Weshalb das sonst gebräuchliche nächtliche Festeinläuten zu Blankensee bei Stargard abgekommen ist.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 3
Autor: Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr: 1860
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Blankensee, Stargard, Festeinläuten
Wie noch heutigen Tags in manchen Kirchdörfern Mecklenburgs der alte christliche Brauch besteht, dass an den Abenden vor den verschiedenen Festen, namentlich am Weihnachtsheiligabend, wenn der Küster genug gebeiert und geläutet hat, die jungen Landburschen auf den Turm steigen und die ganze

Nacht hindurch, bis zum Festmorgen das Läuten fortsetzen, so war dies auch früher in Blankensee bei Stargard Sitte. Weshalb nun aber hier dies nächtliche Festeinläuten schon seit vielen Jahren abgekommen ist, darüber berichtet die Sage also:

An einem Festheiligabend hatten sich wieder, wie sonst, die Knechte und unverheirateten jungen Männer von Blankensee versammelt und das übliche Läuten begonnen. Fleißig wurde dabei der mitgenommenen vollen Branntweinflasche zugesprochen, manch unschicklich Wort geredet und allerlei Unfug getrieben.

Einer der jungen Burschen aber tat es hierin ganz besonders allen seinen Genossen zuvor; er trank nicht nur übermäßig viel, sondern er warf auch mit den leichtfertigsten Redensarten um sich und vergaß sich endlich gar so weit, selbst Gott und Sein Wort zu verspotten.

Wie nun die Reihe des Läutens an diesen gottlosen Gesellen kam, da begann er es mit einer solchen Gier und Heftigkeit, dass den Andern angst und bange wurde. Und als man ihn ablösen wollte, war er weder mit Güte, noch mit Gewalt von der Glocke fortzubringen; er läutete nur noch immer stärker und rasender, bis er endlich tot niederstürzte.

Also hatte Gott den Spötter Seines heiligen Namens bestraft.

Entsetzt wichen die andern jungen Leute von dannen; und nie ist nach dieser Zeit wieder zu Blankensee in den Festnächten geläutet worden.