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Manche sind es in einem Grade, der ihnen lästig sein muss, und der den Begriff von Delikatesse und Feinheit vernichtet, den wir so gern mit dem weiblichen Geschlecht verbinden. Bei ihrer Röte haben sie mehrenteils auch eine feine Haut und eine reine Weiße, welche letztere vorzüglich den Glanz des mehrenteils vollen Busens erhöhet. In der Tat ist der letztere Umstand ein Charakterzug der Hamburgerinnen, und viele sind schon dadurch schön, wenn ihnen auch die Natur alle andere Ansprüche verweigert hat. Freilich scheint diese Fülle hin und wieder mehr Holländische Fleischheit, als Italienische Elastizität zu sein, und die Schönheit der Form geht bis, weilen in üppigem Reichtume verloren. Da man, an andern Orten so häufig den entgegengesetzten Fehler trifft, so werden, glaube ich, die meisten Mannspersonen mit mir einstimmen, daß man die Hamburgerinnen im Ganzen schön nennen kann. — Jemand, der diesen Teil der weiblichen Reize in vielen Ländern und Orten betrachtet hatte, meinte, es müsse eine gewisse, noch nicht untersuchte Verbindung zwischen vollen Busen und einer stürmischen Himmelsgegend sein, weil er so oft das eine und das andere zusammen gefunden, und wiederum umgekehrt das Gegenteil bemerkt hätte. Dies mögen die Naturforscher weiter untersuchen; ich will bloß hinzusetzen, daß die Bemerkung auf Hamburg, Wien und Troja vollkommen passt. Die beiden ersten dieser Städte sind wegen der heftigen und ewigen Winde bekannt, und Troja nennt Homer fast nie anders als das windige, während dass er die Weiber durch das Beiwort der Tiefbusigen (sonst genannt Hochbusigen) ausgezeichnet.

 


Die Hamburgerinnen sind aber nicht nur schön, sie sind auch sehr liebenswürdig! Die meisten verraten, durch mancherlei Kenntnisse, und durch eine lebhafte, angenehme Unterhaltung, eine sehr gute Erziehung, und durch ihre Freiheit und Ungezwungenheit einen gebildeten Umgang, und die Erfahrung und Gewohnheit dessen, was man Welt nennt. Sie reden Französisch mit Leichtigkeit und in einer bessern Aussprache, als in den mehr inländischen Gegenden von Deutschland; und manche sprachen Englisch auf eine Art, die mich in Erstaunen setzte, wenn sie mich versicherten, daß sie nie in England gewesen wären. — Sie haben weniger Form und Schnitt, als die Frauenzimmer im südlichern Deutschlande, und ein einfaches, natürliches Betragen, das auf keinen sogenannten Ton, oder auf gesuchte Eleganz Anspruch macht. Kurz, sie haben Vieles, in dieser Rücksicht, von den Engländerinnen. Sie kleiden sich mehrenteils mit Geschmack, und im Sommer, da sie so sehr auf dem Lande leben, ohne Prunk und vielen Aufwand. Indessen dünke mich doch, daß ich hin und wieder auf dem Lande einige gesehen habe, die für die Gelegenheit zu viel gekleidet waren. — Die verschiedenen Alter sind hier, wie letzt fast überall, gemischt, und ich habe nicht selten Personen von mehr als reifen Jahren und selbst Alte gesehen, die mit Vergnügen zu einer Wasserpartie, oder, einer Fahrt auf ein Wirtshaus stießen, wo bei weitem die größere Zahl aus jungen Leuten bestand.


So viel ich abnehmen kann, säugen die Frauenzimmer der bessern, oder höhern Stände ihre Kinder selbst. Es: dünkt mich sogar zur Mode geworden zu sein, und nie habe ich noch von einer Mutter gehört, die es angefangen und nicht hätte ausführen können. Ich habe während meines hiesigen Aufenthalts mehrere gekannt, die dabei sehr gesund, stark, blühend und selbst fett waren. Jeder weise vernünftige Mann wird die Gewohnheit billigen; aber ich wollte doch meinen Deutschen Landsmänninnen, die dieses Geschäft unternehmen, raten, es als eine Familiensache zu treiben, an der man Fremde, wenigstens fremde Mannspersonen, keinen Anteil nehmen lasse. Wir sind nun ein mahl zu weit von der Natur entfernt, um gewisse Dinge zu sehen und zu nehmen, wie wir sollten. Zwar säugen die Hamburger Damen nicht in Gesellschaft und vor Mannspersonen, wie ich es in Frankreich und auch hin und wieder in Deutschland gesehen habe; aber man lässt doch immer zu viel davon sehen, oder macht es zu oft zum Gegenstand der Unterredung, auch vor fremden Männern. Hierzu kommt der ältere Teil der Familie, die in Umständlichkeiten eintreten, oder eine Großmutter, die das Kind fragt, wie es geschmeckt hat? — Es mag eine falsche Delikatesse sein; aber es ist nichts desto weniger ein Gefühl, das ich mit vielen andern Männern gemein habe: mich dünkt, die weibliche Zartheit und das feine Gefühl von weiblicher Schamhaftigkeit wird dadurch verletzt. In England können Sie oft in ein Haus kommen, und vielleicht nie erfahren, daß die Frau vom Hause ihr Kind selbst säugt. Es ist keinesweges, daß sie sich der Sache schämten; aber die Engländerinnen haben darüber ein Gefühl, welches ich den feinen Staub der Blume nennen möchte, und das ungefähr aus der nämlichen Quelle mit dem sein muss, welches macht, daß sie nie von gewissen Operationen der Natur reden, und gewisse Wörter, als z. E. Hüfte, Weiberhemd, Busen, Unterrock, und dergleichen nie aussprechen.


Auch unter den niedern Klassen findet man schöne Gestalten und hübsche Gesichter. Man sagt von diesen, dass sie mehrenteils zu haben sind, und daß besonders unter den Dienstmädchen das Verderbnis sehr groß und allgemein ist. Gleichwohl ist hier nicht der nämliche Grund dazu, wie an manchen andern Orten! Denn hier gibt es keine Keuschheitskommission, und es steht einem jeden Mädchen frei, wenn schon nicht gesetzlich, doch durch Gebrauch und Nachsicht, ihre Ware in ihrem eigenen Laden zu verkaufen. Die Zahl dieser öffentlichen Mädchen ist hier sehr beträchtlich, wenn ich nach denen urteile, die ich Abends auf den Gassen finde. Diese sind, wie überall, die niedrigste Art; indessen sehe ich doch manche selbst unter diesen, die recht artig gekleidet sind: auch haben sie nicht die Unverschämtheit und lästige Zudringlichkeit der Londoner, oder Pariser. Man hat hier auch mehrere Abstufungen der feinern Klassen, wovon die besten mit einem gewissen Anstande leben, und deren einige keine Manns Personen empfangen, wenn sie nicht vorläufig von einem Bekannten eingeführt worden sind. Sie kleiden sich wie Damen von Stande und Mode, und der ganze Unterschied, durch den man sie entdeckt, besteht in einem größeren und lockereren Putze, in etwas mehr fliegendem Bänderwerk, in abstechenden Farben, und endlich in einem gewissen Etwas, das nicht in Schamlosigkeit besteht, das sich nicht beschreiben lässt, das man aber durch einen langen Aufenthalt in großen und reichen Städten so untrüglich kennen lernt, daß ein aufmerksamer Beobachter sich schwerlich darin irren wird. Einige von diesen halten ein anständiges Haus, und empfangen männliche Gesellschaften zu Tee und Abendessen.