Wie die Teterower ihren Stadtbullen auf die Weide brachten.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 4
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Teterow
Weil immer so prächtiges Gras auf dem einen alten Stadttore wuchs, das stets nutzlos umkommen musste, beschloss die Bürgerschaft ihren Bullen dahinauf zu bringen, damit er das schöne Futter abweide. Nachdem man dem Tiere ein langes, starkes Tau um den Hals geschlungen, erstiegen einige der klugen Leute mit dem andern Tauende das hohe Tor und zogen nun aus Leibeskräften den Bullen nach oben. Das arme Geschöpf zappelte erst gewaltig als man ihm also seine Kehle zuschnürte und steckte im Todeskampfe seine Zunge weit aus. Als dies die Umstehenden sahen, riefen sie: „Kiekt, wo hei all na dat schöne Gras lickmünnt"*).

*) „Seht, wie er schon nach dem schönen Grase lechzet" — begierig die Zunge ausreckt. —

Endlich oben angelangt, war der Bulle zum Erstaunender guten Leutchen bereits krepiert.

Teterow.

Teterow.