Was man von einer Glocke in Buchholz bei Schwaan erzählt.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 2
Autor: Von J. G. C. Ritter zu Friedrichshöhe, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Buchholz, Schwaan, Aberglauben
Zwei Kinder aus Buchholz bei Schwaan, ein Knabe und in Mädchen, hüteten die Gänse in der Nähe eines auf dem dortigen Felde befindlichen Berges. Als der Knabe gegen Mittag nach dem Dorfe ging, um zu essen und das Mädchen allein nach den Gänsen zu sehen hatte, wurde sie plötzlich gewahr, dass auf dem Berge vier ziemlich große Steine standen, welche sie sonst noch nie da gesehen hatte.

Die Neugierde trieb das Mädchen, die Steine näher zu betrachten; sie setzte sich neben einen derselben, und da der Stein recht hübsch und glatt war, so schlug sie mit ihrem Strickstock an denselben. Sie war verwundert, als der Stein davon einen leisen aber hellen Klang von sich gab, und setzte deshalb dieses Anschlagen eine Zeitlang fort. Darüber hatte sie aber die Gänse nicht beachtet, und als sie an diese dachte und sich umsah, gingen sie bereits zu Schaden.

Das Kind legte deshalb rasch ihr Strickzeug auf den Stein und trieb die Gänse wieder dahin, wo sie grasen sollten; dann ging sie wieder auf den Berg nach ihrem Stein. Sie konnte es aber nicht begreifen, dass jetzt nur der eine Stein, worauf ihr Strickzeug lag, vorhanden war; von den drei andern konnte sie keine Spur gewahr werden.

Als das Mädchen in das Dorf zurück kam, erzählte sie, was sie gesehen und erlebt hatte. Anfangs wollte ihr Niemand glauben, als sie aber dabei beharrte, dass ihre Erzählung wahr sei, entschlossen sich doch Einige, dahin zu gehen und den klingenden Stein zu besehen.

Wie groß war aber dieser Leute Erstaunen, als sie freilich keinen Stein, wohl aber eine schöne große Glocke vorfanden, welche nun feierlich ins Dorf geholt und der Kirche geweiht wurde.

Von den andern drei Steinen oder Glocken hat man nie wieder etwas gesehen. (R. Z.)