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Im Übrigen hat sie keinen Verdacht, und die Unantastbarkeit der Person wird in Hamburg streng respektiert. Die Hamburger Polizei hat wirklich, dem großen Haufen gegenüber, einen Takt, der zu bewundern ist; selbst bei einer Emeute lässt sie sich nicht aus der Behaglichkeit und Ruhe bringen. Ich war im September des Jahrs 1830 in Hamburg, in dem weltberühmten Revolutions-Jahre. Auch Hamburg hatte seine revolutionären Tage, wie Braunschweig, Kassel und das Großherzogtum Hessen. Man war übereingekommen, Abends, mit dem Glockenschlag neun, die Juden aus allen öffentlichen Häusern, den Elb- und Alster-Pavillons vorzugsweise, herauszuwerfen. Das geschah denn auch, wie verabredet. Natürlich gab es dabei großen Spektakel; denn die Juden wichen nicht gutwillig. Aber die Christenheit siegte in dem Feldzuge, und wer Jude war, (d. h. ungetaufter, denn die getauften Juden konnten sich durch ihren Taufschein, welchen man sie herbeiholen ließ, legitimieren) musste das Feld räumen. Die Sache hätte dabei ihr Bewenden haben können. Indes, nachdem der noble Pöbel der Pavillons einen Sieg gefeiert hatte, wollte auch der Plebs der unteren Klassen gleichfalls sein Juliusfest begehen, und da gerade das Brod mit einer neuen Steuer belegt worden war, so hatte man den trefflichsten Grund, zu rebellieren. Der Lärm begann ziemlich ernst und man blockierte das Stadthaus, in welchem die beiden Polizei-Herren ihre Wohnung haben. Man ging auf das Herz der Polizei los. Aber diese verhielt sich ruhig und mäuschenstill, und die vor dem Stadthause aufgestellte Bürgerwache ließ — auf Befehl der Polizei — in Gottes Namen alle Fenster des Stadthauses einwerfen. Man ließ dem Volke sein Spiel, und am anderen Morgen, in aller Frühe, waren die Fenster wieder eingesetzt. Keine Zerstörung, die zu neuen Attentaten hätte führen können, wurde sichtbar. Das war der zweite Tag der Hamburger Revolution. Am dritten Tage sollte wieder Revolution sein; aber der Senat publizierte das Tumult-Mandat, und die Leute von Haus und Hof, die Familien-Väter, die sich nie in die Öffentlichkeit der Straße mischen, schützten und schirmten das Gesetz. Das Volk aber, dem man einen Tag lang freies Spiel gelassen und dessen Leib und Blut man höher angeschlagen hatte, als die Fensterscheiben im Stadthause, ließ sich, ohne Kanonen, durch festen Bürgersinn zurückweisen, und das will viel sagen; denn der Hamburger Pöbel sucht wirklich seines Gleichen in Deutschland und gibt dem Pariser Nichts nach. So viel jedoch wird man aus Vorstehendem ersehen, dass die Hamburger Polizei psychologische Kenntnisse besitzt. Sie steht auf sicherem, festen Fuße, und in dem großen chaotischen Gewirre der Straßen, Promenaden, öffentlichen Häuser u. s. w. sichert sie hauptsächlich die Ordnung der Dinge.

Nach Lloyds Institute in London ist die Hamburger Börsenhalle eingerichtet. Sie ist der Sammelplatz einheimischer und fremder Kaufleute und anderer Notabilitäten, die es nicht versäumen werden, kommen sie nach Hamburg, sich dort einführen zu lassen. Herr Ramée, ein französischer Architekt, hat sie erbaut, und man muss an diesem Gebäude die Art und Weise der Verbindung des griechischen Stils mit jener Bauart, die sich der byzantinischen anschließt, bewundern. Dem Auge tritt dabei kein disharmonisches Verhältnis entgegen.