- Details
- Category: Geschichte
- Published: 25 February 2011
Der erste Befehl Davousts ging dahin, alle Pamphlets, Karikaturen, politische Zeitungen und Broschüren freisinnigen Inhalts abzuliefern. Der zweite, dass alle Fremde sich innerhalb 24 Stunden legitimieren und Erlaubnis zum Aufenthalt lösen sollten. Der dritte, alles Schießgeräte unverzüglich abzuliefern. Wer nicht Folge leiste, solle als Verräter betrachtet und behandelt werden. Dass die Bürger über diese Befehle murrten und hin und wieder entrüstet wurden, war ihnen nicht zu verdenken. Von der Bürgergarde hatten viele sich geflüchtet oder versteckt, um nicht überantwortet zu werden.
Dies waren aber nur geringe Polizeigebote; der kaiserliche Befehl Napoleons kam erst hinterher und lautete, dass die Hamburger zur Strafe eine außerordentliche Abgabe von 48 Millionen zahlen sollten. Es ist wohl unnötig, den Schreck zu beschreiben, der sich bei dieser Nachricht auf allen bleichen und von Trauer entstellten Gesichtern malte! Die einzige Hoffnung, mit der man sich zu täuschen suchte, war, dass die Verbündeten dem Kaiser Napoleon den Zahlungstermin vereiteln könnten. Denn eine solche Summe wirklich aufzubringen, musste nach allen Aussaugungen wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein! Um die Stadt jedoch für dieses Ansinnen bei gutem Mut zu erhalten, wurde eine Amnestie für Handlungen von Insurrection, Rebellion und Desertion bewilligt, wovon nur ein genau gemachtes Verzeichnis von Personen ausgenommen wurde, welche für Feinde des Staates erklärt, und für immer aus dem französischen Reiche verbannt sein sollten. Fünf und eine halbe Million wurden darnach mit ängstlicher Schnelligkeit zusammengebracht, mit dieser Summe sollte eine Deputation abgehen, nur um Gnade zu bitten, allein Davoust zeigte ein Schreiben vor, dass Napoleon sich auf solche Unterhandlungen durchaus nicht einlassen könne.
Unterdessen wurden auch zu der großen Brücke nach Harburg die Anstalten gemacht. Nach einem Dekret des Prinzen von Eckmühl mussten alle Holzvorräte, welche in der Gegend des Deichtores lagerten, zu diesem Zweck hergegeben und verwandt werden; auf dieselbe Weise forderte der Präfekt de Breteuil Hanf, Tauwerk, Segeltuch, Teer, Kupfer, Nägel, Eisen von Allen, die dergleichen in Händen hatten. Einer Erpressung folgte die andere, oft unausführbare; so sollte die Bank auf Napoleons Geheiß für 20 Millionen Wechsel ohne Weiteres akzeptieren. Wenn dieses Verlangen auch an und für sich ohne Wirkung blieb, so wusste Napoleon Hamburgs Verhältnisse und Ergiebigkeit doch zu würdigen, es war daher sein fester Entschluss, sich die Stadt nicht wieder entreißen zu lassen, und sie durch Festungswerke noch mehr zu sichern. Er gab darüber seinen genauen Plan an und detaillierte alle Anstalten, Hamburg uneinnehmbar zu machen. Vier und zwanzig Stunden nach dem Empfange seines Schreibens sollten 10.000 Arbeiter beim Werke der Befestigung beschäftigt sein, und es war aus der Anweisung zu ersehen, dass Napoleon sich eine genaue Lokalkenntnis zu verschaffen gewusst hatte, obgleich er nie in der Stadt gewesen war.
Davoust forderte von der Stadt 4.000, von dem Gebiet 2.000 Arbeiter, und trieb diese mit tyrannischer Grausamkeit zum bluttriefenden Frondienst zusammen. De Breteuil fügte die schamlose Bemerkung hinzu, wenn am folgenden Tage die bestimmte Zahl nicht voll wäre, so sollte man ohne Unterschied des Alters, Standes und Geschlechtes, Alle auf den Straßen und aus den Häusern aufgreifen. Dennoch konnte dem Befehl nicht ganz nachgekommen werden, und 60 angesehene Bürger wurden als Geißeln in Haft genommen. Diese sollten nun weiter für Arbeiter sorgen oder Strafe zahlen.
Unter Fluchen und Stößen schmiedeten die Hamburger im Schweiße ihres Angesichts an ihren eigenen Ketten. Die Befestigungswerke rückten mit unglaublicher Schnelligkeit vorwärts. In den Vorstädten wurden ebenso Häuser und Anlagen auf eine schauderhafte Weise niedergerissen.