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- Category: Stadt & Leute
- Published: 09 April 2011
Zu ihr wurden 1) die zur Herrschaft Pinneberg gehörigen Dorfschaften a) Niendorf b) Lokstedt c) Hummelsbüttel d) Stellingen e) Schnellsen f) Eidelstedt und 2) die Hamburgischen Dörfer a) Eppendorf b) Kahle Bostel c) Langhorn 6) Harvestehude und e) Eimsbüttel gerechnet. Ja noch früher gehörten auch die jetzige Gemeinde Ottensen und das Dorf Barnevelde dazu. Im Jahr 1347 hatte ein Pfarrherr zu Eppendorf eine Besoldung von 80 Mark welches damals allerdings eine wichtige Summe war. Ohnerachtet des weiten Umfanges der Gemeinde war das Kirchgebäude, welches dem heiligen Johannes gewidmet gewesen sein soll, sehr klein und schlecht und wurde erst im Jahre 1623 vergrößert. Schon im Jahre 1339 wurde das Dorf Eimsbüttel für 300 Mark und 1343 das Kirchdorf Eppendorf selbst für 239 Mark vom Grafen Adolf zu Schauenburg an das Kloster zu Harvestehude verkauft. Damals befand sich zu Eppendorf außer dem Plebanus oder Pfarrherrn auch ein Villicus, Schirmherr oder Vogt und von den zu Eppendorf gehörigen 8 Hufen mussten 6 an die Domkirche zu Hamburg, eine an den Pfarrherrn und eine an den Vogt den Zehnten geben. In dem dreißigjährigen Krieg wurde 1627 von den Kaiserlichen die Kirche zu Eppendorf ausgeplündert und ihrer heiligen Gefäße beraubt und 1661 erhielt sie die Erlaubnis zur nötigen Reparatur eine öffentliche Kollekte in den Stadtkirchen zu Hamburg anzustellen.
Das Jus Patronatus wurde zur Zeit der Reformation den beiden ältesten Hamburgischen Bürgermeistern und den Vorstehern des St. Johannis-Klosters übertragen, welche dieses Recht bis 1683 ungestört ausübten. Jedoch suchten die Pinnebergischen Landesherrn immer die Landeshoheit über das ganze Kirchspiel und nach der Reformation auch das Episcopal -Recht zu behaupten; daher es auch anfangs von den Pinnebergischen Superintendenten und nachher von den königlichen Pinnebergischen Pröbsten visitiert wurde und bei der Abnehmung der Kirchenrechnungen waren, wie man behauptet, Pinnebergische Beamte gegenwärtig. Die Grafschaft Pinneberg verlangte das Jus compastoratus und im Jahr 1683 wurde von königlich dänischer Seite ein Prediger eingesetzt. Im Jahr 1690 kam darauf ein Vergleich zwischen dem Könige und der Stadt Hamburg zu Stande, in welchem festgesetzt wurde: dass die Predigerstelle wechselweise einmal vom König und das andere Mal von Hamburg vergeben werden solle.“ Im Jahr 1768 entsagte der König in dem Gottorfer Traktat allen Gerechtsamen und Ansprüchen auf und über die Eppendorfische Kirche und trat sowohl das Hoheits- als Episcopal-Recht an Hamburg ab. Allein, er errichtete eine eigene Pfarre für die Pinnebergischen Dörfer, welche bis dahin bei Eppendorf eingepfarrt waren, jedoch sind, nach Bolten, zwey Holsteinische Dörfer bei Eppendorf eingepfarrt geblieben.
Die Prediger dieser Kirche, insofern die Geschichte uns ihre Namen aufbehalten hat, sind gewesen: 1) Heinrich Bellerstede im fünfzehnten Jahrhundert. Sein Name ist in „Johann Willens zuverlässigen Nachrichten von den evangelisch- lutherischen Predigern in der Stadt Hamburg etc.“ angeführt; in „Boltens historischen Kirchen- Nachrichten von der Stadt Altona etc.“ fehlt er. 2) Wilhelm Matthias Tundel 1500. Bolten führt ihn nicht an. 3) Johann Moltkasten 1521. Wille hat ihn nicht angeführt. 4) Johannes Sina 1546. Wahrscheinlich der erste evangelische Prediger zu Eppendorf; ist von Wille übergangen. 5) M. Johann Osenbrügge (Osnabrügge) geboren zu Hamburg 1547. Im Jahr 1581 wurde er zum Diakonus an St. Nikolai in Hamburg erwählt. 6) David Penshorn 1581 (Bolten schreibt 1589). 7) M. Wilhelm Mathiä oder Marhiesen wurde 1615 dem Pastor Penshorn adjungirt starb aber mit demselben in demselben Jahre 1628. 8) Michael Luders, Interims-Prediger für das Jahr 1628, wird von Bolten nicht angeführt. 9) Herrmann Hoyer (Hojer, Heyer) erwählt 1628 nach Wille und 1645 nach Bolten. 10) Johann Hoyer 1620. Bolten hat Unrecht, dass er in Willens Verzeichnissen fehlen sollte. Wille hat ihn aber nicht als Pastor sondern als den Adjunktus seines Vaters aufgeführt. 11) Herrmann Uphoff, geboren zu Hamburg 1632, erwählt 1661. 12) Peter Krebs wurde 1683 von dänischer Seite zum Prediger bestellt. 13) Franz Hinrich Schönemann, geboren zu Hamburg 1699 und von Hamburgischer Seite 1724 zum Eppendorfischen Prediger eingesetzt. 14) Johann Daniel Granau 1756 von dänischer Seite eingesetzt. Bis 1768 war er auch Beisitzer des Pinnebergischen Konsistoriums. In diesem Jahre, aber wurde er vermöge des Gottorfischen Traktats seines dem Könige von Dänemark geleisteten Eides entlassen und von dem Hamburgischen Rate verpflichtet und zum Pastoren bestätigt. 15) — Ludolph erwählt 179—.
Von allen diesen Predigern wird M. Matthiesen einzig und allein als Schriftsteller von Bolten angeführt. Man hat nämlich von ihm: Israel ex Aegypto revocatus, carmine heroico expressus, Hamb. 1624 in 4. Dies Werklein müsste daher als eine große Seltenheit in unseren vaterländischen Bibliotheken aufgestellt werden. Doch vielleicht befanden sich die Seelen der Eppendorfischen Gemeinde recht sehr gut dabei, dass ihre Seelenhirten keine Schriftsteller waren. Indessen, ich kann es nicht leugnen, erwarte ich von einem Landprediger, der eine einträgliche Pfarre besitzt, immer etwas Vorzügliches, welches er seiner Lage und den Umständen nach leisten sollte und müsste. Außer Menschenfreund und ein guter Kanzelredner muss er entweder als vorzüglicher Schriftsteller, oder Erfinder, oder außerordentlicher und nachahmungswürdiger Ackerbauer oder als Unterrichter und Erzieher sich hervorzutun suchen. (Herr Ludolph soll seine Verdienste als Unterrichter und Erzieher haben, welches allerdings sehr ehrenvoll ist.) Der ehemalige Eppendorfische Küster oder Kantor Heineke *) hat durch seine Unterrichts-Anstalt für Taubstumme und seinen nachherigen Ruf als Direktor einer solchen Anstalt nach Leipzig das gute, lustige, angenehme Eppendorf berühmter gemacht als alle Pastoren und Küster desselben (excipiatur der jetzige Küster oder Kantor, welcher ein gutgelaunter und noch dazu ein geschickter Mann sein soll) zusammengenommen.
*) Friede mit der Asche dieses berühmten und berüchtigten Heineke. Er hat ein ABC Buch nach Kantischen Grundsätzen geschrieben und sich für die zur Zeit orthodoxe Philosophie bisweilen ganz artig abgeboxt. Indessen war es sehr gefährlich mit ihm in Feder- oder Faustkrieg zu geraten. Er hatte Riesenstärke im Prügeln und im Schimpfen. Sein Schwiegersohn Doktor E** ist stark im Compiliren; er stiehlt bisweilen Abhandlungen, setzt darunter: die Fortsetzung folgt. Weil aber der Verfasser die Fortsetzung nicht gegeben hat: so bleibt sie Doktor E** auch schuldig. Videantur verschiedene Monatsschriften und Journale.
Was dieser kurze Abriss soll und beabsichtige? Er soll dazu beitragen Euch, Ihr Hamburger! und besonders Euch! die Ihr zu Eppendorf solche reizende Landhäuser habt! aufmerksamer auf die Geschichte Eures Vaterlandes zu machen. Es wäre doch beinahe gar zu schimpflich, wenn ein ehrlicher Landmann zu Eppendorf, der im Schweiß seines Angesichts sein Brot isst, mehr von diesem lieblichen Eppendorf wissen sollte als die Hansen (d. h. die Einwohner einer berühmten Hansastadt), welche daselbst ihre reizenden Villen haben.
Es mögen sich vielleicht einige Unrichtigkeiten in diesen Aufsatz eingeschlichen haben. Allein, daran wird man Euren Patriotismus erkennen, wenn Ihr sie verbessert.