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- Category: Stadt & Leute
- Published: 18 March 2011
Die Nahrungsmittel sind kräftig, schmackhaft und gesund, Früchte und Gemüse aus der Marschseite, Fleisch (H. Rindfleisch), Butter, Fische (Lachse, Dorsche), Austern, Schildkröten, Hummer vortrefflich. Von Weinen vornehmlich spanische und französische. — Die Blumenzucht ist sehr gepflegt. — Von Volkstrachten zeichnen sich die der Vierlander Bauern aus. Auffallend sind die Leichenprozessionen durch gemietete Leichenbegleiter in eigentümlicher Tracht! — Das öffentliche Leben zeigt wenig Sittenstrenge; es gibt Straßen zur Hälfte von Freudenmädchen bewohnt; bei Peter Arens u. a. a. O. sind für dieselben Tanzsalon eröffnet.
Die Bevölkerung spricht den niedersächsisch-plattdeutschen Dialekt, ist stark von Körperbau und derb in Ausdruck und Betragen. Das Hoch- namentlich Oberdeutsche versteht nicht Jedermann. Bei dem großen Verkehr und der bei der untern Volksklasse herrschenden Lust an der Tätigkeit ist man von Bettlern wenig belästigt; dafür stehen sie aber in den gastfreien Häusern der Reichen in der Livrée und erpressen unter dem Schutze eines barocken Herkommens hohe Trinkgelder für die genossenen Ehren.
Gegründet von Carl dem Großen, der hier um 808 auf der Höhe zwischen der Elbe und dem östlichen Alsterufer eine Burg (Hamaburg, d. i. Waldburg) *) und eine Kirche erbaute, wurde es bald Sammelplatz für Fischerei und Handel, der trotz räuberischer Einfälle wilder Nachbarn rasch emporwuchs. Ansgarius (Anscharius), der Apostel des Nordens (zu dessen Andenken das Schartor seinen Namen hat), war hier um 834 Erzbischof. Unter den sächsischen Kaisern wurden unruhige Geistliche (Papst Benedict V. † 963) hierher verbannt. Hamburg war seit Carl dem Großen der Sitz kaiserlicher Voigte, u. a. des Hermann Billung 957, dem man die Gründung des Hamburger Gemeindewesens zuschreibt. Im 12. Jahrhundert Eigentum der Grafen von Holstein war Hamburg schon ein wichtiger Handelsort und unternahm 1241 im Verein mit Lübeck die Stiftung der Hansa. 1223 war der Erzbischof nach Bremen gezogen und in demselben Jahr Hamburg von Knut VI. eingenommen und an Graf Albrecht von Schaumburg-Orlamünde verkauft worden, von welchem sich die Stadt loskaufte. Obgleich so rechtmäßig eine freie Stadt, machte Dänemark doch immer von neuem wieder Besitz-Ansprüche an Hamburg, bis endlich 1768 im Vertrag zu Gottorp diese für immer beseitigt wurden. 1252 blühte die Flandernfahrergesellschaft auf. 1270 erhielt Hamburg ein eigenes Gesetzbuch; 1336 — 1356 lag Hamburg im Kirchenbann; erweiterte aber dessen ungeachtet sein Gebiet (Eppendorf, Ritzebüttel etc.) und eroberte sogar 1420 mit Lübeck die Vierlande. Im 15. Jahrhundert entspannen sich viele Kämpfe zwischen Rat und Bürgerschaft. 1468 bestätigte Kaiser Friedrich III. Hamburgs Unabhängigkeit. 1474 landeten hamburgische Kriegsschiffe in England, siegten und diktierten den Frieden. 1483 erregte ein aus dem Hannoverschen geflüchteter Leibeigner, Heinrich von Loh, eine Revolution, in deren Folge 1497 das Gesetzbuch revidiert wurde.
*) Andere leiten den Namen vom Jupiter Ammon, Andere von einem Helden Наmа, noch Andere von Hama = Horn, Biegung ab.
Bis 1500 war die Stadt auf den Winkel zwischen Alster und Elbe beschränkt; geflüchtete Niederländer bauten sich am andern Ufer der Alster an und gründeten die Neustadt um 1500. 1521 wurde zuerst gegen das Papsttum öffentlich gepredigt. 1531 ward der katholische Gottesdienst im Dom geschlossen, und 1533 ein Friede zwischen Schweden und der Hansa. 1530 trat Hamburg dem Schmalkaldischen Bunde bei und verwarf 1548 das Interim. 1503 wurde die, Kämmerei gegründet, welche die Staatskasse führte. Der Besitz des Domes, den die Bischöfe von Bremen fortwährend in Anspruch genommen, fiel im westfälischen Frieden an Schweden und von da an Hannover. Vom 30jährjgen Krieg blieb Hamburg verschont, nicht aber von innern Unruhen (1670 Streit zwischen Bürgern und Senat. 1693 Meurerianer. 1703 Krumholzianer), die endlich 1712 durch den großen Hauptrezess geendet wurden. 1713 nach dem Brand von Altona flüchteten dessen Bewohner nach Hamburg. 1717 stürmte der Pöbel das kaiserliche Gesandtschaft-Hôtel wegen des darin gehaltenen katholischen Gottesdienstes. Der gesunkene Handel hob sich wahrend des 7jährigen Kriegs. 1702 ward hier der Friede zwischen Preußen und Schweden geschlossen und 1708 der Gottorper Vertrag, in welchem endlich Dänemark Hamburgs Unabhängigkeit anerkannte. 1770 erhielt Hamburg Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Bei der Unabhängigkeils-Erklärung von Nordamerika trat Hamburg mit diesem Staat in unmittelbaren Verkehr. 1778 lief das erste direkte amerikanische Schiff im Hafen von Hamburg ein. Im nordischen Kriege kam ein russisches Hilfsheer des Dänenkönigs Friedrich IV. bis nach Wandsbeck und brandschatzte Hamburg. 1713 kam Peter der Große nach Hamburg 1801 besetzten die Dänen noch einmal Hamburg auf 2 Monate. 1802 wurde durch Reichsdeputationsschluss der Dom der Stadt abgetreten. In der neuesten Zeit hat Hamburg viel schwere Schicksale erlebt. Nachdem die Franzosen die Elbe gesperrt und am 19. Nov. 1800 die Stadt selbst in Besitz genommen, war es mit dem Handel so gut wie zu Ende; englische Waaren wurden weggenommen und zerstört. Am 13. Dez. 1810 wurde Hamburg als Hauptstadt des Departements der Elbemündungen dem französischen Reiche einverleibt und erlebte unter dem Oberbefehl von Davoust allen Jammer und alle empörenden Gräuel der Fremdherrschaft. Bei der Annäherung der Russen unter Tettenborn verließen die Franzosen Hamburg am 13. Mai 1813. Mit Begeisterung nahm das Volk am Kampfe gegen Frankreich teil, bildete in Verbindung mit Lübeck und später mit Bremen die hanseatische Legion und eine Bürgergarde. Das Glück aber trat (besonders bei Tettenborns Ungeschick) auf die Seite der Franzosen. Am 19. Mai fingen sie an Hamburg zu beschießen; die Bürger setzten sich zur Wehr, allein verlassen von allen Seiten (zuerst von den Dänen, sodann von den Schweden, auf die sie noch sichrer gerechnet), uneinig unter sich und zwischen Tettenborns und ihre eignen Interessen gestellt, konnten sie sich nicht halten. Die verbündeten Dänen und Franzosen unter Eckmühl und Vandamme zogen am 30. Mai in die Stadt ein und brandschatzten sie um 48 Mill. Franken. Im Nov. d. J. mussten 30.000 Bewohner, die sich nicht auf 6 Monate hatten verproviantieren können, die Stadt verlassen und blieben der bittersten Not preisgegeben. Kein Versuch Hamburg zu befreien wurde gemacht, und Eckmühl verließ es erst spät, nach der Einnahme von Paris am 25. Mai 1814, nachdem er die Stadt um mehr als 140 Mill. MB. ärmer gemacht. Der Wohlstand kehrte indes im Frieden rasch wieder: allein am 5. Mai 1842 brach (in der Deichstrasse) eine Feuersbrunst aus, welche 4 Tage unaufhaltsam dauerte und einen großen Teil der Stadt und ihres Reichtums vernichtete, und nur durch einen am 8. Mai einfallenden Regen endlich getilgt wurde. 61 Straßen, 1.992 Häuser, 498 Buden, 3 Neben- und 2 Hauptkirchen waren ein Raub der Flammen; 2.526 Einwohnen waren obdachlos geworden und über 100 ums Leben gekommen. Ganz Deutschland, ja ganz Europa und Amerika bewies der unglücklichen Stadt die tätigste Teilnahme und Jetzt ist sie großenteils und schöner als sie war wieder hergestellt.
Hamburg ist die Vaterstadt von Hagedorn 1708 †1854. Paul Flemming †1640. J. A. Ebert 1723 † 1795. Gries 1776 † 1842. Basedow 1723 † 1790. Hier lebte und starb der Epigrammatist Greffinger 1640. Klopstock 1803. Hier lebte auch um 1770 der orthodoxe Pastor M. Goetze, der durch Lessings köstliche Streitschriften eine Stelle in der Literaturgeschichte erhalten; sodann Lessing, der 1767 — 1770 die Leitung des Theaters übernommen und hier seine Dramaturgie schrieb. Reimarus, der Verfasser der Wolfenbüttler Fragmente.
Für die Kunst hat Hamburg, ungleich den großen Handelsstädten Italiens, nie viel Sinn gezeigt. Nur dem Schauspiel scheint man dauernd gewogen, und dem Vernehmen nach ist der geniale Prutz als Dramaturg für Hamburg gewonnen. In der Baukunst hat man sich an englische Architekten gehalten; den Privatwohnungen aber das Gepräge von Reichtum und Wohnlichkeit zu geben gewusst.