- Details
- Category: Geschichte
- Published: 10 March 2011
Darum lacht sie hold - verschämt, mit Tränen in den Augen, wie eine junge Braut. Die grünen, hügelumsäumten Elbufer bilden den Brautkranz, und die reiche, üppige Hammonia ist der Diamant der Brautkrone. Er ist durch viele Hände gegangen, aber an Wert hat er nicht verloren. In bunter Pracht glänzt und flimmert er hinter dem Mastenwalde des Hafens hervor, in Villen und Gärten eingefasst, an Venedig mahnend und die Lagunen. Wie reich, wie belebt, wie weltanschauungsvoll gestaltet sich das Panorama, wenn man von dem hohen Turme der Michaeliskirche seine Blicke hinabsendet in die Straßen, in den Hafen, die Elbe hinauf und hinab über die große fürstliche Handelspracht, mit welcher sich Merkur und Neptun geschmückt. Dieses Bild bietet keine deutsche Stadt. Die transatlantische Welt und ganz Europa haben sich bestrebt, dasselbe auszuschmücken. Westindien, Mexiko, die nordamerikanischen Freistaaten, Frankreich, Holland, Russland und sogar Konstantinopel haben an diesem Panorama mitgearbeitet. Sie umlagern Hamburg mit ihren Schiffen, und die alte mächtige Hansestadt schaut mit stolzen Blicken, mit dem ehernen Mark Banko - Gesichte auf das Alles hernieder.
Wenn England und Holland durch die Kommunikation der Dampfschifffahrt mit Hamburg in der engsten Verbindung standen, so hat sich nun auch Frankreich ihnen angeschlossen. Die Dampfschifffahrt zwischen Havre und Hamburg vereinigt beide Städte, binnen zwei und fünfzig Stunden, wenige Stunden mehr genügen, um von der Mündung der Seine nach der Hauptstadt des französischen Reichs zu gelangen.
Wie sehr ist Hamburg von der Natur für den Handel begünstigt. Am nördlichen Elbufer gelegen, da, wo sich diese mit der Alster vereint, beträgt ihre Entfernung von der Nordsee nur achtzehn deutsche Meilen, die von dem baltischen Meere höchstens neun. Tägliche Verbindungen sind dieser Stadt mit Amerika, England, Frankreich, Holland und Belgien durch die Nordsee eröffnet; mit Russland durch das baltische Meer, (Ostsee;) mit Kopenhagen und den dänischen Inseln durch Altona und Kiel; mit Hannover und Bremen durch Harburg; mit dem übrigen Deutschland durch die Elbe. Aus Böhmen, Sachsen und Preußen führt ihr der treue anhängliche Strom Eisen, Leinwand, Baumwolle und Wollstoffe zu. Endlich will Berlin sogar den Handels-Verkehr durch eine Dampfschifffahrt zwischen der Hauptstadt des preußischen Reichs und Hamburg fördern.
Hamburg selbst mit seinen engen unregelmäßigen Straßen, seinen hohen Häusern, seinen vielen verbauten „Höfen“, „Gängen“ und „Kellern“ seinen stinkigen Kanälen, den vielen Brücken darüber und „Twieten“ ist ein Bild der Unregelmäßigkeit, ein labyrinthischer Steinknäuel. Aber das regsame Leben an allen Orten macht diese Missgestaltung weniger auffallend, und die Boulevards: „neuer und alter Jungfernstieg,“ die Promenaden links der Stadt, deren Fuß hie und da von der Elbe geküsst wird, die zwischen den Häusern versteckten Märkte und öffentlichen Plätze bieten erfreuliche Lichtpunkte dem Auge dar. Die Gedrängtheit der Stadt jedoch erhöhet das große Handels-Gewirre, jenes wilde Chaos, das, wie Meerestosen, an das Ohr tönt. Hat man sich eine Zeitlang in dem Getümmel umhergetrieben, sehnt man sich nach Zurückgezogenheit aus dem Handels - Gewühl, so eile man zum „Jungfernstieg“. Auch hier herrscht eine stete Bewegung, aber sie ist einförmig und weniger geräuschvoll.