Wallenstein Herzog zu Mecklenburg, Friedland und Sagan, als Feldherr und Landesfürst in seinem öffentlichen und Privatleben. Eine Biographie.

Nach des Herzogs eigenhändigen Briefen und aus den Akten und Urkunden der Geheimen Staats-Archive zu Wien, Berlin, München, und der vornehmsten Landes-Archive des Königreichs Böhmen
Autor: Förster, Friedrich Christoph Dr. (1791-1868) Historiker, Dichter und Schriftsteller, Königl. Preußischer Hofrat, des eisernen Kreuzes und St. Georgen–Ordens Ritter, Erscheinungsjahr: 1834

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wallenstein, Albrecht von Waldstein, Mecklenburg, Friedland, Sagan, Biographie, Feldherren, Dreißigjähriger Krieg, Kaiser, Arnim, Böhmen, Belagerung Stralsund, Hochverrat, Landesherren, Ermordung des Heerführers
Vorwort.

Von allen großen Feldherren Deutschlands, welche sich während des Dreißigjährigen Krieges einen Namen gewannen, ist Albrecht von Waldstein, Herzog zu Mecklenburg, Friedland und Sagan, der Einzige, welcher zu einer welthistorischen Berühmtheit gelangte. Hatte ihm schon sein Leben die vollste Berechtigung auf unsterblichen Nachruhm gegeben, so ward sein gewaltsamer Tod eine Veranlassung mehr, dass ganz Europa an seinem Schicksale Anteil nahm.

Dies erkannte in poetischer Begeisterung der große Dichter, welcher aus dem reichen Stoff der Weltgeschichte, der ihm zu Gebote stand, diesen Charakter sich wählte, um nicht so wohl das Schicksal eines einzelnen Helden und seines Hauses, als vielmehr das Trauerspiel Deutschlands vor die Anschauung zu bringen. Daher die Teilnahme, welche das Werk des Dichters, nicht etwa bloß bei einem Theater-Publikum, sondern bei der gesamten deutschen Nation fand, weil wir darin uns selbst, die Geschichte des Vaterlandes, das Leben des Volkes wieder erkannten.

Nehmen wir aber an dem Helden jener Tragödie den innigsten Anteil, obschon sein Beginnen von dem Dichter als verdächtig, sein Charakter als schwankend, sein trauriger Untergang, als durch seine Untreue herbeigeführt, dargestellt wird, so mag dies seinen Grund vornehmlich darin haben, dass ein dunkles Gerücht uns immer noch an dem Glauben festhalten lässt, dass jener Wallenstein, welcher mit so entschiedener Neigung und großartiger Hingebung dem Kaiser angehört, an ihm nicht konnte zum Verräter werden.

Solche dunklen Ahndungen und Gerüchte aufzuklaren und den wahren Hergang jener Begebenheiten und Verhältnisse zu ergründen, war ich seit mehreren Jahren bemüht. Nachdem ich durch einige hundert eigenhändige Briefe Wallensteins an den ihm befreundeten Feldmarschall von Arnim, welche sich in dem Familien-Archive der Grafen Arnim zu Boitzenburg vorfanden, eine bestimmtere Vorstellung von dem Herzog von Friedland, als kommandierendem General, gewonnen, war ich so glücklich, Zutritt zu dem geheimen Staats-Archive des Hof-Kriegsrats in Wien zu erhalten, wo mir gestattet wurde, von vielen, seit zweihundert Jahren dem Staube und der Vergessenheit übergebenen, Aktenstücken die geheimnisvollen Siegel zu lösen und mir eine nähere Einsicht in die Zusammenhänge der Verstrickungen, welche Wallensteins Leben dem Mordstahl und seinen Namen unverdienter Schande Preis gegeben haben, zu verschaffen. Später gewährte eine zweimalige Anwesenheit in Böhmen mir die Bekanntschaft mit dem, was dortige Geschichtsfreunde gesammelt und eine reiche Ausbeute aus den Archiven und Bibliotheken zu Prag, Gitschin, Nachod, Dux, Friedland, Skal, Eger u. s. w. setzten mich in den Stand, auch über Wallenstein, als regierenden Landesherrn, hinreichen, den Aufschluss zu erhalten, bei welcher Arbeit mich vor allen anderen Herr Dr. A. A. Glückselig in Prag mit aufopfernder Hingebung, ausdauerndem Fleiße und gründlicher Nachforschung unterstützt hat, so dass, ohne seine unermüdliche Teilnahme, mein Werk niemals in solcher Vollständigkeit hätte ausgeführt werden können.

Die Sammlung Wallensteinischer Briefe, welche ich der einigen Jahren herausgab, wird auch nach Erscheinung der Biographie für den Geschichtsforscher ein unentbehrliches Urkundenbuch bleiben; auch für das gegenwärtig Werk war jene Sammlung die Hauptquelle, jedoch wurde ich durch eine Menge neu aufgefundener Urkunden und Mitteilungen teilnehmender Freunde in den Stand gesetzt, in mehrfacher Beziehung Neues und Vollständigeres zu geben.

Die Jugendgeschichte Wallensteins wurde gänzlich umgearbeitet und von den hergebrachten Märchen befreit, die Erwerbung der Herzogtümer Friedland und Sagan in vollständigen Angaben nachgewiesen; der Zug des Herzogs nach Niedersachsen im Jahre 1625, die Belagerung Stralsunds, die Schlacht von Lützen erhielten mehr Ausführung, das Verhältnis Wallensteins zu Tilly und Pappenheim wurde bestimmter bezeichnet; die Veranlassung zu dem gewaltsamen Ende mehr enthüllt, die Einwirkung Maximilians I. von Bayern auf die Ermordung nachgewiesen, die Mitwissenschaft des Kaisers um die blutige tat, so wie die Grundlosigkeit der Beschuldigung des Hochverrats außer Zweifel gestellt und durch eine Schilderung des Herzogs als regierenden Landesherrn, über diesen großen Charakter nach einer neuen Seite hin ein, gewiss willkommener, Aufschluss gegeben.

Leider traf eine letzte Zusendung wichtiger Urkunden aus verschiedenen böhmischen Landes-Archiven zu spät bei mir ein, um in die Biographie, deren Druck schon zu weit vorgeschritten war, eingearbeitet werden zu können. Um jedoch so wertvolle Beiträge nicht unbenutzt zu lassen, habe ich das Interessanteste davon, teils in die Schilderung Wallensteins, als regierenden Landesherrn, (*) aufgenommen, teils in verschiedenen Beilagen angefügt, so dass ich die Versicherung geben kann, nichts versäumt zu haben, um das Bild des gefürchteten Friedländers, des unternehmenden Heerführers und tätigen Landesherrn, als ein, nach allen Selten hin abgeschlossenes den Freunden der Geschichte übergeben zu können.

Die Blutflecken an der Wand des Mordzimmers zu Eger mag man von Zeit zu Zeit wieder auffrischen, um die Nachfrage neugieriger Kurgäste zu befriedigen; die Flecken, womit die Geschichte den Namen „Wallenstein“ seit zweihundert Jahren entehrte, sind für immer getilgt.
                  Berlin, den 18. Oktober 1833.

*) Diese erschien im Auszüge bereits in v. Raumers historischem Taschenbuche; die anderen Nachträge betreffend, erlaube ich mir auf die, Seite 320 befindlichen, Briefe der Herzogin von Friedland an ihren Gemahl, auf die, in der Beilage Nr. II enthaltenen, Nachrichten von dem Feldzuge nach Niedersachsen 1625, auf den, in derselben Beilage befindlichen, Briefwechsel mit Tilly, Pappenheim, Arnim, den Kaiser und auf die Notizen über das Gefecht an der Dessauer Brücke aufmerksam zu machen.

Albrecht von Wallenstein

Albrecht von Wallenstein

Maximilian von Bayern

Maximilian von Bayern

Maximilian I. (1459-1519) Deutscher Kaiser

Maximilian I. (1459-1519) Deutscher Kaiser

Kurfürst Johann Georg von Sachsen

Kurfürst Johann Georg von Sachsen

Kaiser Ferdinand II.

Kaiser Ferdinand II.

Hans Georg von Arnim

Hans Georg von Arnim

Gustav Adolf

Gustav Adolf

Gustav II. Adolf (1594-1632) König von Schweden

Gustav II. Adolf (1594-1632) König von Schweden

Friedrich V. von der Pfalz

Friedrich V. von der Pfalz

Ferdinand II. deutscher Kaiser (1578-1637

Ferdinand II. deutscher Kaiser (1578-1637