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Indes zu Land sieht man hier die Scheidung, und es macht einen ziemlich seltsamen Eindruck, wenn man, aus dem Altonaer Tore hinauseilend, durch das große wüste Marktgewühl und den Trödel des Hamburger Berges zu der einförmigen Stille in dem nahen Altona gelangt, zu der Kirchhofs Ruhe hinter dem sturmgepeitschten Meere des Verkehrs zwischen Juden, Matrosen, Gaunern, Seiltänzern, englischen Reitern, Riesen, Wachsfiguren, wilden Bestien, königlich privilegierten Herkulesen, den schmutzigsten Altären der Pandemos, den groben Rippenstößen der Hamburger Plebejer niedrigster Sorte, den Landdragonern mit gezogenem Säbel, die hier, in dem labyrintischen Gewirre, von der Menschenmenge, wie Lindwurms - Besieger umtoset, die Ordnung zu erhalten, sich bestreben. Der Kehricht des Lebens liegt auf dem Hamburger Berge aufgehäuft; die Menschheit starrt Einem hier mit kotbeworfenem Antlitze entgegen; die Matrosen feiern in den engen, dumpfigen Gassen des Hamburger Berges ihre Bachanalien und attischen Nächte, mehr Vieh, als Menschen, nachdem sie Monate lang auf dem Ozean umhergeworfen und nun auf festem Boden angelangt, ihren rohen Begierden freien Lauf lassen. Indes der Hamburger ist einmal an dieses schmutzige Getreide gewöhnt, welches dem Fremden einen so großen Ekel und Widerwillen einflößt. Er geht ruhig und berechnend, teilnahmslos über den Hamburger Berg, und die Uhlanen erhalten die Ordnung und hauen mit flachem Säbel auf die Menschenhorde ein, wenn es einmal zu toll wird und hie und da eine Prügelei zum Sturm anschwillt. Hamburg ist zu groß und handelumfassend, als dass hier nicht das Elend der Demoralisation, welches von Merkur unzertrennlich ist, giftig um sich greifen sollte; aber Hamburg ist auch wiederum zu klein, als dass sich dieses Elend auf irgend eine Weise verbergen könnte. Man hält es übrigens in so weit mit Weisheit im Zaum, dass es die ehrlichen Leute, d. h. solche, die von ihrem Handel zur Genüge leben können, ungeschoren lässt.