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Es war lange bei Vielen Gebrauch, auf Napoleon zu schimpfen und zu schmähen ohne Ende, einseitig roh, sobald sie von der Belagerung sprachen und der damaligen grenzenlosen Tyrannei; wenn diese Franzosenfresserei bei den Aufgeklärteren auch schon sehr aus der Mode gekommen ist, und man jetzt an eher eine Vergötterung als an eine Verachtung denkt, so darf man gegen Napoleon doch wenigstens nicht ungerecht sein, man muss ihm lassen, was eine Folge von ihm und seiner Herrschaft war. Er hat den Franzosen nicht bloß ein Gesetzbuch, sondern auch die praktischsten und besten Einrichtungen gegeben, er hat sogar den Deutschen zu unzähligen Verbesserungen verhelfen, ohne dass diese seinen großen Einfluss, sein glänzendes Beispiel bestimmt und offenherzig anerkannt haben. Auch Hamburg hat von Napoleon seinen großen Nutzen gehabt, es hat manche seiner löblichsten und vorteilhaftesten Einrichtungen nur aus seinem Geiste, von seinem großen Genie genommen. Ich spreche dies hier mit voller Überzeugung aus:

 

 

Hamburg hat auch dem Napoleon Gutes zu verdanken, es hat davon unmittelbar nach seiner Besiegung die Anwendung gemacht, wenn es auch unter seinem welterstürmenden Ehrgeiz, unter einem genialen riesengroßen Entwurf, den die Pygmäenwelt der Gebieter nie begreifen wird, unendlich geblutet hat. Nicht Alles war Tyrannei, was aus dem Herzen Napoleons kam; was die Folgen des Krieges brachten ist eine andere Sache. Napoleon hat uns manche Verbesserung bereitet, nach der wir sonst noch lange unter anderen Machthabern, die nur seine kleinsten, aber wahrlich keine einzige seiner großen Eigenschaften haben, uns sehnen würden. Dass ich es kurz sage, wer hat uns das Stempelwesen gelehrt, wer hat die Polizei im eigentlichen Sinne gegründet, auch mit den verächtlichen Schattenseiten — Napoleon führte die geheimen Polizeispione ein! — wer hat in neuerer Zeit zuerst wieder das Gericht unter uns öffentlich handhaben lassen, wenn die Norm beim Handelsgericht auch leider allein geblieben ist? — Was damals eingeführt worden ist, dafür hatte Napoleon doch nur den Sinn geweckt und die Zweckmäßigkeit ließ sich nicht zurückweisen. Wollte Gott, er hätte für Mehreres den Vorläufer abgegeben, er hätte nicht bloß die Macht und Alleingewalt, sondern auch den republikanischen Geist und die wahre Bürgerfreiheit, die Initiative der Gemeinde zum Prinzip erhoben. Wäre Napoleon so Bürger gewesen als er Kaiser war, es wäre anders gekommen und geworden. Ehre also dem Ehre gebührt; der Senat hat von dem Seinigen nichts gegeben und vergeben, selbst Abendroths Wünsche bei Hamburgs Wiedergeburt waren nur halbe Wünsche und beschönigende Mittel. Und wie viele von jenen Wünschen, denen noch andere aus der Bürgermitte folgten, sind erfüllt worden? Wie viele haben sich ihnen nach und nach angeschlossen, die ebenfalls auf Erfüllung harren? —

Das Polizeiwesen wurde von den Präturen geschieden und ferner in dem Hause verwaltet, welches die Franzosen als das Hotel de ville eingesetzt und für gut befunden hatten.

Das Handelsgericht wurde im Jahre 1815 errichtet, und zwar nach dem Prinzip der Öffentlichkeit, wie die Franzosen Jedem sein Recht zusprachen.

Die bürgerliche Gleichstellung der Christen aller Konfessionen seit 1819 ist ebenfalls durch Rat- und Bürgerschluss beliebt, weil Napoleon nur ein Volk kannte, das im Kriege wie im Frieden gleich berechtigt sei. Er ließ die Juden mitstreiten, aber er gab ihnen auch ihre Gerechtsame. Auch unsere Juden haben mitgestritten!

Ebenso fing man seit 1819 an, die Wälle und Tore abzutragen, und erstere in eine Art Park mit Blumen und Gebüschen im großartigen Stile umzuschaffen.

Zu den im Verlauf der nächsten Jahre errichteten Gebäuden gehört vor allen Dingen das, ein europäisches Ansehen genießende allgemeine Krankenhaus, zu welchem am 18. Juni 1821 der Grundstein gelegt, und das am 30. Oktober 1823 schon eingeweiht wurde.

Das Gebäude der Bank wurde 1826 zugleich mit dem Stadt-Theater erbauet und im folgenden Jahre bezogen; die neue Börse am 2. Dezember 1841 und das neue Gymnasial-Gebäude, beide im edlen, großartigen Stile ausgeführt, schon im Mai 1810 eingeweiht. Man ist leicht geneigt, diese Bauten als eine Vorbereitung zu jener Verschönerung der Stadt zu betrachten, welche durch den abgebrannten Teil ins Dasein gerufen werden sollte! —