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- Category: Kultur
- Published: 14 March 2011
Es war ein Kampf! es war ein wütend Ringen! —
Ein Strafgericht von Gott — das war es nicht!
Ich sah den roten Drachen dich umschlingen,
Der schon um Hals und Haupt die Ringel flicht;
Da galt’s, die Riesenschlange zu bezwingen —
Sieh! eine Schlacht! — War das ein Strafgericht?
Den Ehrenkampf, das Unheil abzuwenden,
Wer wagt's, durch eines Gottes Zorn zu schänden?
Durch Rauch und Flammenwirbel sah ich brennen
In mancher Brust noch einen Hellern Stern:
Das war ein mutig Herz. Im Ringen trennen
Die Schalen sich, man sieht den edlen Kern:
Du wirst den Mann in der Gefahr erkennen,
Und wer dich liebt, der bleibt dir dann nicht fern.
Ob Ein'ge wankten, irrten oder zagten,
Die Meisten standen, wachten, rangen, wagten.
Und als die Kund' erscholl vom großen Brande
Im deutschen Vaterland' allüberall;
Da zuckt es an dem Adriatschen Strande,
Und wo der Rhein sich bäumt im Donnerfall,
In Schlesien, im schönen Donaulande,
An Main und Weser und auf Böhmens Wall,
In jeder Mark, von deinem Strom durchflossen —
Ein Jeder fühlt sich deines Weh’s Genossen.
Und muss dir dieses nicht das Herz erheben,
Dass du bist unsers Volkes Fleisch und Blut,
Sein allgeliebtes Kind, sein eignes Leben,
Das wund sich fühlt von deines Brandes Glut?
Muss stolze Freudigkeit dich nicht durchbeben
Bei solcher treuen Liebe Überflut?
Der Wittwe Heller und des Landmanns Gaben
Die sagten dir, wie lieb dich Alle haben.
Du bist ja keine Fürstenstadt: dich zeugte
Der Sachsenstamm aus seinem besten Mark;
Die blonde Elb' an vollen Brüsten säugte
Das teure Kind; drum wurdest du so stark;
Du freie Tochter trügest Wehr, dir beugte
Sich Albion vordem und Dänemark:
Von deinem Volk getragen warst du mächtig,
Du deutsche Jungfrau, edel, rein und prächtig.
Drum musst du stets auf Volkes Liebe stehen,
Auf Volkes Sinn und auf des Volkes Kraft.
Wohl Manches mag im Zeitensturm verwehen,
Was hier und dort der Mensch ersinnt und schafft:
Der Geist im Volk wird ewig doch bestehen,
Ihn fällt kein Schwert, ihn bändigt keine Haft;
Und immer ist noch Jedermann bezwungen,
Der gegen eines Volkes Geist gerungen.
Was hat dich groß gemacht? was half erringen
Durch ein Jahrtausend dir so stolzes Gut?
Was gab dir Kraft, den Wenden zu bezwingen,
Und viermal aufzustehn aus Feuersglut?
Sind's deine Schiffe nur, die Fernstes bringen?
Die Elbe nur? der Nordsee Ebb' und Flut?
Noch nie bestand ein Volk allein durch Handel:
Der Volksgeist nur besiegt der Zeiten Wandel.
Palmyra sank, die Königin der Wüste,
Und Babylon, der Karawanen Ziel;
Venedig fault an der versumpften Küste,
Und Genua, die Seeberühmte, fiel:
Doch du wirst stehen, wen es auch gelüste,
An dir zu wagen der Erob'rung Spiel,
So lang' in dir ein Voll noch lebt, durchdrungen
Vom Geist des deutschen Volts, dem du entsprungen.
Was hat mit dreißigtausend Kriegesknechten
Vor dreißig Jahren Davoust denn vermocht,
Mit Plündern, mit Verheerung, Mord und Ächten,
Weil dem du trotztest, der dich unterjocht?
Sieh deine Jugend vor den Toren fechten,
Als in sein Netz er enger stets dich flocht:
Und kaum entschlichen seine Söldnerbanden,
So bist du Freie herrlicher erstanden.
So mag dir auch aus diesem Feuerregen
Aufkeimen eine frische reiche Saat.
Du bist geprüft; die Hoffnung lass uns hegen,
Dass dich die Flamme auch geläutert hat:
Dann sprosst aus der Zerstörung Frühlings-Segen,
Du preisest dann den gluterhellten Pfad,
Der dich zum Rechten und zum Bessern leitet,
Zur Freiheit, die von Weisheit wird begleitet.
Erhebe denn dein Haupt zum frischen Leben!
Ein Segensjahr sei dir das neue Jahr!
In neuen Häusern, die sich stolz erheben,
Sei alte Treue heut und immerdar!
Ein freier Mut, ein freier Mund darneben
Und Einigkeit in Glück, wie in Gefahr! —
So sei auf alten Grund gelegt der neue,
Du freie Stadt, du deutsche Stadt, du treue.