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- Category: Geschichte
- Published: 25 February 2011
Eine der ersten Mächte, welcher Zeit und Umstände dienen konnten, um lange gehegte Wünsche in Erfüllung gehen zu sehend war die, welche von jeher mit Hamburg, wenn auch nicht geradezu in einem feindlichen, so doch in einem gespannten Verhältnis gestanden hatte. Wie sollte sie sich der Gefahr aussetzen, dass andere ihr vielleicht zuvorkommen möchten; Deshalb machte sie gleichsam spielend den Versuch, um zu sehen, wie es ginge, wenn es Ernst sein und werden sollte. Es muss in mancher Hinsicht auffallend bleiben, dass die drei nordischen Mächte, Russland, Schweden und Dänemark die obwaltenden Verhältnisse benutzten, um gegen England aufzutreten und seinem Handel auf dem Festland energische Grenzen zu setzen. Nachdem man auch noch Preußen in den Bund aufgenommen hatte, wurde festgesetzt, dass Bremen, und Hannover von Preußen, Hamburg und Lübeck aber von Dänemark besetzt werden sollten, während dieses noch den Sund, beide Mächte zusammen die Mündungen der deutschen Flüsse zu sperren haben würden.
Kaum hatte Hamburg von diesen Maßregeln Kunde erhalten, so machte es die beharrlichsten Gegenvorstellungen, fand aber für sein eigenes Interesse kein Gehör, und musste sich mit der Erklärung zufrieden geben: „Es könne mit der Besetzung der Stadt zwar noch Anstand haben, doch sei sie an sich durch die Umstände höchst notwendig geworden.“ Ungeachtet dieser vertröstlichen Nachricht brachen die unter dem Prinzen Karl von Hessen bei Itzehoe stehenden 12.000 Mann dänischer Truppen dennoch plötzlich nach Hamburg auf, indem nur eben vorher, am 28. März 1801, dem Senat eine flüchtige Anzeige davon gemacht worden war. Nun erhob sich die Bürgerschaft mit rüstigem Mut und heroischer Entschlossenheit, nie hatte ein ähnlicher Gewaltstreich solche Aufregung, solche zornflammende Entrüstung hervorgebracht, welche selbst zu einem momentanen Zerwürfnis mit dem Rate führte, denn dieser konnte dem Willen, Widerstand zu leisten gegen eine so weit überlegene Macht, kein Gehör geben. Der Rat brachte zwei Mal in Vorschlag, die Stadt gutwillig zu übergeben, erhielt aber beide Male eine verneinende Antwort, und vermochte erst dann nach den aufgeregtesten Verhandlungen seinen Vorstellungen Eingang zu verschaffen, als auch der Feldmarschall die heiligste Versicherung gegeben hatte, dass die Freiheit der Stadt an sich nicht im Geringsten beeinträchtigt werden sollte.
Es war Palmsonntag Morgen, als die Dänen unter den zornerfüllten Ausbrüchen der Menge zum Tore hereinzogen und mehrere Wachen wie auch einen Teil des Walles besetzten. Die von Hamburg zwischen Glückstadt und Cuxhaven in der Elbe ausgelegten Tonnen wurden weggenommen, alles englische Eigentum mit Beschlag belegt und den Schiffen untersagt, nach England auszulaufen. Die für die Truppen verlangten Lieferungen wurden geradezu abgeschlagen, obgleich man sich hinterher wieder dazu verstehen musste, Zahlungen zu leisten. Während dieser Vorfälle in Hamburg hatte die englische Flotte unter Parker und Nelson den Sund besetzt, allein die dänische Seemacht hielt sich so tapfer, dass England nichts weiter als einen Waffenstillstand für sich zu erreichen vermochte. Nicht lange darauf starb Paul, der menschenfreundlichere und friedlicher gesinnte Alexander bestieg den russischen Thron und flößte auch den Hamburgern neue belebende Hoffnungen ein. Es wurde eine Deputation abgesandt, um ihm die bedrängte Lage der Stadt vorzustellen. Alexander war diesem Ersuchen schon von selbst geneigt, weil er einsah, dass, um das allgemeine Gleichgewicht zu erhalten, England in Rücksicht auf Frankreich nicht gelähmt werden dürfe. Deshalb suchte er mit Ersterem ein friedliches Verhältnis; sogleich wieder herzustellen, hob die Schranken auf und bewog auch Friedrich Wilhelm von Preußen, den Handelsverkehr auf der Elbe wieder frei zu geben. Dänemark versagte der neuen Maßregel seinen Beifall nicht und ließ die Stadt am 22. Mai von seinen Truppen räumen, mit denen man sich während der Zeit ihrer Anwesenheit überhaupt besser vertragen hatte, als es anfangs den Anschein hatte. Doch war die Freude über den Abzug, welche nicht unterbleiben konnte, nur kurz, es sollten sich bald andere unangenehmere Gäste wieder einstellen.