Von Bauplänen in Doberan und Heiligendamm

Aus: Der Sporn. Zentral-Blatt für die Gesamt-Interessen des deutschen Sports. Offizielles Organ des Union-Klubs und sämtlicher Deutschen Renn-Vereine
Autor: H. T., Erscheinungsjahr: 1874
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Doberan, Renntage, Pferdebahn, Prinzenteich in Eisenach, Fritz Reuter, Herzogin Helene von Orleans
Der Verwaltungsrat des Aktien-Vereins, in dessen Besitz das Seebad Heiligendamm bei Doberan zu Anfang des vorigen Jahres übergegangen, hat rüstig und mit Geschmack gearbeitet, um neue komfortable Wohnräume für die Badegäste und reizende Anlagen in den nächsten Umgebungen des schönen, vom Großherzog Friedrich Franz I. gegründeten Etablissements, wie zum Beispiel die Teiche und Inselchen in der Nähe des Taubensport-Pavillons, hinter dem Herren-Bade, zu schaffen. Der Tramwayingeniöse Baumeister, der beflissen ist, dem Heiligendamm eine neue Ära zu bereiten, hatte mir detaillierte Renseignements betreffs der Neubauten und weiteren Verschönerungen der Environs freundlichst zugesagt, die ich aber bis zur Stunde, wo ich diese „Plauderei“ an die Redaktion, spät genug, absenden muss, nicht erhalten habe und erst in der nächsten Nummer mitteilen kann. Zunächst würde unseres Bedünkens eine von Doberan nach dem Damm führende Pferdebahn dem sich steigernden Aufblühen des Seebades in hohem Grade förderlich sein, nicht nur, weil die Kommunikation zwischen beiden Plätzen, namentlich am Abend, wo keine Postverbindung mehr stattfindet, für Leute, die nicht eigene Equipagen besitzen, äußerst schwierig ist, vielmehr auch, weil ein tagelanger Aufenthalt am Damm für einen mittelständigen Sterblichen, einen Doberaner oder sonst einen bescheidenen Erdenbewohner entschieden zu kostspielig kommt. Freilich scheint mir das Seebad in Taschenformat, Fulgen genannt, etwa vier englische Meilen westlich von Doberan, durchaus nicht minder kostspielig, mindestens nicht in Bezug auf leibliche Nahrung, dafür ein sogenanntes Souper für sieben Personen und ein paar Kinder, aus einem halben Dutzend Flundern, zwanzig Spiegeleiern und einer Schüssel Kartoffeln bestehend, dem Festgeber etwa eine Goldmark angekreidet worden ist. Ausserdem hab' ich über Fulgen nichts Merkwürdiges entdeckt.

Gäbe es nun einen Tramway zwischen Doberan und dem Damm, so würde die Bewohnerschaft des ersteren Ortes nicht nur weit häufiger und in größerer Anzahl das schöne Seebad besuchen, sondern auch das während der Saison in Doberan drei bis vier Mal die Woche spielende Rostocker Theater, unter Direktion des Hrn. Deutschinger was wohl anzunehmen, von den am Damm wohnenden Badegästen bei solcher Verbindung zahlreicher besucht werden und gute Einnahmen erzielen können. Wir sahen von der Rostocker Gesellschaft einige kleinere und größere Stücke recht beifallswert darstellen, namentlich in denen Frl. Hannies vom Schweriner Hoftheater, Hr. Mitterwurzer vom Burgtheater zu Wien und Hr. W. Rieckhoff vom Deutschen Theater zu St. Petersburg alle Gäste auftraten. Hr. Rieckhoff, den wir nur in Lustspielrollen kennen lernten, scheint für das heroische Fach wie geschaffen und möchten wir hierdurch die Aufmerksamkeit der General-Intendanz der Königl. Schauspiele zu Berlin auf diesen imposant gestalteten jungen Künstler lenken. – Im Seebade am Heiligendamm amüsiert man sich vorläufig hauptsächlich durch Konzerte und Bälle, und an reizenden Damen, wie an flotten Tänzern herrscht durchaus kein Mangel dort. Als Neuigkeiten erfuhr ich heute, dass die alte Rennbahn zwischen dem Bad und Doberan eingehen und der Rennsport eine neue Stätte hart an der See, dicht hinter dem Herrenbade, in der Nähe des Taubenschießplatzes erhalten solle. – Dann unterhält man sich auch von der bevorstehenden Ankunft des Zauberers Bellachini, der, da die Abende nachgerade länger werden, hier „wo am „Balt“ die Möve zieht,“ gute Geschäfte machen dürfte.

Zum Schluss noch eine Reminiszenz aus meinem Eisenacher Aufenthalt. Unfern der Villa des verstorbenen Fritz Reuter, links von der Chaussee, befindet sich ein schmaler, an dreihundert Schritte langer Teich, worauf ein seltsam gestaltetes Boot eben Wasser genug findet, um schwimmen zu können. Tag für Tag und fast zu jeder Stunde sah ich diesen, zum Überfluss mit einer Art Flaggenmast ausstaffierten Nachen, der vorn und hinten niedriger war als in der Mitte, von einigen Knaben besetzt, die nautische Studien zu einer Polar- Entdeckungsreise zu machen beflissen sein mochten. Der kleine Mann am Steuer hatte aber offenbar noch keine Seemannsschule besucht und verstand herzlich wenig vom maritimen Kommando, da er seiner Besatzung, ehe er vor Anker ging, nicht „Stopp“, sondern: – „Brrrr“ zurief, wie ein kleiner Kutscher. Ich erfuhr, dass, als die schwer geprüfte Herzogin Helene von Orleans nach dem Tode ihres Gemahls und der Vertreibung Louis Philipps aus Frankreich mit ihren Söhnen, dem Grafen von Paris und dem Duc de Chartres, nach Eisenach übersiedelt war, sie diesen Teich ausgraben lies, um den jungen Prinzen das Vergnügen des Wassersports zu ermöglichen. So wird denn auch dies kleine Gewässer, das größte in Eisenach, das ich gesehen, seitdem der „Prinzenteich“ genannt.

Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Der Kamp in Doberan.

Der Kamp in Doberan.

Das Stahlbad zu Doberan.

Das Stahlbad zu Doberan.

Die Kapelle in Althof.

Die Kapelle in Althof.

Der Heilige Damm und die Ostsee.

Der Heilige Damm und die Ostsee.

Das Salon- und das Badehaus in Heiligendamm.

Das Salon- und das Badehaus in Heiligendamm.

Der Neue Markt in Doberan.

Der Neue Markt in Doberan.

Die Großherzoglichen Logierhäuser in Heiligendamm.

Die Großherzoglichen Logierhäuser in Heiligendamm.

Das Sommerhaus der Alexandriene.

Das Sommerhaus der Alexandriene.

Die Kirche - Das Doberaner Münster.

Die Kirche - Das Doberaner Münster.

Das Großherzogliche Palais in Doberan.

Das Großherzogliche Palais in Doberan.

Der Kamp nach Osten.

Der Kamp nach Osten.