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- Category: Vermischtes
- Published: 30 May 2012
Der Bericht des Kapitän Fuchs lautet nach der „O. Ztg.“ folgendermaßen:
„Ich verließ Ningpo am 24 Mai 1865 und nahm, um ein Stück Weges abzuschneiden, den Weg durch den Kingtang-Kanal, welcher in den Foto Kanal endet; bei einer Briese bis 8 Knoten wurde es nicht möglich, den sehr starken Strom halten zu können, welcher das Schiff bisweilen in Wirbeln umdrehte. Die tolle Fahrt ging zwischen den Inseln Dumb und Deadman durch. Wir fuhren wie in einer Mulde, das Wasser stand an den Ufern scheinbar vier Fuß höher, und das Geräusch der Strömung übertönte das Kommando. Trotz guter Briese konnte das Schiff daher kaum Kurs halten. Am 9. Abend ging ich bei der Insel Tagasan zu Anker, da hier der Strom entgegen kam. Aus Besorgnis vor den Piraten, welche hier viel herumschwärmen, hatte ich meine 2 Kanonen laden lassen, und eben so meine 10 Flinten; eine Chinesische schwach ausgerüstete Dschunke führt aber 6 und Piraten 20 und mehr Geschütze, meist 18Pfünder. Ich lies deshalb vier schwarz geteerte Holzblöcke durch die Pforten stecken, welche von ferne Kanonen ähnlich sehen mussten. Am Morgen kam ein Fischer an Bord, welcher tote Fische verkaufen wollte und die Holzkanonen sehr genau in Augenschein zu nehmen schien. Ich wies ihn von Bord und hörte ihn höhnisch lachen. Dann ging ich unter Segel und wurde bei schwachem Winde bei dem starken Ebb- und Flutstrom hin- und hergetrieben. Zwischen der Elephanteninsel und dem Ketow North Point kamen 14 Dschunken auf das Schiff los, feuerten und teilten sich in zwei Haufen, um das Schiff zu umzingeln. Ihre Kugeln trafen nicht, denn sie zielten sehr schlecht. Ich lies erst Feuer geben, als 3 Dschunken mir ziemlich nahe kamen und ihre Kugeln unsere Schanzkleidung zertrümmerten. Meine beiden Kanonen trafen; die erste Dschunke verlor ihren Großmast, die zweite erhielt ein Loch dicht über Wasser: auch meine Flintenkugeln richteten nicht geringe Verwirrung an. Trotzdem versuchten die Seeräuber zu entern; es gelang uns aber, mit den Flinten die Kanoniere der Feinde von dem Feuern abzuhalten, wenigstens auf den nächstliegenden Dschunken; die anderen waren so in Verwirrung geraten, dass sie nicht feuern konnten, ohne ihre Kameraden zu treffen. Jetzt schossen wir mit Kartätschen und meine Leute jubelten, wenn sie trafen. Einer Dschunke war es gelungen, mir nahe ans Heck zu kommen, wo nur ein Mann mit einem Revolver stand. Dieser lies das Ruder los, lief in die Pulverkammer und kam mit einer Blechkiste zum Vorschein, welche rasch mit Gewehr-Patronen gefüllt wurde. Er steckte einen Zünder hinein und warf die Kiste aufs Deck der Dschunke. Die Kiste explodierte sofort und die umhersprühenden Funken entzündeten das Zündpulver der teilweise mit Kartätschen geladenen Kanonen auf der Dschunke. (?!) Ihre Schüsse demolierten und entmasteten einen Teil der andern Dschunken. Die Chinesen, welche wahrscheinlich glaubten, dass die letzte Salve vom „Fuchs“ gekommen sei, suchten jetzt voll Schrecken von uns loszukommen, wobei wir Kartätschen nachfeuerten. Der Steuermann Peters ward zuletzt noch von einer Kugel am Bein verwundet, und die Feinde zogen sich nun langsam zurück. Der „Fuchs“ trieb dann mit dem Strom noch ein paar Tage hin und her, bis ein frischer Wind ihm ermöglichte, gegen den Strom Stand zu halten und einen Ankergrund zu erreichen. In Amoy angekommen, fand der „Fuchs“ die Bark „Ophelia“, welche ebenfalls durch Piratenkugeln sehr beschädigt war, aber mit ihren 12 Achtzehnpfündern sich gut gewehrt hatte.“
Das Piratenwesen in China scheint wieder recht aufzuleben. Neuerdings wurde auch das Oldenburger Schiff „Nubia“ Capt. A. Zedelius, bei Hainau von Piraten genommen, bei welcher Gelegenheit der Capt. und seine Leute nur mit genauer Not entkamen. Nach dreitägigem Rudern in den Booten ist die Mannschaft in Haikow an Bord eines Hamburger Schiffes aufgenommen. — Wir werden die Details in nächster Nummer bringen, können aber nicht umhin, jetzt schon auf die dringende Notwendigkeit hinzuweisen, dass Preussische oder Österreichische Kriegsschiffe, vorzugweise kleinere Fahrzeuge, zur Verfolgung der Piraten in ihre Schlupfwinkel nach China geschickt und dort stationiert werden. Das Deutsche Eigentum, welches in jenen Gewässern schwimmt, darf mit Recht einen derartigen Schutz beanspruchen.
Aus: Hansa, Zeitschrift für Deutsches Seewesen. II. Jahrgang 1865 redigiert und verlegt durch Schuirman, G. und Thaulow, G. Vorsteher der deutschen Seemannschule in Hamburg.