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Ich habe ihr erzählt, dass das Dresdner Deutsch-Russische Institut und die Zeitschrift „Das Wort“ ihre Biographie, die ich geschrieben habe, zur Herausgabe vorbereitet. Sie hat gesagt, „sie sollen sich beeilen, ich bin zu alt. Mir ist nicht mehr so viel Zeit geblieben“. Ich war drei Tage im September2010 bei Swetlana Michailowna zu Gast und das waren unvergessliche Momente.

Swetlana Michailowna war vollkommen in beide Kulturen, die russische und die deutsche, integriert. Keiner konnte so vollkommen die ästhetisch-psychologischen Aspekte beider europäischen Kulturen so tief spüren und musikalisch-mystisch wiedergeben. Die Wirkung, die Swetlana Geier mit ihrer Übersetzung identierte, ist in erster Linie eine musikalisch-psychologische-seelische. Der Erkenntnisprozess war für diese Übersetzerin ein momentanes Erfassen der Totalität der ästhetischen Werte. Sie konnte im Augenblick total konstitutive Eigenschaften des literarischen Stoffes in anderer Sprache wiedergeben. Keinem der Übersetzer ist es so gelungen für die Deutschen das russische Herz in Gleichklang zu bringen. Sie war ein Medium und Gewissen gleichzeitig. Die Sonne der russischen Übersetzungskunst ist untergegangen. Ihre Übersetzungen waren nicht nur anspruchsvoll, sie waren vollkommen. Sie lebte im tragischen zerrissenen Jahrhundert, aber diese kleine zierliche Frau war wie ein Monolith, wie ein scharf geschliffener Kristall. Die Grandiosität ihres Geistes und ihre stolze Vernunft halfen ihr, Berge zu versetzen. In der Ewigkeitswaage wiegt ihr Beitrag genau so wie des Heiligen Hieronymus’. In der Übersetzungskunst gelang es ihr, die Vollkommenheit und Ewigkeit zu erreichen. Ihre Übersetzung war eine riesenhafte Inkarnation der russischen Seele in deutscher Sprache wie bei dem Goetheschen Gedicht:

Freut Euch des wahren Scheins,
Euch des ernsten Spieles,
Kein Lebendiges ist ein Eins,
Immer ist’s ein Vieles.


Sie hat mein deutsches Gedicht gelobt, dass ich ihr widmete

 

Edle Orgel klinget
Und die Zeit
................... verschwindet,
Ob sie fährt absichtlich
Jetzt in Ewigkeit...

Alte Musikanten
Bringen meine Verse
Und improvisieren
Meine Einsamkeit...
Klangspersönlichkeiten
Finden ihre Plätze
Einige - in Höhe,
Andre - umgekehrt.
Die Choralensspiele
Suchen ihre Ziele,
Töne meiner Seele
Finden hier ihr Wert.



Es ist ein tröstlicher Gedanke zu wissen, dass die große Übersetzerin, die in vielen Seelen genialer Schriftsteller weiterlebt, auch ein Nachleben fährt, dass sich dem geistigen Wechsel der überlebenden Menschheit anpasst, und die Unsterbliche doppelt unsterblich macht.

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