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- Category: Geschichte
- Published: 26 February 2011
Störtebecher der sprach alzuhand:
Die West-See ist mir wohl bekannt,
Das will ich uns wohl holen;
Die reichen Kaufleut von Hamburg,
Die sollen das Gelach bezahlen.
Sie liefen ostwärts längst des Lick:
Hamburg, Hamburg tu deinen Fleiß,
An uns kannst du nichts gewinnen,
Was wir auch wollen bei dir tun,
Das wolln wir bald beginnen.
Und das erhört ein schneller Bot,
Der war von klugem Rat,
Kam in Hamburg gelaufen,
Er fragte nach des ältsten Bürgermeistern Haus
Den Rath fand er zu Hausse.
„Ihr lieben Herrn all durch Gott,
„Nehmt diese Red nicht auf für Spott,
„Die ich euch will sagen,
„Die Feinde liegen euch nahe bei,
„Sie liegen am wilden Have.
„Die Feinde liegen euch hart vor der Tür,
„Des habt ihr edlen Herrn zweier Kühr,
„Sie liegen dar' am Sande,
„Last ihr sie wieder von hinnen ziehn,
„Des habt ihr Hamburger Schande.“
Der ältste Burgermeister sprach allzuhand:
„Gut Gesell du bist uns unbekannt,
„Worüber solln wir dir gläuben?“
„Des solt ihr edlen Herren tun,
„Bei meinem treuen Eide.
„Ihr sollet mich setzn auf das Vorkastel,
„Bis das ihr eure Feinde seht
„Wohl zu derselben Stunde,
„Und spüret ihr einigen Wankel an mir,
„So senket mich zu Grunde.“
Die Herrn von Hamburg zogen aus,
Sie gingen zu Segel mit der Flut,
Wohl nach dem neuen Werke,
Vor Nebel konnten sie nicht sehn,
So finster waren die Schwerken.
Die Schwerfen brachen durch,
Die Wolken wurden klar,
Sie segelten fort und kamen dar,
Grossen Preis wollten sie erwerben,
Störtebecher und Gödte Michael mussten darinnen sterben.
Sie hatten einen Hölck mit Wein genommen,
Darmit waren sie auf die Weser gekommen,
Dem Kaufmann dar zu leide.
Sie wollten darmit in Flandern,
Sie mussten dar noch scheiden.
Hört auf Geselle, trinket nun nicht mehr,
Dort laufen drei Schiffe in jener See,
Uns grauet vor den Hamburger Knechten,
Kommen uns die von Hamburg an Bord,
Mit ihnen müssen wir fechten.
Sie brachten die Büchsen an den Bord,
Zu allem Schießen gingen sie fort,
Da hört man die Büchsen klingen;
Da sah man so manchen stolzen Held
Sein Leben zu Ende bringen.
Sie schlugen sich drei Tag und auch drei Nacht,
Hamburg dir ist ein Böses gedacht
All zu derselben Stunde,
Das uns ist lang zuvor gesagt,
Das kommen wir hie zu Funde.
Die bunte Kuh aus Flandern kam,
Wie bald sie das Gerücht vernahm,
Mit ihren starken Hörnern,
Sie ging sich brausen durch die See,
Den Hölck wollte sie verstören.
Der Schiffer sprach zu dem Steuermann,
Treib auf das Ruder zum Steuerbort an,
So bleibt der Holck bei dem Winde,
Wir wollen ihn laufen sein Vorkastel entzwei,
Das soll er wohl empfinden.
Sie liefen ihm sein Vorkastel entzwei.
„Trauen, sprach sich Gödte Michael,
„Die Zeit ist nun gekommen,
„Daß wir müssen fechten um unser beider Leib,
„Es mag uns schaden oder frommen.“
Stürzebecher sprach sich allzuhand:
„Ihr Herrn von Hamburg tut uns kein Gewalt,
„Wir wollen euch das Gut aufgeben,
„Wollt ihr uns stehen für Leib und Gestalt
„Und fristen unser junges Leben?“
„Ja traun, sprach sich Herr Simon von Utrecht,
„Gebet euch gefangen auf ein Recht,
„Last euch das nicht verdrießen,
„Habt ihr dem Kaufmann kein Leid getan,
„So werdet ihrs wohl gemessen.“
Da sie gegen die Richtstadt kamen,
Nicht viel Gutes sie da vernahmen,
Sie sahn die Köpfe stecken.
,,Ihr Herren, das sind unsere Mitkompans!“
So sprach sich Stürzebecher.
Sie wurden zu Hamburg in die Haft gebracht,
Sie saßen nicht länger als eine Nacht,
Wohl zu derselben Stunde,
Ihr Todt wurd also sehr beklagt,
Von Frauen und Jungfrauen.
„Ihr Herrn von Hamburg wir bitten um eine Bitt,
„Die wollt ihr uns versagen nicht,
„Und mag euch auch nicht schaden,
„Dass wir mögen den Trauerberg
„Angehn in unserm besten Gewande.“
Die Herrn von Hamburg täten die Ehr,
Sie ließen ihn Pfeifen und Trommeln vorgehn,
Sie hätten’s wohl lieber entbehret,
Ja wären sie wieder in der Heidenschaft gewest,
Sie wären nicht wiederkehret.
Der Scharfrichter hieß sich Rosenfeld,
Er haute so manchen stolzen Held
Mit einem frischen Mute,
Er stund mit seinen geschnürten Schuhen
Zu den Enkel in dem Blute.
Hamburg, Hamburg, des geb ich dir den Preist,
Die Seeräuber waren nie so weiß,
Um deinet Willen mussten sie sterben,
Das machst du von Gold ein Krone tragn,
Den Preist hast du erworben.