Westen und Nordwesten her gehen aufwärts. Am beträchtlichsten senkt sich die Schmiedestraße nach dem Fischmarkt zu. Im Osten ist das auf gleicher Höhenfläche liegende Jacobikirchspiel, im Norden die Alster *). Selbst die vormalige Kathedralkirche, der Dom, lag etwas niedriger.
Aus: Skizzen aus den Hansestädten. Hamburgische Skizzen. Beurmann, Eduard (1804-1883) deutscher Jurist, Publizist und Schriftsteller. 1836
Ein Sonntag in Hamburg. In London herrscht Todtenstille an einem solchen Tage. Politik und Vergnügungen weichen der anglikanischen Kirche, diesem reichen Tyrannen, dem Einzigen in Alt-England. Eine Million Einwohner: Herzöge, Pairs, Kaufleute, Matrosen, Gauner und Bettler, ziehet sich an diesem Tage in die Stille des Hauses zurück. Das Gesetz verlangt es, das Gesetz will Andacht, und der Engländer folgt dem Gesetze. Die Gottesverehrung ruht schwer, wie der Steinkohlendampf und Nebel, auf der sonst so rührigen Insel; man gibt ihr das Recht, welches sie in Anspruch zu nehmen, befugt ist. Die Strenge der Form, das Ansehen des Buchstabens, welche dem Engländer stets im öffentlichen Leben vorleuchten, dehnen sich auch auf seine Religiosität aus. Der Sonntag verwandelt, wie auf einen Zauberschlag, diesen unaufhörlichen Geschäftssturm, der über London, während der Wochentage, ertönt, in jene ängstliche Stille, wo sich kein Lüftchen regt und selbst die rohe Natur der Matrosen dem Prediger lauscht, der sie auf der Temse, in schwimmender Kirche, Gottes Wort lehrt.
Aus: Skizzen aus den Hansestädten. Hamburgische Skizzen. Beurmann, Eduard (1804-1883) deutscher Jurist, Publizist und Schriftsteller. 1836
Hamburg ist Weltstadt. In den letzten zwanzig Jahren hat sie sich zu dem Zenit ihres Ansehens erhoben; sie hat Amsterdam, die erste Seestadt des europäischen Kontinents hinter sich gelassen, sie rivalisiert mit London und Liverpool; sie ist nicht die schönste, aber die angenehmste Stadt Deutschlands. Wien mag einen ansprechenderen Volkshumor gewähren, Berlin und München mögen als die Kunst- und literarischen Museen Deutschlands Hamburg überbieten; aber wo findet man jenes reiche, üppige Handelsleben, jenes geschäftige Volkstreiben, wie in Hamburg? Wo findet man jene königliche Elbe mit dem mastbewimpelten Antlitz, die bei Hamburg lacht, wie oberhalb Dresden, in der sächsischen Schweiz? Sie will Abschied nehmen von der Erde und mit dem Meere die Hochzeit feiern.
Vor allem glänzte damals das Johanneum in Hamburg, das von Bugenhagen 1529 zugleich mit dem Reformationswerk gestiftet, in Joachim Jungius seinen ersten und zugleich größten Einrichter und Leiter gefunden hatte.
Joachim Jungius, ein Zeitgenosse und Geistesverwandter von Baco, Galilei, Kepler, Gassendi und Descartes, am 22. Okt. 1587 zu Lübeck geboren und am 23. Sept. 1657 in Hamburg gestorben, war einer der bedeutendsten Geister, welche Deutschland damals aufzuweisen vermochte. Er hatte in Rostock und Gießen studiert, war lange und viel, besonders in Italien gereift und endlich 1628 nach Hamburg zum Rektor des Johanneums berufen worden, wo er 1634 eine Schulordnung schuf, die beinahe ein volles Jahrhundert ausreichend erschien und der Anstalt ein Ansehen und einen Flor verschaffte, wie ihn ein ähnliches Institut in Deutschland vordem noch niemals erlebt hatte. Es gab eine Zeit, wo die Schule 1166 Schüler zählte.
Aus: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 2. 1847. Von Laurent, J. C. M. Dr. (?) mit Zusätzen von Herrn Archivarius Dr. Lappenberg.
Das Piratenwesen entwickelte sich in unsern Gegenden aus der Straßenräuberei. Im 14ten Jahrhundert erzählen die Chroniken gar Viel von der Frechheit und dem Übermute der „raptores.“ Endlich ergriff man wirksame Maßregeln gegen dies Unwesen. Die Hansestädte verbanden sich, die Straßen von Strauchdieben zu säubern. Unsere Stadt blieb darin nicht zurück. Alljährlich finden wir in den Kammerrechnungen vermerkt, dass der Vogt mit seinen Genossen (advocatus cum sociis) hinauszieht auf die Landstraße, das Gesindel aufzuheben oder zu verjagen; nicht selten finden wir dann Hinrichtungen angeschrieben — den Kopf zu 8 ß berechnet — aber zugleich ist auch nicht selten Meister Johann, der Chirurg, beschäftigt, wunde Gesellen zu heilen. So bekommen im Jahre 1377 die Herren Nikolaus Rode und Markward Woldemarsen 12 Pfund oder 15 Mark zur Reise gegen die Räuber, welche an der Oste hausen.
Aus: Des Knaben Wunderhorn. Band II. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. A. v. Arnim und Clemens Brentano. 1808. (Quartalschrift für ältere Literatur. Leipzig, 1781)
Störtebecher und Gödte Michael,
Die raubten beide zu gleichem Teil
Zu Wasser und nicht zu Lande,
Bis das es Gott vom Himmel verdross,
Des mussten sie leiden große Schande.
Sie zogen vor den Heidnischen Soldan,
Die Heiden wolten ein Wirtschaft han;
Seine Tochter wolt er beraten,
Sie rissn und splissen wie zwei wilde Tier,
Hamburger Bier trunken sie gerne.
Aus: Hamburgische Geschichte des 19. Jahrhunderts von 1800 bis 1843, von Johann Wilhelm Christern, (?) 1843
Ich hatte die letzte Periode dieser meiner anspruchslosen Geschichte bezeichnet: Von den Freiheitskriegen bis auf die Einführung der Reform. Ich konnte kein anderes Wahrzeichen finden, ich hoffte auf Teilnahme und Anerkennung für diese allein richtige und würdige Abschließung. Sie ist mir nicht gewährt worden. So erneuere ich hier, was in dem freien Hamburg selbst, in dem roten Meer der Zensur unterging.
Aus: Hamburgische Geschichte des 19. Jahrhunderts von 1800 bis 1843, von Johann Wilhelm Christern, (?) 1843
Kaum war die Kunde von dem Feuer in der Umgegend und sofort in Deutschland und den anderen Ländern bekannt geworden, so zeigte sich überall die größte Teilnahme und Bewegung. Hamburgs Unglück erregte einen so glänzenden Ausdruck der Liebe und Zuneigung, wie er in der Geschichte nicht seines Gleichen findet. Hamburg sah, welche und wie zahllose Freunde es sich erworben hatte durch die Reihe der Jahre, es musste zu seiner wehmütigen Freude und stillen Erhebung bemerken, wie sehr sein Dasein Allen, den Fürsten, Kaisern und Prälaten, wie den Kleinsten dreier Weltteile im Herzen lag.
Aus: Hamburgische Geschichte des 19. Jahrhunderts von 1800 bis 1843, von Johann Wilhelm Christern, (?) 1843
Wer die Beschaffenheit und die Umstände des Brandes am ersten Tage kennt, der kennt eigentlich auch die der beiden übrigen Tage. Ich kann hier keine spezielle, fortlaufende Geschichte des weltberühmten Feuers geben, weil dies teils zu viel Raum erfordern, teils auch gegen die Form des vorliegenden Werkes verstoßen würde. Doch soll es an einzelnen weitern Darstellungen und Erzählungen nicht fehlen, wo man das Nähere in Schleidens schon angeführtem, in dieser Art, wenigstens was die Sammlung und Bewältigung des Stoffes anbetrifft, klassischen Buche dann nachlesen mag.