Wovon die Diedrichshäger Berge bei Kröpelin entstanden sein sollen.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 3
Autor: Von Fr. Schulz, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Hünen, Riesen, Kühlung, Kühlungsborn, Diedrichshäger Berge, Kröpelin
Man trifft wohl keinen Ort in unserem Mecklenburg, wo die Leute nichts von den alten Hünen zu erzählen wüssten, und wo sie nicht ihre Gräber kennten, die zum Teil noch große Schätze in sich bergen sollen. Auch geht bei vielen ihrer Gräber noch manches wunderbare Ereignis vor, so zum Beispiel bewegen und drehen sich zu gewissen Zeiten die Grabsteine, oder es kommen auch große graue neblichte Menschengestalten aus denselben hervor zu steigen.

Die Hünen waren Riesen von etwa 60 Fuß Höhe. Sie bewohnten zuerst unser Mecklenburg und sind endlich ausgestorben.

Von ihrer Größe und Stärke haben diese Leute uns noch ganz deutliche Spuren überliefert; denn alle Berge haben sie gemacht, tiefe enge Schluchten, die fast allenthalben den Namen „Hölle" führen, die Gründe, die Landseen und großen Teiche haben sie mit leichter Mühe gegraben.

Einzeln und selten trifft man im Lande kleine kegelförmige, kaum 15 bis 20 Fuß hohe Hügel, von denen man sich erzählt, das dort einem Hünen beim Erdetragen das Schürzenband gerissen sei, die Erde ihm dadurch aus der Schürze gefallen, und sie dann den Haufen haben liegen lassen.
Einmal haben diese großen Leute ein sonderbares Unternehmen begonnen, das ihnen zum großen Glück bald wieder verleidet ist. Sie wollten nämlich die Ostsee verschütten.

Den ganzen Bergrücken der jetzigen Diedrichshäger Berge hatten sie schon dazu zusammengetragen. Da an einem Morgen, als das Werk frisch wieder in Angriff genommen wurde, und alle mit Schürzen voll Erde herzugeschleppt kamen, wurden sie nach langer Beratung einig, das Vorhaben aufzugeben, da doch zu viele Erde dazu gehöre, und sie dann ja auch, um Erde zu gewinnen, auf andern Stellen neue Seen machen müssten. Sie ließen daher alle zuletzt gebrachten Schürzen voll Erde in Haufen liegen.

Nach den vielen kegelförmigen Hügeln an der Nordseite der Diedrichshäger Berge, die Kühlung genannt, kann man heute noch ungefähr abschätzen, wie viele ihrer gewesen sein müssen; jeder Hügel nämlich ist eine Schürze voll.