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- Category: Vermischtes
- Published: 16 March 2011
Aber die wacheren Kirchenvorsteher säumten nicht, legten frisch und fröhlich Hand an das Werk und noch ehe das Jahr 1814 verflossen war, honnten die nicht bloß notdürftig wiederhergestellten, sondern wirklich verschönerten Tempel feierlich eingeweihet werden. Freilich der Abstich dieser modernen Veränderungen zu den altgotischen Formen ist hie und da etwas auffallend. Aber selbst, wenn man sich diesen um der Einheit willen hätte anschmiegen wollen und können, so würde dennoch die Sauberkeit, Frischheit der Farbe und die unverkennbare Neuheit eines eben vollendeten Baues doch sehr mit dem Roste des Altertums kontrastiert haben. Die Kirchen haben offenbar an Heiterkeit und durch die viel zweekmäßigere Einrichtung der Hochaltäre die Feier des Abendmals an Erbaulichkeit gewonnen. Selbst die Fußböden sind, seitdem keine Todten mehr in der Stadt begraben werden, mit Dielen belegt, so dass man jetzt nicht, wie ehemals, fürchten darf, sich Erkältung, Zahnweh und Heiserkeit aus den Kirchen zu holen.
Die äußere Bauart der sämtlichen Kirchen der Altstadt ist höchst einfach. Es sind lange Vierecke mit spitzigem Dache und dem Turme, wie gewöhnlich, im Westen. Die Strebepfeiler mit ihren Obdachungen sind das einzige Hervortretende. Die in späteren Zeiten, wiewohl noch vor der Reformation, an den Süderseiten angebrachten Vorbaue mit Säulen und Abbildungen von Heiligen und Aposteln zieren das Hauptgebäude nicht und haben kein richtiges Verhältnis zum Ganzen, wenn gleich einige an sich betrachtet gut geraten sind. Auch hat man hier, wie anderswo, einen reinen Überblick des ganzen Baues unmöglich gemacht, durch den ganz unzweckmäßigen Anbau von Kapellen, Wohnungen der Kirchenbedienten, Buden und Schauern, welche an die Mauern angeklebt sind und eine höchst unförmliche und widerliche Masse bilden. Nur der Turm der Nicolaikirche lässt hier einen christlichen Tempel erraten. Rund um den ganzen Umfang der Kirche erheben sich Gebäude mit schweren, hohen, fast an das Dach reichenden Mauern, zwischen denen man die Eingänge in die Kirche suchen muss. Diese Unzierden sind freilich schon alt und nur der Mangel an Raum und die Notwendigkeit, die Officianten in der Nähe zu haben, können die guten Vorfahren entschuldigen.