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- Category: Kultur
- Published: 17 March 2011
Der Wahlhamburger
Lenz ist kein Kind der Hansestadt, sondern wie Millionen andere Deutsche kam er aus dem damaligen Ostpreußen aus einem kleinen Städtchen namens Lyck. Aufs Haar 1100 km trennen die beiden Bahnhöfe der Städte Elk (Lyck) und Hamburg (fast exakt gleich der Streckenlänge Rostock-Budapest). In seinem literarischen Werk befasst sich Siegfried Lenz immer wieder mit dem Abhandenkommen, dem schmerzhaften, melancholischen und teilweise unwiederbringlichen Verlust der Heimat - in seinem Fall Masuren - wodurch er in deutlicher, klarer Sprache und in realistischen Szenen Hunderttausenden seiner Leser aus der Seele schrieb, die durch die Kriegswirren Ahnliches erlebten.
Kurzes Resümee zum Ansehen der Literaten
Land der Dichter und Denker? - 52 Jahre lebte Siegfried Lenz in Hamburg, bevor ihn die Stadt 2002 endlich mit dem Ehrenbürgertitel bedachte. Da hatte er bereits 13 beachtete Romane geschrieben, an die 10.000 Seiten verfasst und ca. 20 Millionen Bücher verkauft, einige davon - wie die Deutschstunde bei Hoffmann & Campe - wurden in 20 Sprachen übersetzt.
Ein Jahr später erschien die Novelle "Schweigeminute", die sich ca. 300.000 Mal verkaufte. 2004 dachte sich dann zufällig das Land Schleswig Holstein, er könne ja auch Ehrenbürger von ihrem Bundesland werden. Es scheint merkwürdig, wie viel ein Autor machen muss, um Aufmerksamkeit und Ehrung zu bekommen - Sich vor jedes Mikrofon zerren lassen, vielleicht? 15 Zeilen hat Wikipedia für Siegfried Lenz zu bieten - selbst die dänische Version ist länger als die deutsche. Sollte das nicht zu Denken geben?
Wir wünschen heute in jedem Fall dem Autor alles Gute und geben der Hansestadt einen Tipp:
Beim international umtriebigen, anerkannten Wissenschaftler und Autor Peter Rühmkorf hat es nicht geklappt mit der Ehrenbürgerschaft.
Er wurde 1929 geboren und war der Hansestadt seit den 1950ern nicht nur durch seine Arbeit im Rohwolt Verlag Reinbek verbunden. Er starb 2008 und ist in Altona beerdigt.
Liebe Politiker, oder zumindest die, die nicht einschätzen können, was über 20 Millionen verkaufte Bücher bedeuten! Denkt nicht immer nur in Legislaturperioden. Wenn der nächste Autor und Künstler euer Stadt ein Dutzend ! anerkannte ! Romane in lesernaher, verständlicher, sympathischer Sprache schreibt: Wartet nicht, bis er 120 wird, ihn gebührend zu ehren!