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- Category: Stadt & Leute
- Published: 07 March 2011
— Der Kot ist, wie Sie sich in einer so volkreichen Stadt vorstellen können, entsetzlich. Hierzu kommen noch die engen Gassen, in denen man sich nie in einer gewissen Entfernung von den Wagen halten kann. Man geht also nicht leicht hundert Schritte, ohne bespritzt zu werden, wenn man sich nicht selbst beschmutzt. Stoßen mehrere Wagen zusammen, so wird der Fußgänger in den meisten Gassen an die Mauer der Häuser getrieben: und selbst da würde er in einigen Gassen keinen sicheren Zufluchtsort finden, wenn man nicht sehr weislich durch eine sonderbare und freilich nicht schöne Bauart für ihn gesorgt hatte. Es finden sich nämlich in den Gassen dieser Art kleine Buden, die an den Häusern anstehen, kleine Mauern, deren Zweck man bei dem ersten Anblicke nicht begreift, steinerne Säulen und andere Vorsprünge mancherlei Art. Da diese für die Haustüren eine Öffnung, und folglich eine Vertiefung lassen müssen, so tritt man dahinein, oder stellet sich hinter die steinernen Säulen, und wartet, bis das Fuhrwerk vorüber ist. — Hin und wieder sind freilich eigene Wege für Fußgänger, (trottoirs;) aber in den engen Gassen durfte man sie nicht erhöhen, weil sonst oft zwei Wagen einander nicht würden ausweichen können. Man fährt also dann bis an die Mauern, und so wäre dem Fußgänger immer nicht geholfen, wenn er sich nicht auf obige Art flüchten könnte.
In der Folge habe ich gefunden, dass selbst nach acht Tagen von trockenem Wetter viele Gassen von Hamburg doch nie rein sind. Die, welche in einiger Ferne von den Kanälen liegen, haben keinen unterirdischen Abfluss; die Unreinigkeiten laufen aus den Häusern in die Gassen, wo in der Mitte eine Vertiefung ist, in der aller Unrat herabfließt, bis er durch irgend eine Öffnung seinen Weg in den nächsten Kanal findet. Die Wagenräder prallen in den Vertiefungen häufig ab, und bespritzen die Fußgänger bisweilen in der Ferne von mehreren Schritten.
Hamburg ist also, in dieser Rücksicht, weder eine schöne, noch eine angenehme Stadt! Da ich sie, seitdem ich hier bin, in allen Richtungen durchwandert habe, will ich noch einige Anmerkungen über ihr Äußeres machen. Ich habe schon weiter oben bemerkt, dass die alten Häuser Hamburgs im Holländischen Stile sind. Das Ganze macht eine enge, krumm und krüppelig gebaute Stadt, wovon ein Teil voller Kanäle und Brücken, voller Wagen und Menschen ist, von denen die letzten mit den ersten beständig auf eine unangenehme Art zusammen stoßen. Nimmt man die später gebauten und ganz neuen Häuser dazu, so findet sich ein Gemische von Holländischer und Englischer Art, so dass man bald in diesem, bald in jenem dieser Lander zu sein glauben würde, wenn nicht noch etwas anderes einen häufig an die freie Reichsstadt erinnerte. Ich will dieses den alten freireichsstädtischen Stil nennen, in dem ich immer etwas eigenes gefunden habe, das man in monarchischen Ländern wenig sieht. Es würde mir schwer sein, ihn zu beschreiben; man kann ihn in den meisten freien Reichsstädten und in den drei nördlichsten Schweizerrepubliken, hauptsächlich aber in den ältern Häusern von Basel und Nürnberg in seiner Vollkommenheit sehen. In den neuern Teilen der Stadt Hamburg ist der Englische Stil der herrschende: und da finden sich auch hin und wieder einige Gebäude von recht guter Architektur; doch ist nur selten eins ganz rein, und immer zeigt sich etwas, das die strenge Kritik nicht aushält, das aber freilich sehr oft von Umständen und Lage bestimmt worden ist. —
Endlich gibt es in der Stadt, und mehr noch auf dem Lande eine Menge Häuser, die erst seit wenigen Jahren entstanden sind. Diese haben nicht selten große Ansprüche auf Architektur, sind aber mehrenteils so unklassisch und unkorrekt, dass sie das seltsamste Gemische von antiker und moderner Bauart, von den Grillen der Bauherren und den wilden Einfällen der Baumeister, von lokalem Zwange und der geschmacklosesten Ausgelassenheit sind. Griechische Ordnungen, ohne Griechische Verhältnisse, und Griechische Keuschheit; Säulenordnungen aller Länder und aller Zeiten; Produkte aus allen Teilen der Welt! Mich dünkt, es gibt ein paar Baumeister hier, die auf eine neue zusammengesetzte Ordnung studieren, und die ich unterdessen die Hamburgische nennen will. Selten finde ich den Unterbalken, den Fries und den Kranz rein bestimmt. Immer fehlt das eine oder das andere, oder das Verhältnis eines dieser Glieder ist so klein zu den übrigen, dass man es nicht für ein besonderes, sondern für den Auswuchs eines der andern zu halten geneigt ist. Manche Säulen endigen sich oben in einer so scharfen Verjüngung, dass sie denen zu Pästum gleichen, haben aber moderne Verhältnisse der Länge und Dicke. Viele haben keinen Würfel (Plinthe), und stehen ohne weitere Unterstützung auf dem Boden auf, welches in, einem feuchten, nördlichen Lande wenigstens ein Verstoß gegen Natur und Bedürfnis ist. Strohhütten mit einem kleinen Griechischen Porticus; Palladio, — oder sogenannte Venezianische Fenster; zirkelförmige Vorsprünge unten, und Einschnitte oben, oder auch umgekehrt; Verzierungen im Geschmacke der Adelphi und Griechische Säulen — alles unter einander.
So viel zu Ehren der Baukunst! Aber man würde ungerecht sein, wenn man Hamburg und seine Landhäuser mit einer vorzüglichen Strenge beurteilen wollte. Deutschland ist nun ein mahl nicht der Sitz der schönen Architektur, und am allerwenigsten die Teile desselben, deren Verfassung keinen Hof und Fürsten zulassen. Ich habe mich immer gewöhnt, mich des Guten zu freuen, wo und wie ich es finde: und so gestehe ich mit Vergnügen, dass der Wohlstand der Einwohner Hamburgs, die vielen neuen und freundlichen Häuser, womit die Gegend umher angefüllt ist, und der reiche und sorgfältige Anbau das lieblichste Bild machen, das ein Menschenfreund sehen kann. Bisweilen dünkt mich sogar, dass in der eigensinnigen, oder ausgelassenen Bauart vieler Häuser eine Mannigfaltigkeit liegt, die nicht ohne Reiz ist. Ja ich werde an viele derselben auf immer mit Dank und Vergnügen denken, wenn ich mich der angenehmen Stunden erinnere, die ich darin zugebracht habe. —
Über die Stadt selbst muss ich noch bemerken, dass der neuere Teil derselben, der nicht an den Kanälen liegt, breitere und schönere Straßen, und größtenteils auch besser gebaute Häuser hat. Auch fällt hier der Übelstand und die Unbequemlichkeit weg, die sich fast in allen an den Kanälen stehenden Häusern finden, — ihre Tiefe gegen ihre geringe Breite. Dieser neuere Teil der Stadt hat auch den Vorteil einer bessern Luft, während dass die alte Stadt, welche zwischen der Elbe und Alster liegt, durchaus von Kanälen durchschnitten ist. Zwar stinken diese nicht so sehr, als die Kanäle zu Venedig im Sommer, weil die Flut zu Hamburg ungleich höher steigt, und alle zwölf Stunden die Kanäle mehr oder weniger ausspült. In der Regel also sollen sie nur bei niedrigem Wasser beschwerlich sein; das hängt aber zum Teil vom Winde ab. Wehet dieser von oben herab und sehr stark, so kommt die Flut nicht in alle Kanäle herauf; die Ebbe dauert alsdann fort, das Wasser ist in solchen sehr niedrig, und nun kommt, mit seinem Geruche, all der Unrat zum Vorschein, den man, ob es schon verboten ist, ohne Unterlass in die Kanäle wirft. -
So sehr es auch zu Hamburg an Platz fehlt, so findet man doch innerhalb der Ringmauer eine Menge kleiner Gärten, wovon die besonders angenehm sind, die an einen breiten Kanal, oder an die Alster stoßen.
Die sogenannten Höfe sind, bei topographischen Bemerkungen über Hamburg, keinesweges zu übergehen, denn sie enthalten einen ansehnlichen Teil der Bevölkerung dieser Stadt. Leider sind es größtenteils elende, kleine, schmutzige Winkel, wo in engen, armseligen Häusern, eine Menge Menschen eine Art von Pflanzenleben führen. Es sind eigentliche Höfe, mehrenteils von unansehnlichen Vordergebäuden, die inwendig so mit Häusern bebaut sind, dass man sie kleine Gassen nennen könnte, wenn sie einen Durchweg hätten. Sie sind also mehrenteils die Hausung der Armut. Indessen sind sie nicht alle gleich schlecht, und hin und wieder findet man in denselben auch anständige, oder wohlhabende Leute.
Aber auch unter den Gassen gibt es einige, die höchst elend, enge und schmutzig sind, und den niedrigen Stand, oder die Armut ihrer Einwohner beim ersten Anblicke bezeichnen. Diese Gassen und Gässchen sind mehrenteils von den bessern Strichen der Stadt entlegen, oder zwischen größeren Gassen eingeschoben, oder in Teilen der Stadt, wo der Wohlhabendere keine Geschäfte hat, (wenigstens keine öffentlichen, denn gewisse Privatgeschäfte werden da allerdings getrieben) so dass ein Fremder sich lange hier aufhalten kann, ohne je eine gewisse Zahl derselben zu sehen. — Gerade so ist es mit gewissen höchst elenden Strichen und Winkeln von London, die man auch nicht zu sehen bekommt, es sei denn von ungefähr, oder dass man sie vorsetzlich aufsuche.
Wenn man unter den Privatgebäuden nur wenige findet, die sich durch eine schöne Baukunst auszeichnen, so wird dieser Mangel durch die öffentlichen eben so wenig ersetzt. Das Rathhaus ist ein ansehnliches, in manchen Rücksichten merkwürdiges, aber unregelmäßiges Gebäude. Es steht nahe bey der Börse, welche einer so wichtigen und reichen Handelsstadt wirklich unwürdig ist. Sie ist nicht für das Klima berechnet; denn da der untere Säulenplatz auf zwey Seiten offen ist, so muss ursprünglich, da er noch nicht so sehr besucht ward, in einem harten Winter die Kälte unerträglich gewesen sein. Jetzt, da die Hamburger Börse eine der besuchtesten in Europa ist, fällt diese Beschwerde größtenteils weg; aber sie hört auch eben dadurch auf, für die Bedürfnisse der Stadt zuzureichen. Der Platz ist bei weitem zu klein, und es hält schwer, jemanden unter dem Gedränge zu finden, obschon viele ihre bestimmten Plätze haben, wohin sie sich jedes mahl zu stellen suchen. Aber eine große Menge von Menschen findet gar kein Obdach, sondern stehen unter freiem Himmel, wo ich sie jedem Winde und Wetter ausgesetzt gefunden habe. Wer sich von den Geschäften, die jetzt zu Hamburg gemacht werden, ungefähr einen Begriff bilden will, darf nur zwischen halb ein bis drei Uhr auf die Börse gehen. Nach London und Amsterdam habe ich keine gesehen, die täglich so voll wäre, als die hiesige; ja mich dünkt, dass ich die Amsterdamer, einen Tag in den andern gerechnet, keinesweges so besucht gesunden habe, als die Hamburger mir es zu allen Zeiten zu sein scheint. Aus jeder Handlung kommt jemand täglich. Hierzu gesellen sich die vielen Juden und Fremden, die, wenn sie Geschäfte halber hier sind, nicht leicht die Börse versäumen. Ja, mancher besucht sie, ohne gerade ein bestimmtes Geschäft da zu haben. Man hört etwas Neues, man trifft Bekannte und schwatzt mit denen, die man am wenigsten beschäftigt findet. Dadurch wird sie denn häufig ein gewöhnlicher Sammelplatz für Menschen, die sich zu irgend einem Zwecke zu treffen wünschen. Zwei Personen wollen sich morgen sehen: man nennt die Börse, weil man voraussetzt, dass ein jeder etwas dort zu tun habe, oder dass sie ihm auf seinen verschiedenen Gängen in dem Wege liege. — So wie zu London und Amsterdam werden hier in ein paar Kaffeehäusern, die in der Nähe liegen, auch viele Geschäfte gemacht.
Die Hamburger Kirchen sind mehrenteils große und ansehnliche Gebäude, ohne dass eine einzige darunter wäre, die sich entweder durch eine klassische Architektur, oder durch einen vorzüglich schönen Gothischen Styl auszeichnete. Aber ihre Türme sind merkwürdig, manche von einem sehr künstlichen Baue, und sammt und sonders fallen sie in der Ferne schön und majestätisch in die Augen. Wegen der Fläche der ganzen Gegend umher, sieht man diese Stadt viele Meilen weit, und immer zeigen sich ihre Türme angenehm, mahlerisch und groß. — In der Domkirche, welche dem Churfürsten von Braunschweig-Lüneburg gehört, finden sich mehrere Merkwürdigkeiten, und auch etwas weniges zum Studium der alten Deutschen Kunst, wobei ich mich aber hier nicht aufhalten will. — Es ist keinesweges nötig, ein Geistlicher zu sein, um an dieser Kirche eine Domherrenstelle zu haben. Man betrachtet sie als eins von jenen Mitteln, sich ein gewisses Einkommen zu verschaffen, ohne viel Arbeit dafür zu tun: und so finden Sie mehrere Arten von Gelehrten daran, die eben so wenig Geistliche sind, als unsere Protestantischen Edelleute, die in den verschiedenen Stiftern Pfründen haben. Nur ist zu Hamburg der Unterschied, dass man keiner Ahnen bedarf. — Die Michaeliskirche ist, als Gebäude betrachtet, die schönste. Ihr hölzerner, mit Kupfer belegter Turm ist für die Fremden merkwürdig, weil er nicht nur ziemlich hoch, sondern vor allen andern am leichtesten und bequemsten zu ersteigen ist. Man führt also gewöhnlich alle Fremde hinauf: und in der Tat sollte keiner versäumen, sich den Genuss dieser Aussicht zu verschaffen. Ich bin überhaupt dafür, dass der Reisende in jeder Stadt, die er genauer kennen zu lernen wünscht, irgend einen hohen Turm besteige, weil er da allemahl die beste Übersicht des Ortes so wohl, als der ganzen Gegend umher bekommen wird. Die Aussicht, die der Michaelisturm gewährt, ist unendlich interessant! Hier übersieht er mit einem Blicke das seltsame Gewebe von Häusern und Hütten, die bis zum Ängstlichen zusammen gedrängt sind, und wo mehr als hunderttausend Menschen auf einer Englischen Quadratmeile hausen. Wie wird er erstaunen über alle die Höfe, deren mancher ein halbes Dutzend Hütten enthält, und die er hinter Gebäuden findet, vor denen er oft vorbeiging, ohne sich träumen zu lassen, dass darüber hinaus noch etwas andres sei als was man so gewöhnlich in einem Hofe sucht.
— Eben so sehr wird er über die Menge der kleinen Gärten erstaunen, die sich in dieser von Menschen überladenen Stadt befinden. Zwar hat er schon mehrere an der Alster und aus einigen Gassen bemerkt; aber auffallen wird es ihm, noch so viele andere zu entdecken, in Strichen der Stadt, wo er keine vermuten konnte.
— Auch steht dieser Turm gerade so nahe am Wasser, dass man den Hafen, den jetzt so wichtigen, so gefüllten und belebten Hafen, größtenteils übersehen kann. — Und nun die Aussicht auf die reiche Gegend, die diese Stadt unmittelbar umgibt! auf die ungeheure Menge von Landhäusern, auf das in einen Lustgarten und reichen Boden umgeschaffene Sandland, auf die Mannigfaltigkeit der Gebäude und Anlagen, auf die nahe Stadt Altona, deren Grenzen man kaum zu bestimmen weiß, auf die Tätigkeit und Regsamkeit unzähliger Menschen umher! Fast vergisst man, dass dieses reiche und nahe Gemählde von einer Ferne eingeschlossen wird, die an der Elbseite reizend schön ist. Es ist ein herzerhebender Anblick, wenn man an gewissen Tagen diesen Fluss mit Schiffen bedeckt sieht, wovon sich die entferntesten in dem Horizonte verlieren.
Noch ist der unterirdische Bau der Michaeliskirche zu bemerken, der sehr ansehnlich und in seiner Art prächtig ist. Aber er dient zu einem heillosen Zwecke! Hier stellt man, mitten in einer bevölkerten Stadt, die Todten in ganzen Haufen zusammen, und glaubt, alle Einwendungen des Fremden beantwortet zu haben, wenn man ihm die Vortrefflichkeit des Gewölbes und des Bodens rühmt, und ihn versichert, dass die Luft hier sehr gut sei.
Als ich dieses im Jahre 1797 schrieb, stand dieses Gebäude auf einem großen und freien Kirchhofe; als ich es aber zwen Jahre nachher wieder sah, fand ich, dass man auf der einen Seite zwischen der Kirche und den Häusern eine Reihe von Gebäuden angefangen hatte, welche vielleicht, wie ich hörte, ganz herum geführt werden wird. Da nun ehemahls auch auf diesem Boden Tote begraben wurden, so kann man von den künftigen Bewohnern dieser neuen Häuser, die dem unterirdischen Begräbnisse in der Kirche ganz nahe stehen, recht eigentlich sagen, dass sie auf und unter Toten wohnen.
Die öffentliche Bibliothek, das Eimbecksche Haus, das Waisenhaus, das Zuchthaus sind gute und mehr oder weniger zweckmäßige Gebäude.
Die Bibliothek ist mit Büchern von einem gewissen Alter wohl versehen, hat mehrere Merkwürdigkeiten und eine ansehnliche Sammlung von Handschriften, unter denen besonders einige morgenländische sehr wichtig sein sollen. Aber zum Ankaufe von neuern und für unsere heutigen Bedürfnisse brauchbaren Büchern, fehlt es ihr an hinlänglichen Einkünften. Übrigens wird die wenig besucht, hat keine Bequemlichkeiten zum Lesen, und ist jetzt wohl nur als ein Hilfsmittel für einige wenige Gelehrte zu betrachten, die etwa dort gelegentlich ein Buch suchen, das sie sich selbst nicht anschaffen können oder wollen. Der Herr Professor Wesselhöft, der die Aufsicht darüber hat, ist ein überaus guter und gefälliger Mann.Das sogenannte Eimbecksche Haus, das ich bloß darum anführe, weil man es so oft nennen hört, ist eines der ansehnlichsten Gebäude der Stadt, und hat seinen Namen daher, dass man ehemals auf diesem Platze das berühmte Eimbecksche Bier verkaufte. Es scheint, dieser Artikel war zu Hamburg sonst weit wichtiger, als jetzt; und damit das hochgepriesene Bier der Stadt Eimbeck dem hiesigen nicht zu viel Eintrag tun möchte, vielleicht auch, um ein Regale daraus zu machen, konnte man es bloß vom Rat kaufen. vermutlich braute man es nachher selbst, und das Haus , in dem es ausgeschenkt wurde, hieß das Eimbecksche. Der Name ist ihm geblieben, und noch ist hier der Ratskeller. Dieser ist aber jetzt mehr durch seine Weine berühmt, und besonders redet man viel von einem Rheinweine von anderthalb Jahrhunderten, oder wie er gewöhnlich angegeben wir, vom Jahre 1620. Sie wissen, wie es mit solchen Weinen beschaffen ist, ungefähr wie mit Sir John Cutlers seidenen Strümpfen; erstickte sie so lange mit Wolle aus, dass es zuletzt eine sehr gelehrte Aufgabe wurde, ob es seidene oder wollene Strümpfe wären? — Mehrere Zimmer dieses Hauses sind denn für den Schank bestimmt; andere werden zu großen Mahlzeiten, Festen, Bürgerschmäusen und dergleichen vermietet. In einem werden öffentliche Versteigerungen gehalten, in einem andern wird die Lotterie gezogen, und noch andere sind zu Ausstellungen aller Art bestimmt.
Das Waisenhaus gehört unter die neuern Gebäude, ist eine edle Stiftung, und empfiehlt sich durch Reinlichkeit, und manche gute innere Einrichtung.
Desto weniger kann ich das Zucht- und Arbeitshaus rühmen, so sehr auch manche mit dieser Anstalt zufrieden sind. Bei dem großen Umfange der Gebäude ist doch kaum hinlänglicher Platz, und Reinlichkeit und Ordnung schienen mir in einigen Teilen so sehr vernachlässigt zu sein, dass ich eilte, wiederum in das Freie zu kommen.
Das sogenannte Fortificationshaus, welches ebenfalls unter die öffentlichen Gebäude gehört, hat eine sonderbare Bestimmung. Jeder Bürger hat ein ausschließendes Recht dazu, und kann es zu einer großen Mahlzeit, oder irgend einem Feste für sich und seine Gäste gebrauchen, an welchem Tage es für jeden andern verschlossen ist. Wer eine solche Absicht darauf hat, muss sich bei dem Vorsteher melden, welcher nachsieht, auf wie viele Tage es schon versprochen ist, und ihm dann den ersten Tag, an dem es frei ist, anweist. Es hat eine angenehme Lage am Walle, zwischen dem Altonaer Tore und der Elbe, und besitzt Spaziergänge, auf deren einer Seite man diesen Fluss, auf der andern das besuchteste Stadttor übersehen kann. Auf diese Art sind diese Anlagen und diese Aussicht dem großen Publikum verschlossen: und man hält sehr sorgfältig darauf, dass niemand hinein kommt, als wer dazu befugt ist. Ich bin nie in die Ecke gekommen, die der Wall in der dortigen Gegend mit der Elbe macht, und wo, meines Erachtens, die interessanteste Aussicht ist, die man innerhalb der Stadt haben kann, ohne diesen Umstand recht herzlich zu bedauern.