Warum die Tollense bei Neubrandenburg vor Weihnachten nicht zufriert.

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 2
Autor: Von F. C. W. Jacoby, zu Neubrandenburg, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Tollense, Neubrandenburg, Fischer, Weihnachten, Fischfang, Fischzug
Des Winters Strenge deckt das Land,
Des Eises Plan beut festen Stand;
Froh tummelt sich der Knaben Schaar
Auf sicher'm Eise, blank und klar.

Alsbald, da jede lange Nacht
Die feste Decke dicker macht,
Sind auch die Fischer ausgerückt.
Ob nicht ein Eisfang ihnen glückt.

Mit Rüstzeug, Eissporn, Axt und Netz
Geht's kreuz und quer den See anjetzt;
Das Garn sinkt lockend auf den Grund,
Geschlagen hat manch' Fischleins Stund'.

Es folget Zug sich nun auf Zug,
Den Fischern doch wird's nicht genug,
Sie schonen nicht den Tag des Herrn,
Die Netze hin und her zu zerren.

Das heil'ge Christfest bricht heran,
Die Fischer sind auf Eises Plan;
Der Glocken festliches Geläut
Mahnt sie, das Weihnachtsfest sei heut.

Doch aber ist die Gier zu groß,
Zu wühlen in des Sees Schoß
Und reichen Fischzug noch zu tun,
Wenn And're loben, beten, ruh'n.

Da naht der Herr den Frevlern sich,
Dass scheu die Schaar vom Fischfang wich,
Und strafend spricht er dieses Wort:
„Sogleich begebt vom See Euch fort!

Weil Ihr das Heilige entweiht
Und heut' zu fischen Euch nicht scheut,
So soll's vor Weihnacht nie geschehn,
Dass Ihr zum Fang auf's Eis könnt gehn!"

Fischeralltag

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In der Saison wird jede Hand gebraucht

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