Aus: Hamburg und Altona. Eine Zeitschrift zur Geschichte der Zeit, der Sitten und des Geschmacks. Dritter Band. 7tes, 8tes und 9tes Heft. XIV. S. 128. 1802Frühlingslied
Der Frühling ist da!
Das Leben kehrt wieder
Vom Himmel hernieder.
Juchhei saßa!
Der Frühling ist da!
Der Frühling ist da
Im blumigen Kleide!
Die Stimme der Freude
Tönt fern und nah':
Der Frühling ist da!
Aus: Morgenblatt für gebildete Stände. 22. Jahrgang. 1828. Redaktion Dr. Schorn
Der traurige Winter, welcher besonders für die nördlichen Gegenden so manche Unannehmlichkeit mit sich führt, liegt nun hinter uns, und die Hoffnungen des Lenzes erwachen in der neubeseelten Brust. Unsere Stadt bot indes, in der verflossenen rauen Jahreszeit so mancherlei Zerstreuungen und selbst Genüsse dar, dass jeder, der nur Geld besaß, nicht über Langeweile zu klagen hatte. Mit Vergnügen bemerkt man, dass Hamburgs früherer Wohlstand zurückzukehren scheint, und wenn die Handelsherrn auch ihre Klagen über schlechte Zeiten immer noch nicht einstellen, so rührt das wohl mehr von der Gewohnheit her, stets zu klagen, als von wirklicher Stockung in den Geschäften. Wenigstens zeigt der erhöhte Luxus in fast allen Ständen, dass man sich wieder ganz wohl und behaglich fühlt.
Aus: Ansicht der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen, Band 1. 1824. Von Karl Johann Heinrich Hübbe (1764-1855) deutscher evangelischer Theologe u. Schriftsteller
Von den hamburgischen Hauptkirchen der Altstadt ist die zu St. Jacobi die unscheinbarste, wenigstens in ihrem Innern. Ihre erste Entstehung als Kapelle ist fast gleichzeitig mit der zu St. Katharinen. Die Stadt vergrößerte und bevölkerte sich eben so schnell im Osten, als im Süden. Hier wohnten Gärtner, Fuhrleute und Handwerker, welche zu einem kostbaren Bau kein Vermögen hatten. Doch wünschten sie eine Kirche, und wandten sich an den damaligen Pabst Innocenz XVI. welcher 1354 mit einem Ablassbriefe zu Hilfe kam, die Gläubigen zu milden Beiträgen aufforderte, und ihnen dafür jedesmal vierzig Tage Erlass ihrer Sünden verhieß. Dies wirkte.
Aus: Ansicht der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen, Band 1. 1824. Von Karl Johann Heinrich Hübbe (1764-1855) deutscher evangelischer Theologe u. Schriftsteller
Die am südlichsten und niedrigsten gelegene Hauptkirche ist die der heiligen Katharina geweihte. Die Zeit ihrer ersten Entstehung läßt sich nicht genau nachweisen. Schon früher ist dort eine Kapelle zum Gebrauch der Fischer, Brauer und anderer Gewerke errichtet gewesen, weil bereits 1433 der Grund zum Turm gelegt wurde. Die Spitze wurde freilich erst 1603 durch den Baumeister Peter Marquard aufgesetzt. Die Kirche ist 250 Fuß lang und 100 Fuß breit.
Aus: Ansicht der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen, Band 1. 1824. Von Karl Johann Heinrich Hübbe (1764-1855) deutscher evangelischer Theologe u. Schriftsteller
Im Westen der Petrikirche liegt die zu Sankt Nikolai, die zweite der Altstadt. Dass sie rundum bebaut ist, haben wir schon bemerkt. Durch spätere Ausbesserungen hat das Dach an der Südseite eine sehr moderne Gestalt gewonnen. Von der ursprünglichen äußern Gestalt der Kirche lässt sich kaum etwas erraten. Sie bildet ein langes Viereck, 290 Fuß lang, 150 Fuß breit. Von der Turmtüre her kann man die Länge der Kirche bis zum Hochaltar nicht übersehen. Dieser ist durch ein starkes messingenes Gitterwerk mit einer Haupt- und Nebentüre abgesondert.
Ich kann indessen von dieser ältesten Kirche Hamburgs nicht scheiden, ohne einer, auch dem Etymologen nicht unbedeutenden Antiquität zu gedenken. In einer Nebentür der Süderseite stand eine hölzerne weibliche Figur im Kostüme des sechzehnten Jahrhunderts, mit einem Beutel am Arme, worin ein Buch steckte. Man hat dieselbe weggenommen, ohne einen hinreichenden Grund; dass damals, wie jetzt, das weibliche Geschlecht die Taschen proscribirt und sich mit Beuteln beholfen haben sollte, ist nicht wahrscheinlich.
Seit dem Jahre 1814 sind die Hauptkirchen der Altstadt in ihrem Innern sehr verschönert worden. Die Franzosen hatten ohne alle Not aus bloßem Mutwillen, um die Hamburger, welche sie als Rebellen ansahen, zu kränken, sich der Kirchen St. Petri, Nicolai, Catarinen und Jacobi bemächtigt und Pferdeställe daraus gemacht. Alle Bitten und Vorstellungen waren vergeblich. Die Ortsbehörden hatten sich erbeten, die Pferde auf eine weit bequemere Art, als in den Kirchen möglich war, unterzubringen und Ställe erbauen zu lassen. Sie wurden nicht gehört; man wollte verwüsten und wehe tun. Die Gemeinde zu St. Peter nahm ihre Zuflucht zur Johannisschule. Der zu St. Nicolai wurde die Börsenhalle eingeräumt. Die Catriniten mussten sich in einem nahegelegenen, etwas geräumigen Privathause, und die Jacobiten in dem Pastorathause behelfen.
Aus: Ansicht der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen, Band 1. 1824. Von Karl Johann Heinrich Hübbe (1764-1855) deutscher evangelischer Theologe u. Schriftsteller
Wenige und fast keins der öffentlichen Gebäude in Hamburg aus der Vorzeit zeichnen sich durch einen imposanten Anblick, durch Kühnheit in der Anlage, vollendete Ausführung oder innere Pracht aus. Man scheint nur Bedürfnis und Dauerhaftigkeit zum Maßstabe genommen zu haben. Auch wollte man wohl nicht mehr leisten, als die Kräfte vermochten. Denn auffallend ist der Unterschied zwischen den beiden nahegelegenen Schwesterstädten Lübeck und Hamburg. Dieses hat keinen Dom und keine Marienkirche mit ihren hohen und kühnen Gewölben, mit so vielen Denkmälern alter deutscher und selbst ausländischer Kunst aufzuweisen. Man trifft in den hamburgischen Kirchen nur wenige Denkmäler alter Familien und unter diesen wenigen auch nur einige, welche sich durch richtigen Geschmack und wahren innern Kunstwert auszeichnen, während fast jede Kirche in Lübeck, freilich unter manchem Mittelmäßigen, mit den trefflichsten Werken älterer und neuerer Kunst geziert ist.
Aus: Ansicht der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen, Band 1. 1824. Von Karl Johann Heinrich Hübbe (1764-1855) deutscher evangelischer Theologe u. Schriftsteller
Topographisch betrachtet liegt es an der Niederelbe, da wo sich die kleinen Flüsse, die Alster und die Bille mit derselbigen vereinigen, grade an dem Punkte, wo die Flussfahrt aufhört und die Seefahrt anhebt. Einen günstigeren Punkt für eine Handelsstadt kann es nicht gehen. Da nun Hamburg nicht von seiner Stelle gerückt werden kann, so liegt darin unstreitig eine Bürgschaft für seine fortdauernde Wichtigkeit als erste deutsche Handelsstadt und für den bedeutenden Rang, welchen es unter den europäischen Handelsstädten behauptet. Kriege und andere Weltbegebenheiten und insbesondere die Ansichten und darauf gegründete Maßregeln der Regierungen, dem Handel ihrer Länder fortzuhelfen, werden freilich einen bald mehr bald weniger ungünstigen Einfluss auf Hamburgs Handel äußern, aber Hamburg nie entbehrlich machen, dessen Erbauer Karl der Große gewiss nicht den Zweck hatte, eine See- und Handelsstadt zu gründen.
Aus: Die Kunst – Monatshefte für freie und angewandte Kunst. 42 Band. XXIII. Jahrgang. 1920. Von E. Rasch.
Alter hanseatischer Überlieferung getreu, findet auch in dieser schweren Zeit die Pflege der schönen Gartenkunst in Hamburg feinsinniges Verständnis. Es ist natürlich, daß eine angestrengt arbeitende Bevölkerung zur Ausspannung der Kräfte heute mehr als früher den Schwerpunkt des Familien- und Gesellschaftsverkehrs in das eigene Heim verlegt und durch liebenswürdige edlere Ausgestaltung desselben den Rahmen zu einer verfeinerten häuslichen Kultur schafft.
Aus: Skizzen aus den Hansestädten. Hamburgische Skizzen. Beurmann, Eduard (1804-1883) deutscher Jurist, Publizist und Schriftsteller. 1836
Wenn man in der Umgegend Hamburgs Landleute trifft, die sich durch ihre geschmackvolle Kleidung auszeichnen, die Männer durch ihre weiten kurzen Pluderhosen, ihre braunen, oder grunen Jacken, die oft mit silbernen Knöpfen verziert sind; die Weiber durch ihr grünes, oder rotes, mit farbigem Bande besetztes und am Halse, um den ein rotes Tuch geschlungen ist, zugehäkeltes Mieder, durch die weiten faltigen, kaum bis zur Wade reichenden Röcke, den platten runden Strohhut, unter welchem, bei den Unverheirateten, das Haar in zwei langen Flechten herabfällt, in deren jede am Ende ein Band eingeknüpft ist — so mag man sie für Vierländer halten, für die Nachkommen jener Flamänder, Friesen und Holländer, die Graf Adolph I von Schaumburg, als Kolonisten, hieher versetzte.
Aus: Skizzen aus den Hansestädten. Hamburgische Skizzen. Beurmann, Eduard (1804-1883) deutscher Jurist, Publizist und Schriftsteller. 1836
Die hamburgische Geistlichkeit tritt nicht mit dem pietistischen oder mystischen Gepränge auf, wie in Bremen. Auch ist jener alle Bigotterie fremd. Ein einfacher christlicher Sinn, der sich nirgends zur Schwärmerei hinneigt, sondern vielmehr an den Rationalismus hält, ist das Fundament der dortigen Kirche, die freilich formell geschieden ist, die aber nirgends eine geistige Spaltung bietet. Im eigentlichen Volksleben findet man freilich weniger Hinneigung zu der Kirche, als erfreulich ist. Der Materialismus tritt auch hier hindernd auf. Aber im Familienleben, welches — wie schon früher auseinandergesetzt ist — die Stütze des Staats bildet, zeigt sich die, Religiosität nicht geringer, als in irgend einer deutschen Stadt.