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Allen Anstalten ungeachtet, verließ der Prinz von Eckmühl am 14. August plötzlich die Stadt und die Truppen folgten ihm. Napoleons Geburtstag (15. August) wurde aber fünf Tage früher doch erst gefeiert, um die Bürger noch ein Mal unter Blut und Streichen lächeln zu lassen. Die Prinzessin von Eckmühl gab einen glänzenden Ball, die Armen erhielten Suppen und die Soldaten auf den Wällen riefen bei ihren Festgelagen ,,Vive l'empereur!“ während das Volk starr und verdutzt ihnen zusah.

Draußen war der kleine Krieg fortwährend im Gange, die ganze Gegend diesseits und jenseits der Elbe wurde von Gefechten belebt, ohne dass diese doch irgend eine Entscheidung herbeiführten; und jedes kleine Zusammentreffen, wobei die Franzosen nicht zu offenkundig den Kürzeren gezogen hatten, musste in Hamburg mit Jubel begrüßt und ausgerufen werden! Dennoch blieben die Bürger nicht ohne gewisse Nachricht von dem wahren Zustand der Verhältnisse, und auch Napoleons Bewusstsein musste ihnen klar werden, als dieser in größter, drängendster Eile noch die letzten Erpressungen sich, zu Nutzen zu machen suchte. Fast jeden Tag wurden neue Mittel ausgedacht und der Brandschatzung noch unberührte Seiten abgewonnen. Schon aber fing in Deutschland der Morgen der Freiheit zu dämmern an. Die Heere der verbündeten Mächte rückten bei Leipzig immer dichter und dichter gegen Napoleon zusammen und die große, einzige Schlacht wurde geschlagen. Hamburg hatte zu der Napoleon'schen letzten Kraftanstrengung mit seinen noch übrig gebliebenen Geldmitteln beitragen müssen, Davoust war zurückgekehrt und hatte Jedem so gut wie selbst die Taschen geleert. Das Unerhörteste dieser Art geschah wahrlich, als die Franzosen in der Nacht vom 1. auf den 5. November die Bank angriffen! Sie hatten ihre Absichten aber nicht erreicht. Der Bankdirektor Pehmöller war am Abend vorgefordert und vernommen worden, hatte aber mit einem heroischen Ernst seine Pflicht und sein Gewissen rein erhalten; er erklärte mit männlicher Freimütigkeit, „er wisse wohl, dass er in des Gouverneurs Gewalt sei, allein nichts könne seinen Entschluss zu schweigen, erschüttern.“ Die Verhandlungen über die Bank wurden mit der größten Strenge fortgeführt. Pehmöller mit den übrigen Bankbürgern überreichten eine Vorstellung, die jedoch wenig Anklang fand, weil darin gar keine Vorschläge gemacht wären!“ — Das Resultat lautete, dass die Bankdirektion nicht über das Eigentum ihrer Mitbürger verfügen könnte, und dass sie nur der Gewalt weichen würde. Pehmöller er klärte noch unter andern: „Senden Sie nach meiner Wohnung, lassen sie meine Bücher öffnen, mein Guthaben in der Bank ermitteln, das will ich nötigenfalls ausbezahlen, allein ich verfüge über keinen Schilling meiner Mitbürger.“ Mit Gewalt genommen wurden dennoch im Ganzen 744.163 Taler 1 Schilling Banko! — Die erste Wegführung geschah am 12. November Morgens 5 Uhr unter starker Militärbedeckung. Die Unterhandlungen und Entführungen dauerten ununterbrochen fort, sogar unter den lächerlichen, bodenlosen Floskeln, die Regierung müsse und werde der Bank Alles wieder ersetzen, „es sei jetzt anderweitig nur kein Geld zu haben.“ Als das Lokal leer war, erfolgte die tollhäuslerische definitive Anzeige: dass die Franzosen die Bank eben so wieder überlieferten, wie sie sie saisirt hätten, mit Ausnahme der genommenen Summen!“ —