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Was soll ich aber von den Tausenden sagen, die auch bei jenem Heimzug fehlten, die nichts sahen und hörten von den lauten Freudentönen, die die Wangen nicht glühen sahen im Rosenscheine der Freiheit, deren Herz selbst nicht wieder schlug, als doch jede Brust zum neuen Leben erwachte, aus der freien Luft den frischen, stärkenden Atem schöpften, was soll ich sagen von den Gräbern zu Ottensen, von jenen Gräbern, die Tausende umschließen, die wahrlich den härtesten Kampf kämpften, die schmerzhaft duldeten, in unendlichem Jammer, in der bittersten Not und Verzweiflung dahinsanken! Die Dichter haben gewetteifert, Euch mit sanfter Schwermut zu besingen; Hamburger, nehmt es von dem sangesreichen Rückert als eine milde freundliche Gabe auf, dass er ein Blatt in dem reichen Buche seiner Unsterblichkeit Euren unglücklichen Mitbürgern geweiht, dass ihr Loos ihn tief und innig gerührt hat. Ein lieblicher Gang ist mir oft der unter Gräbern gewesen, und wenn der Frühling keimte, die Blumen sprossten, und Alles in der Natur wieder zur Freiheit erwachte, dann ging ich an dem Denkmal vorbei, das die biedere Gesinnung der Nachwelt jenen Schlafenden gesetzt hat, ein Epitaphium voll unendlich wehmütiger Bedeutung, und eine Träne, ein unwillkürlicher Schauer mahnte mich jedes Mal daran, dass einst viel Leid und Weh gewesen sein müsse. Nennt jenes Denkmal den Stein der Wehmut, und lässt ihn Euch beständig an Euer großes Unglück, an Eure tiefste Erniedrigung erinnern. Haltet dort eine Seelenmesse an jedem fünf und zwanzigsten Dezember!