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- Category: Stadt & Leute
- Published: 13 March 2011
In Bremen trägt die dienende Klasse „Regentücher“, die über den Kopf gelegt, zu beiden Seiten des Körpers herabhängen und häufig wohl ein Antlitz mit einladenden Augen durchblicken lassen, aber doch sonst allen Reiz der Person dem Beschauer entziehen und, statt Lascivität und Frivolität, Solidität und Keuschheit bieten; die Bremer Dienstmädchen sind schöne Beguinen; die Hamburger Dienstmädchen aber sind luftig, üppig, leicht und fein gekleidet, mit herabhängenden, flatternden Hauben versehen, mit bebänderten Schuhen geschmückt, und kurzen, modigen Kleidern, die, beim raschen Gange, anziehend um die Wade spielen. Alles ist nett und reinlich an diesen Mädchen, und dass sie der dienenden Klasse angehören, ersieht man nicht gleich auf den ersten Blick; denn der Korb, welchen sie hoch unterm Arme tragen, ist stets von einem schneeweißen Tuche verhüllt, das, wie ein Segel, schon von Ferne ihren Lauf bezeichnet. Ich meine, die Hamburger Dienstmädchen haben am meisten Ähnlichkeit mit denen in Wien, bis auf den neckischen Humor der Letzteren, der freilich in Hamburg durch den plattdeutschen Charakter, welcher nun einmal nichts von angeborener Grazie weiß, verdrängt wird. Diese Hamburger Amouretten sprechen, wie überhaupt die untere Volksklasse in den Hansestädten, plattdeutsch, einen Jargon, der durch die Vermischung des Hochdeutschen mit der alten sassischen Sprache entstanden ist, der aber gerade in Hamburg rauher und derber klingt, als in Lübeck und Bremen, wo er allerdings einen naiven, kindlich-herzlichen Charakter durch die Weichheit des Dialekts annimmt. Dieses Plattdeutsch macht sie Einem nicht angenehmer beim Sprechen; im Gegenteil gewähren sie, im schnellen schweigsamen Fluge an Einem auf der Straße vorübereilend, durch das Gedränge am Jungfernstieg sich gewandt hinwindend, wie im Tanze, ein bei weitem anmutigeres Bild, welches zur Anschauung des öffentlichen Treibens durchaus notwendig ist. Die Hamburger Dienstmädchen stehen als eine besondere Klasse da, die sich durch die Tracht mehr, als die Sitten, von andern Klassen der Einwohner unterscheidet.
In dieser letzteren Hinsicht muss ich auch noch der Zuckersieder - Knechte erwähnen, schmucker Leute, mit weißen, bezipfelten Mützen, die beinahe wie Nachtmützen aussehen, und weiß leinenen Schürzen. Sie sind die Arbeiter in jenen großen Zuckersiedereien, die das übrige Deutschland mit diesem Fabrikat versorgen; und der Fremde wird sich häufig wundern, wenn er Abends, nach der Feierglocke, ganze Reihen dieser Menschen an sich vorüberziehen sieht, die durch die Reinlichkeit ihrer Kleidung zur Genüge dartun, dass sie nicht den gewöhnlichen Handwerken angehören.