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C.S.:    Wir freuen uns, Sie als Nordlicht präsentieren zu können. Auf dem Hamburger Balcony TV konnte man auch ruhigere Seiten von Ihnen an der Gitarre sehen, aber normalerweise verdienen Sie Ihre Brötchen als kraftvoller Drummer der Rammstein-Coverband „Feuerengel“. Welche der auf Ihrer homepage aufgezählten 35 Stationen hat Sie am nachhaltigsten beeinflusst, und wie kamen Sie zu „Feuerengel“?

Christoph Rosenplänter: Zu Feuerengel kam ich durch den Kontakt zu unserem Sänger Boris, den ich etwa zwei Jahre nach Gründung der Band kennenlernte. Ich habe dann mehrfach als Ersatzmusiker ausgeholfen und bin schon 2000 zum ersten Mal mit Feuerengel aufgetreten. 2006 kam dann die Trennung von meinem Vorgänger und es hat mich sehr gefreut, dass mir der Job angeboten wurde und ich nun also schon fünf Jahre in dieser Band hinter dem Drumset sitzen darf.

Meine musikalischen Projekte lassen sich nicht durchnummerieren und auch nicht nach Wichtigkeit sortieren, da hier eine ständige Weiterentwicklung im Gange ist und es sich hier außerdem um eine Mischung von festen Bands, einzelnen Musikern, Produzenten, Sessions und Aushilfen handelt. Auch ist es sehr schwer, hier Einzelne herauszuheben, da ich so völlig verschiedene Projekte spiele und alle ihren Teil an meiner Entwicklung haben. Besonders schön für mich ist natürlich, dass ich inzwischen einige Jugendträume erfüllen konnte wie beispielsweise die Arbeit in einem Theaterstück der Bremer Shakespeare Company, die Auftritte mit Reggie Worthy oder die Studioaufnahmen mit dem Produzenten und Bassisten Frank Itt.

C.S.:    Aufgewachsen sind Sie in Niedersachsen, aber Sie bezeichnen sich nun als Hamburger Drummer. Gibt es etwas, das Sie speziell mit der Hansestadt verbindet?

Christoph Rosenplänter: Mit Hamburg verbindet mich schlicht und einfach, dass ich hier wohne und arbeite... Ehrlich gesagt baue ich zu den Orten, wo ich wohne, keine sehr innige Beziehung auf. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich nicht so oft zuhause bin, und es somit relativ egal ist, in welcher Stadt meine Wohnung liegt. Ich mag Hamburg und ich wohne hier gerne – wobei es sehr viele Orte gibt, an denen ich mir auch vorstellen könnte zu wohnen.

C.S.:    In Berlin gibt es für viele Künstler die Qual, dass an manchen Abenden dutzende Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden und man dadurch nur sehr schwer wissen kann, ob viele Fans kommen. Ist das in Hamburg anders, und in welchen Städten im Norden ist es Ihnen schon mal so gegangen, dass Sie völlig überrascht waren – positiv oder negativ?

Christoph Rosenplänter: Die Fülle von anderen Veranstaltungen ist immer wieder eine gesunde aber unberechenbare Art von Konkurrenz. Es ist schon schwierig, als Musiker auf sein Konzert aufmerksam zu machen, speziell, wenn es sich noch nicht um ein etabliertes Projekt handelt. Dabei habe ich bisher noch keine logischen Begründungen dafür finden können, wann mehr Publikum kommt und wann nicht – Ausreden findet man immer! Manchmal hat man eine hervorragende Presse im Vorfeld und keiner kommt und manchmal ist es das genaue Gegenteil, da bin ich ratlos. Die eigentliche Herausforderung ist das Publikum, das zu dem Konzert kommt, zu binden, und zum nächsten Konzert wieder zu erreichen und zu motivieren. Das funktioniert dann in Berlin, in Hamburg oder in Schwarzenbek gleich gut oder schlecht.

C.S.:    Normalerweise erhalten die Front-Männer und Frauen der Musikszene den Vorzug, ans Mikrofon zu kommen und sich zu äußern. Sie als Drummer und Gitarrist, der auch ab und an singt, haben da vielleicht eine andere Distanz als Kollegen, welche die Sticks nicht so oft weglegen. Als Jugendlicher ahnten Sie – wie Sie einer Musikzeitschrift anvertrauten – Der Drummer ist der eigentliche Chef; er hält den ganzen Groove in der Hand. – Was sind typische und für Sie unpassendste Klischees, die man mit Drummern assoziiert?

Christoph Rosenplänter: Ich habe keinerlei Ambitionen, mich als Frontmann zu profilieren – und in der Band, die meine eigenen Kompositionen spielt, singe ich nicht selbst, sondern es gibt einen Sänger. Lediglich im Duo mit meinem Bruder singe ich am Abend zwei Stücke; das ist aber die absolute Ausnahme und hat eher den Effekt, dass er seine Stimme zwischendurch mal ausruhen kann. Ich bleibe trotzdem Begleitmusiker.

Es ist mir ganz wichtig, mich beruflich zuerst als Musiker zu verstehen! Lediglich mein Instrument und somit meine Ausdrucksmöglichkeit ist das Schlagzeug. Somit versuche ich mich immer in einem Projekt auf das zu konzentrieren, was die Musik unterstützt und voranbringt, und nicht auf einen besonders komplizierten Schlagzeugpart. Wenn ich einem Stück am Besten helfen kann, indem ich nicht spiele, dann ist genau das meine Aufgabe als Musiker.

Ich würde mich übrigens auf keinen Fall als Gitarrist bezeichnen: Ich weiß, in welcher Richtung man eine Gitarre hält und kann die meisten Akkorde spielen; zum Gitarristen gehört aber meiner Meinung nach wesentlich mehr. Wenn ich in einem meiner Projekte auch mal zur Gitarre greife, dann aus dem gleichen Grund wie Schlagzeug zu spielen: Um Musik zu machen und den Song zu unterstützen. Ich spiele mehrere Instrumente ausreichend, um bestimmte Effekte zu erzielen, was ich zur Abwechslung auch sehr gerne mal mache, aber ich habe für mich immer eine ganz klare Priorität auf das Drumset gesetzt.

Ich hoffe, dass ich nicht dem Klischee des Schlagzeugers entspreche, der nicht über seinen Trommelkessel hinausdenkt.

Christoph Rosenplänter - Foto Sven Kloker

C.S.:    Neben vielen Projekten von Jazz, Bigbands über Tribute Arrangements haben Sie sehr konstant die Dummer-Rolle bei „Feuerengel“ eingeschlagen. Was reizt Sie an Rammstein und an der Umsetzung des Rammstein-Drummers Christoph „Doom“ Schneider?

Christoph Rosenplänter: Wir stellen mit Feuerengel das perfekte Produkt auf die Bühne und geben so dem Publikum die Möglichkeit, für weniger Eintritt als beim Original für einen Abend in die bizarre Welt von Rammstein einzutauchen. Das ist für uns Musiker und die beteiligte Crew nicht anders. Wir haben hier mit unglaublich viel Eigeninitiative eine Band aufgebaut, deren Größe und Durchschlagskraft uns selbst immer wieder überrascht. Man muss sich hier immer wieder klar machen, dass Feuerengel für alle Beteiligten ein Nebenprojekt ist! Alle Musiker und Crewmitglieder haben reguläre Berufe und betreiben Feuerengel strenggenommen in ihrer Freizeit. Und auch ich als Berufsmusiker spiele ja in vielen anderen Projekten. Somit ist auch bei mir Feuerengel ein Teil der Arbeit. Es ist unglaublich, wie viele Menschen wir mit unseren Konzerten erreichen und begeistern können, und in welche Dimensionen wir nach fast 15 Jahren vorgestoßen sind.

Das Schlagzeugspiel von Christoph Schneider ist während der letzten Alben immer virtuoser geworden und die Umsetzung der neuen Stücke ist für mich als Schlagzeuger eine große Herausforderung. Der energetische Drum-Stil Christoph Schneiders kommt meiner eigenen Art zu trommeln sehr entgegen, und Feuerengel ist die einzige Band, in der ich auf der Bühne die maximale Energie bringen kann und darf. Hinzu kommt der Reiz, auf der Bühne eine bestimmte Rolle zu spielen. Das hat schon Züge von Theaterspielen, was wir im Rahmen der Show veranstalten. Jeder von uns orientiert sich zu einem gewissen Teil an der vorgegebenen Rolle des jeweiligen Rammsteinmusikers und entwickelt sie nach seiner eigenen Persönlichkeit weiter. Wenn wir exakt kopieren würden, wären wir nicht mehr authentisch.

Zusammengefasst reizt mich an Rammstein das Gesamtpaket. Die energiegeladene Musik, die Bühnenshow mit der kompletten Pyrotechnik, der Schlagzeugpart und natürlich der Umgang mit dem Publikum.

C.S.:    Wenn man an Ihre Engagements in unterschiedlichsten Bands denkt, wird einem beinahe schwindelig. Ist das durch Ihren steigenden Erfolg ruhiger und weniger geworden?

Christoph Rosenplänter: Das hängt natürlich davon ab, wie man Erfolg definiert und ob mehr Auftritte tatsächlich mehr Aufwand mit sich bringen. Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich losfahre, um einen Auftritt zu spielen – somit dürfen das auf jeden Fall mehr werden. Der schwierige Teil liegt im Vorfeld, da ich jeden Auftritt akribisch vorbereite. Zur Zeit ist mein Berufsleben durch kurzfristige Etappen bestimmt, so spiele ich eigentlich jedes Wochenende einen oder mehrere Auftritte mit verschiedenen Bands, die dann entsprechend vorbereitet werden müssen.

Somit würde eine zusammenhängende Folge mehrerer Auftritte meinen Terminplan voller machen aber die Arbeit für mich etwas entspannen. Um die Frage zu beantworten: Ich kann am wenigsten einschätzen, ob mein Erfolg steigt und kann nicht sagen, dass es zurzeit ruhiger wird – muss es aber auch nicht...Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich die Möglichkeit habe, vom Musikmachen zu leben - da geht einfach nichts drüber.

C.S.:    Am 7. Mai können die Hamburger Fans Feuerengel in den „Docks“ sehen, aber auch weitere Termine stehen an, darunter in Köln und einige Male in den Niederlanden. Was sollten Fans sich auf jeden Fall merken und auf welche Veranstaltung in den kommenden Monaten freuen Sie sich besonders?

Christoph Rosenplänter: Natürlich sollten die Fans zuerst alle nach Hamburg ins Docks kommen und mit uns diesen Anlass gehörig feiern. Besonders spannend werden dieses Jahr mit Sicherheit die beiden Konzerte in Bochum, wir spielen zwei Tage in Folge in der Matrix und werden am ersten Abend nur Songs der ersten drei Rammstein-Alben spielen und entsprechend am zweiten Abend ausschließlich Songs der letzten drei Alben. Hier in der Region kann ich natürlich die Jahresabschlussauftritte in Bremen, Wilhelmshaven und Schwerin besonders empfehlen, aber wir spielen dieses Jahr fast nur besondere Shows. Zum Beispiel Köln, Vinstedt, Görlitz und die Gastspiele und Festivals in Holland natürlich – am besten gleich die Feuerengel Dauerkarte sichern ;-)

Vielen Dank für die Möglichkeit für das Gespräch, alles Gute für Sie in diesem Jahr!


Liebe Leser, Sie können Christoph Rosenplänter und Feuerengel erleben am:

12. Aug. in Vinstedt - Open Air

20. Aug. - Görlitz

3. Sept. in Köln

1. Okt. - Hune Festival (NL)

14.+15. Okt. - Bochum

29. Okt. - Thale