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Die Höhe des Turms beträgt 390 Fuß. Er ist von zwei Laternen durchbrochen und unter der obersten Abdachung mit einer kupfernen vergoldeten Krone geziert *). Das mittlere Gewölbe wird für das höchste in Hamburg gehalten. Es ist 96 Fuß hoch und beträchtlich höher als die Seitengewölbe. Auch in dieser Kirche hat man den Altar von dem Gitter und Chorlector befreit, so dass man die ganze Länge der Kirche, von der Turmtüre bis auf den Altar, überblicken könnte, wenn nicht zwei Kirchengestühle vor den beiden ersten Pfeilern hervorsprängen und den Überblick hinderten. Der Altar selbst ist sehr zweckmäßig für die Feier des heiligen Abendmahls eingerichtet. Die Kanzel ist ein treffliches in Italien verfertigtes Kunstwerk von weißem Alabaster und schwarzem Marmor. Sie wurde im Jahr 1633 geschenkt. Unter den Malereien dieser Kirche zeichnet sich ein herrliches Perspektivgemälde von Gabriel Engel aus, welches immer mehr anzieht, je länger man es betrachtet. Es hängt nördlich von der Orgel. Zahlreich sind die Gemälde geachteter und berühmter Geistlichen, welche dieser Kirche dienten; sie bieten dem Kenner der hamburgischen Kirchengeschichte manche interessante Erinnerung dar. Ich führe nur den Reformator Stephan Kempe, den gelehrten Orientalisten Abraham Hinckelmann, und den um diese Kirche sehr verdienten J. M. Göze an. Das Hauptgemälde des Altars ist die zu einem Altarblatt sehr unschicklich gewählte Einsegnung der Kinder durch den Erlöser, Marc. 10. 14 — 16, von dem jetzt in Rom befindlichen Maler Faber. Auffallend ist ein völlig nacktes Kind, welches der christlichen Gemeine den Rücken zukehrt. Zwischen diesem Hauptgemälde und dem Altartische ist ein Gekreuzigter mit seiner Mutter und dem Jünger Johannes. Diese beiden Figuren sind unverhältnißmäßig groß, besonders Maria wohlbeleibt; das Ganze mittelmäßige Arbeit.


*) Vormals trug sich das Volk mit der Sage, die Krone sei von gediegenem Golde, welches die von den Seeräubern Störtebecker und Gädeke gemachte Beute geliefert hatte. Sehr interessiert haben und selbst gefürchtet müssen diese Flibustier jener Zeit gewesen sein, da sich Jahrhunderte lang Sagen und selbst Reliquien von ihnen erhalten haben.

Die Orgel ist vortrefflich und wird von Kennern vorzüglich geschätzt. In neuern Zeiten haben die Kirchenvorsteher, insbesondere auf das Ansuchen des jetzigen Herrn Organisten Kollmann, bedeutende Kosten an die Verschönerung des Werkes und Vermehrung der Stimmen gewandt, diesen aber dafür verpflichtet, sich an jedem Sonnabend Mittag vor Anfang der Vesper etwa eine Viertelstunde darauf hören zu lassen, wodurch den Liebhabern und Kennern eine angenehme Unterhaltung gewährt wird.