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- Category: Kultur
- Published: 27 March 2011
Gino Leineweber ist geborener Hamburger, eigentlich gelernter Steuerberater und seit 8 Jahren Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung.
C.S.: Herr Leineweber, heute wollen wir unseren Lesern in und um Hamburg einen kleinen Einblick in Ihr Haus geben. Seit 1977 gibt es die Hamburger Autorenvereinigung, früh haben Sie sich vom Bundesverband abgespalten und bis heute werden Sie - wie wir - nicht institutionell gefördert. Wie lebt es sich ohne große Sprünge und woher dürfen Sie ab und an Spenden erwarten?
Gino Leineweber: Glücklicherweise haben wir ca. 200 Mitglieder und somit ein relativ hohes Beitragsaufkommen. Da unsere Verwaltungsausgaben niedrig sind, können wir von den Beiträgen und den Projektmitteln der Kulturbehörde ca. 30 Veranstaltungen pro Jahr durchführen. Leider haben wir kaum Sponsoren und von den Spenden, die wir erhalten, könnten wir nicht eine einzige Veranstaltung finanzieren.
C.S.: 2010 haben Sie Dank Lesungen von Giesela Knappe, Jörgen Bracker, Freya Klier oder Nina George mit ihren Krimis vielfältige Veranstaltungen auf die Bretter und an die Mikrophone gebracht. Was planen Sie für dieses Jahr?
Gino Leineweber: Wie gesagt, wir haben ungefähr 30 Veranstaltungen. Darunter eine im Rahmen der Vattenfall Lesetage mit Ulrich Schacht. Außerdem kommt im Mai unsere Hannelore-Greve-Literaturpreisträgerin Lea Singer. Wir veranstalten unsere Krimireihe „Casino Criminal“ und werden im Oktober einen Themenabend Ägypten machen, aus Anlass des 100. Geburtstags des ägyptischen Nobelpreisträgers Nagib Mahfuz, um nur einiges zu nennen.
C.S: Berlin gilt manchen Künstlern als Horror-Stadt für Auftritte, weil man nicht immer voraussehen kann, ob viel Publikum kommt, weil man sich in Berlin täglich zwischen dutzenden Veranstaltungen entscheiden kann. Welche Erfahrungen haben Sie damit in Hamburg gemacht?
Gino Leineweber: Im Literaturbereich gibt es in Hamburg täglich eine Fülle von Veranstaltungen. Ich habe bis heute keine Erkenntnisse darüber warum manche Lesungen gut, andere wieder schlecht besucht werden. Am Bekanntheitsgrad der Literaten liegt das jedenfalls nicht.
C.S.: Just vorbei ist der Einsendeschluss zur Qualifikation für den Walter Kempowski Preis, den Ihr Haus dieses Jahr wieder verleiht. Wie hat sich die Vergabe des Preises seit 2005 etabliert, und was steht in diesem Jahr als Thema an?
Gino Leineweber: Das Thema des Walter-Kempowski-Literaturpreises ist „Familie“. Wir hatten wieder über tausend (deutschsprachige) Einsendunge, u. z. aus aller Welt.
C.S: Im Anflug ist schon ein neuer Termin: Am 31. März findet im Logensaal der Kammerspiele eine Veranstaltung zu Gewinn und Verlust bei Übersetzungen statt. Können Sie uns einen Vorgeschmack auf diese Veranstaltung geben? Was erwartet die Besucher?
Gino Leineweber: Die Veranstaltung am 31. März soll die schwierige Arbeit von Übersetzungen deutlich machen. Mit Uwe Friesel haben wir für den Abend gewonnen, der englischsprachige Weltliteratur übersetzt hat, u. a. von Vladimir Nabokov und John Updike. Außerdem kommen zwei junge Bosnierinnen zu Wort, die Texte von unseren Mitgliedern ins Bosnische übersetzt haben und Emina Kamber wird über die Schwierigkeiten bei der Übersetzung von Lyrik sprechen.
C.S.: Eine prophetische Frage am Schluss: Unter Ihren aktiven Mitgliedern finden sich ja auch fleißige Autoren aktueller Werke, zudem viel mehr weibliche als in der Branche üblich. Was glauben Sie, von wem dürfen wir demnächst wieder etwas Interessantes in den Regalen finden? Katja Henkel, Holger Waernecke, Julietta Fix, Petra Würth (freie Auswahl von mir) - oder haben Sie einen Geheimtipp?
Gino Leineweber: Sicherlich von allen, die Sie genannt haben. Aber von Katja Henkel weiß ich, dass sie ein neues Kinderbuch geschrieben hat, das wir im Juni im Rahmen der Kinderbuchmatinee im Rangfoyer des Deutschen Schauspielhauses vorstellen werden, und ganz „unbescheiden“: Ein Buch von mir zum 50. Todestag von Ernest Hemingway; eine Biografie über seine Kindheit und Jugend und den Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit.
Vielen Dank für die Unterhaltung und Alles Gute für Sie!