Ueber die wendische Fürstenburg Mecklenburg

Autor: Lisch, Georg Christian Friedrich Lisch (1801-1883) mecklenburgischer Archivar, Bibliothekar und Publizist, Erscheinungsjahr: 1841
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Burg, Feste, Altertümer, Altertum, Schweriner See, Wismar, Ostsee, Schiffgraben, Wallberg, Begräbnisplatz, Slawen, Helmold, Kegelgräber, Niklot, Pribislav, Heinrich der Löwe
Das Interesse, welches der Ort Mecklenburg für die vaterländische Geschichte hat, und die vorläufigen Nachrichten über die dortigen Lokalitäten, welche im Jahresbericht IV, S. 71 und 93 flgd. mitgeteilt sind, veranlassten den Berichterstatter, für die großherzogliche Altertümersammlung dort Nachforschungen anzustellen. Er begann dieselbe am 20. Mai 1839 im Verein mit dem Herrn Hilfsprediger Dühring zu Mecklenburg und dem Herrn Rettich zu Rosenhagen, der sich im Interesse der Untersuchung nach Mecklenburg begeben hatte. Leider gaben die Nachgrabungen wenig Ausbeute, und das Resultat dieser Nachforschung besteht vorzüglich in einer beruhigenden Ansicht über die Lokalität des alten, berühmten Ortes.

Das jetzige Kirchdorf Mecklenburg liegt 3/4 Meile südlich von der Stadt Wismar, an dem Kanale, dem viel besprochenen Schiffgraben, der aus dem Schweriner See zur Ostsee führt, nahe an der Kunststraße von Wismar nach Schwerin. Südlich am Dorfe liegt eine große, tiefe, feuchte Wiesenfläche, durch welche der Schiffgraben fließt und welche bis dicht an das Dorf reicht. Östlich von dieser Wiese erhebt sich begrenzend der Pingelberg mit seinen Kegelgräbern, westlich der Landrücken, über den die wismar-schwerinsche Chaussee führt. In diesem, also begrenzten Wiesengrunde, der sich gegen Süden hin öffnet und von einem großen Bruche begrenzt wird, liegt der Wall des alten Mecklenburg, wenige Schritte südlich von dem Dorfe, von welchem nur ein schmaler Steig durch die wasserreiche Wiese zum Walle führt. Dieser Wall ist ein regelmäßiges Rechteck in der Richtung von Norden nach Süden, nach des Herrn Pastors Dühring Ausmessung 220 Schritte lang, 150 Schritte breit und in der äußern, ziemlich steilen Ansteigung in der Hypotenuse 50 Schritte hoch. Der einzige Eingang auf das Plateau ist jetzt der genannte sehr schmale Steig. Die Oberfläche bildet eine in der Mitte etwas eingesunkene Ebene, welche, wie die Seitenflächen, gegenwärtig beackert wird. Ohne Zweifel ist dieses Plateau (Wallberg) künstlich aufgetragen, da die Wiese ringsumher tief und eben ist und die Oberfläche des Walles größtenteils aus leichter, schwarzer Wiesenerde besteht, die aus der nächsten Umgebung aufgetragen sein mag, da die nahen Wiesenflächen noch tief genug liegen, um eine ehemalige künstliche Ausgrabung des Wiesengrundes annehmen zu können, der nach ungefähr 800 Jahren noch immer locker genug ist, um in ihm eine jüngere Bildung zu erkennen. Dennoch ist diese Masse in Vergleichung zu den nahen und fernen Umgebungen, - in dem Wiesengrunde zwischen den Bergrücken - , so imposant, daß sich in ihr eine alte Feste auf den ersten Blick leicht erkennen lässt. Aber von Trümmern war auch nicht die geringste Spur zu sehen: die Oberfläche ist durchaus völliger Ackerboden. Doch fanden sich noch hin und wieder Kohlen und etwas Ziegelstaub; angebrannte Balkenenden sollen früher ausgegraben sein; die Sage vermutet im Innern noch Kellergewölbe mit der „goldenen Wiege“, die überall im Lande gesucht wird, und im Wiesengrunde eine „kupferne Brücke“. Einige Münzen, die auf dem Wallberge gefunden sein sollten, waren ein lübecker Dütchen, ein rostocker Schilling und ein wismarscher Sechsling aus der Zeit kurz vor und nach dem Jahre 1600. Sonst war im Dorfe keine Sage von frühern Funden vorhanden. Das Interessanteste bei dieser ganzen Nachforschung waren aber die vielen Gefäßscherben, welche auf der Oberfläche des Plateaus, namentlich auf dessen nordöstlicher, etwas aufgehöheter Ecke, wo der „Brunnen“ gestanden haben soll, häufig gefunden wurden. Bei weitem die meisten Scherben bestehen aus der unverkennbaren Masse der Graburnen des heidnischen Altertums. Sie sind sehr dickwandig, aus Ton mit Granitgrus und Kies durchknetet und von innen und außen mit einer dünnen, reinen Tonschicht überzogen, welche im offenen Feuer bräunlich und schwärzlich geflammt gebrannt ist. Viele, ziemlich harte Scherben haben die leichtfertigen, mit rohen Werkzeugen eingekratzten, wellenförmigen Verzierungen, welche der letzten Zeit des Heidentums anzugehören scheinen, und gleichen auffallend den auf dem Begräbnisplatze bei Rülow (vgl. Jahresber. V, S. 71 flgd.) und in der Ravensburg (vgl. das. V, S. 111 flgd.) bei Neubrandenburg entdeckten Urnenverzierungen, die gewiss nicht alt sind. Einige, wohl noch jüngere Scherben zeigen im Bruche eine unreine, gewöhnliche, rote Ziegelmasse. Dazwischen lagen, jedoch ziemlich sparsam, Scherben und Henkel von jenen gehenkelten Töpfen aus einer harten, blaugrauen Tonmasse, welche der ältern Zeit christlicher Sitte in Mecklenburg angehören. - Die Scherben dieses Wallberges deuten also auf eine Kultur aus der Zeit kurz vor und nach der Einführung des Christentums in Mecklenburg. Ein kleines Bruchstück von einer durch Kunst bearbeiteten, dünnen Schieferplatte zeugt ebenfalls für eine jüngere Zeit. Ähnliche, nicht unwichtige Überbleibsel werden sich bei fortgesetzter Aufmerksamkeit wohl noch in größerer Zahl finden.

Der Wallberg ist also wohl ohne Zweifel die Stelle, wo die alte Burg Mecklenburg gestanden hat. Und auf den Raum dieses Walles beschränkte sich auch wohl die sogenannte „Stadt“ Mecklenburg, von deren Größe viel gefabelt wird. In dem nächsten Umkreise der Burg kann kein Haus gestanden haben, da der wässerige Wiesengrund kein Haus tragen kann. Es wäre daher nur denkbar, daß vor der Burg, genau an der Stelle des jetzigen Dorfes, ein größerer Ort außerhalb des Wallberges gestanden habe. Auf diese, keinesweges feste Lokalität passen jedoch die vielen Nachrichten über die Belagerungen und Bestürmungen nicht, welche nach Helmold der Ort erlitten haben soll. Auch findet sich nach angestellten Erkundigungen bei den Ortseinwohnern auf dem Mecklenburger Felde keine Stelle, wo man Scherben oder sonst etwas fände, das auf die Existenz eines untergegangenen Ortes deuten könnte. Und so hat Rudloff gewiss Recht, wenn er I, S. 240 sagt:

„Die Städte der Slawen waren bis dahin (bis zur Germanisierung) weiter nichts, als Zusammenflüsse von Einwohnern unter dem Schutz eines Schlosses, die mit einem solchen Schlosse entstanden, aber auch mit dessen Untergang durch Krieg, Brand oder andere zufällige Ursachen der Zerstörung so gebrechlicher Gebäude, wieder vergingen“. Freilich nennt Helmold den Ort auch eine Stadt (civitas, z.B. II, 2, 1.); aber er nennt ihn auch nur ein Schloß (castrum; - populus qui erat in castro; II, 2, 2.) und eine Burg (urbs 1) II, 14, 5.): und auch das Wort civitas wird im Mittelalter „als Bezeichnung eines befestigten Orts“ gebraucht (vgl. Giesebrecht Balt. Stud. VI, 2, S. 144, Note 2), wie cives in den Urkunden oft die Bauern in den Dörfern vor den Burgen bedeuten. Der alte Borwin, der den Ort nach der Zerstörung wiederherstellte und bewohnte, nennt ihn ebenfalls in einer Urkunde vom Jahre 1222 bei dem borchwerk nur urbs Magnopolensis. Aus solchen Burgwällen wird denn auch der alte wendische Dienst des Burgwerks (borgwerk) klar, der sicher wohl in der Auftragung und Ausbesserung solcher Burgwälle und deren Gräben und Brücken (bruckwerk) bestand.

1) „Pribizlavus - - aedificavit urbes Mekelenburg, Ilowe et Rozstock et collocavit in terminis eorum Slavorum populos.“ Helmold II, 14, 5. So wird auch die slavische Burg Kalen urbs genannt, vgl. Meklenb. Urk. I, S. 9 u. 134; vgl. servicium urbium aedificationis (borgwerk) ebendas. S. 11, 25, 45

Übrigens gleichen sich diese slavischen Burgstätten alle ziemlich einander. Eben so wie Mecklenburg, liegt ungefähr die niklotsche Veste Dobin (vgl. Jahrb. V, S. 123 flgd.); und der Rugard auf Rügen, freilich auf einer Anhöhe gelegen, gleicht dem Bau von Mecklenburg ganz, obgleich die Masse nicht so colossal sein mag, als die von Mecklenburg.

In dem Dorfe Mecklenburg findet sich, wie gesagt, keine Spur von alter Kultur. Die kleine Kirche mit ihren Spitzbogenfenstern scheint, ohne Wölbung, aus dem Ende des 13. oder aus dem 14. Jahrhundert zu stammen, hat gar nichts Merkwürdiges, um so mehr, da die innere Einrichtung aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts stammt, und ist sicher nicht die alte Mecklenburgische Kirche. Die Kirche ist wohl nicht viel älter als eine ihrer Glocken. Diese hat die Inschrift:

ego. bartholomeus. helf. ghot. un. maria.
anno. oni. m. cccc. xb


unter dem Worte ego steht der heil. Bartholomeus mit einem Schwerte in der Hand, unter helf ein Marienbild, unter maria der heil. Georg mit dem Lindwurm, unter anno ein consecrirender Bischof.

Im Osten von dem Walle, in der Richtung von N. nach S., erhebt sich, an dem Wege nach Mödentin, der Pingelberg, ein hoher Sandrücken oder vielmehr der terrassierte Abfall des Ackerplateaus, der den Wiesengrund des Wallberges im Osten begrenzt. Dieser Pingelberg, der ungefähr 200 Schritte von dem Walle entfernt ist, erhebt sich sehr stattlich, ist mit seinen Kegelgräbern schon weithin sichtbar und gewährt eine schöne, weite Aussicht, namentlich über das ganze Mecklenburger Feld und nach Wismar hin. Der Abfall ist sandig; auf der Höhe aber beginnt sogleich ein besserer Boden, auf dem noch vor einigen Jahren einige Eichen standen. Dieser Pingelberg ist ein großer Begräbnisplatz. Auf dem Gipfel stehen 2 große Kegelgräber, welche frei in die Luft ragen; beide sind jedoch, nach der Grasnarbe zu schließen, schon in frühern Zeiten aufgedeckt, das eine kraterförmig, das andere durch einen Querdurchschnitt. Im Halbkreise umher, den Abhang hinunter, so weit dieser zur Schafweide wüst liegt, stehen über 20 kleinere Kegelgräber, von 2' - 4' Achsenhöhe; auf dem angrenzenden Fruchtacker scheinen mehrere kleinere Grabhügel abgepflügt zu sein. Von diesen kleinern Gräbern waren in frühern Zeiten schon 2 aufgedeckt, 2 hatte der Herr Vize-Kanzler von Both geöffnet, viele ganz niedrige, welche nicht Urnenhöhe mehr hatten, waren schon im Osten angegraben. Von den übrigen erhaltenen ließ ich die 8 größeren, welche eine Achsenhöhe von 2' - 3' hatten, aufgraben; in einigen von ihnen ward gar nichts gefunden; in andern fand sich auf dem Urboden die Brandstätte mit fettiger Erde, Kohlen und größtenteils sehr dünnen und feinen Knochenstücken und Urnenfragmenten; in dem einen Grabe stand in der Mitte eine wohlgesetzte, kleine Kiste von platten Steinen, in welcher die Überreste einer zerdrückten und zum größeren Teile vergangenen Urne lagen. Von andern Altertümern fand sich keine Spur. Die Urnenscherben waren braun und sehr dick, mit Kiessand und zerstampftem Granit gemengt, und schienen ein hohes Alter zu haben. Wahrscheinlich hatten sie dadurch so sehr gelitten, daß die sandigen Hügel sehr niedrig und die Urnen der durchdringenden Feuchtigkeit so sehr ausgesetzt gewesen waren. Von Grabaltertümern ist auf der Feldmark Mecklenburg daher sonst wohl nichts mehr zu erwarten.

Es entsteht die Frage, zu welcher Zeit die Burg Mecklenburg wüst geworden sei. Die alte slawische Feste Mecklenburg, welche nach wendischer Weise nur von leichtem Material aufgebauet war, brannte Niklot selbst beim Heranrücken Heinrichs des Löwen mit seinen andern Festen im Jahr 1160 nieder. Darauf gab sie der Löwe dem Edlen Heinrich von Schaten zur Obhut. Als Pribislav, empört über die Gefangenhaltung seines Bruders Wartislav, sich wieder gegen die Sachsen erhob, stürmte er, in Abwesenheit Heinrichs von Schaten, am 16. Februar 1164 Mecklenburg und verwüstete es durch Brand gänzlich. Nach dem Abschluß des Friedens bauete Pribislav, nach seiner Taufe und der Wiedererlangung seiner Herrschaft, den Wohnsitz seiner Väter im Jahr 1169 wieder auf und nicht nur er und darauf seines Bruders Sohn, Nicolaus I., sondern auch noch die beiden Borwine und Johann I. residierten oft in Mecklenburg und benannten ihre Herrschaft nach dieser Burg und sich selbst Herren von Mecklenburg.

Nach der Germanisierung verließen aber die Edlen des Landes nach und nach ihre slavischen Festen, welche in Wäldern und Sümpfen lagen, überhaupt in Tiefen aufgeschüttet waren, und erbauten sich Schlösser auf Höhen oder in den ummauerten Städten. Nachdem sich Wismar als Stadt nach mittelalterlicher, deutscher Art ausgebildet hatte, erbaute sich der Fürst Johann I. von Mecklenburg, nach der Landesteilung, im Jahr 1256 in der Stadt eine feste Burg und ließ die Burg Mecklenburg niederreißen. Die Vernichtung dieser uralten Burg geschah wohl sicher, weil sie nach der Einführung des starken Ziegelbaues in den Städten nicht fest genug war, zu fern vom größeren Verkehr, auch, im einsamen Wiesengrunde, fern von einer größeren Straße lag und für die neu gestalteten Verhältnisse nicht groß und schön genug war: lagen doch die neu gestifteten Klöster und Städte alle schöner, als die Fürstensitze der alten Zeit. Auch mochte in dem fühlenden Manne der Schauplatz so vieler Gräuelszenen keine angenehmen Erinnerungen erwecken. Nach dieser Zeit verfiel die Feste Mecklenburg. In dem Vormundschaftskriege während der Pilgerfahrt Heinrichs bauten jedoch die Herren von Werle und der Graf von Schwerin im Jahr 1277 die Feste Mecklenburg, wie im folgenden Jahre Dobin, wieder auf, um von hier aus Verheerungszüge in das Mecklenburger Land zu unternehmen.

Das Schloss zu Wismar war im Jahr 1283 abgebrannt, jedoch bald wieder hergestellt; aber sei es, daß den Fürsten die unaufhörliche Neckerei und Belästigung der Stadt überdrüssig ward, sei es, daß der greise Pilger Heinrich nach seiner Heimkehr einen ruhigern Landsitz dem geräuschvollen Leben in der Handelsstadt vorzog: im Jahr 1298 ward Mecklenburg 1), wie die lübische Chronik sagt, gegen Wismar wieder aufgebauet 2).

Schon seit dieser Zeit scheint sich auf der Feldmark Mecklenburg ein Dorf, das alte Mecklenburg an der Straße nach Vicheln und Dobin, und ein Hof, an der Straße nach Schwerin, beide ungefähr 10 Minuten aus einander, zu scheiden. Mit der Ausbildung der Städte Wismar und Schwerin entstand eine große Straße auf einem festern Landrücken zwischen beiden, und an derselben ward ein Hof Mecklenburg angelegt, der bis auf die neuern Zeiten Sitz einer fürstlichen Vogtei oder eines Amtes blieb und zu allen Zeiten oft die fürstliche Familie auf kürzere Zeiten aufnahm und zur fürstlichen Herberge diente; schon vor der letzten Verwüstung der Burg Mecklenburg kommt ein fürstlicher Hof (curia) Mecklenburg vor, z.B. im Jahr 1317 (vgl. Urkunde Nr. VI. im Anhange). Ob nun schon die im Jahr 1298 neu aufgebaute Burg Mecklenburg auf dem alten Walle beim Dorfe Mecklenburg oder zu Hof Mecklenburg 3) lag, lässt sich wohl schwer sicher bestimmen, jedoch ist das erstere wahrscheinlicher. Im J. 1320 gab nämlich der Fürst Heinrich dem Ritter Eckhard von Quitzow 40 Mark jährlicher Einkünfte, welche zum Burglehn von Mecklenburg gehört hatten (qui assignati fuerant ad castrense seruicium, quod borchlen dicitur), zum erblichen Besitz (libertate hereditaria possidendos) mit der Befreiung vom Burgdienst, so daß er nicht nöthig habe, im Schlosse Mecklenburg zu wohnen (in castro Mekelenborch residere) 4). Damals existierte also noch die Burg, hatte aber keine besondere Bedeutung mehr. Daher kam es, daß in dem verheerenden Kriege Heinrichs gegen die Herren von Werle und Pommern diese im Jahr 1322 das unbesetzte Schloss Mecklenburg zerstörten. Seit dieser Zeit verschwindet die Burg Mecklenburg aus der Geschichte, und schon im Jahr 1328 kommt in einer Urkunde wieder der Hof Mecklenburg (curia Mekelenborch) vor, an welchen Abgaben geleistet wurden.

1) Aus der Lage von Dobin und Mecklenburg erklärt sich die Bedeutsamkeit des Dorfes Hohen-Vicheln am nördlichen Ende des schweriner Sees, zwischen diesen beiden Burgen, an einem merkantilisch und strategisch wichtigen Puncte liegend. Hohen-Vicheln tritt fast zu allen Zeiten mit einiger Wichtigkeit hervor, wenn es sich auch nie über die Grenzen eines Dorfes ausgedehnt hat.

2) „In demsuluen iare (1298) in sunte bartholomeus daghe do quam to lande van over mêr hinric, de here van mekelenborch, den de soldan van babilonien hadde vanghen mer den ses unde twintich iar. - - Oc claghede he over de van der wismere, dat se hadden broken sine borch, de he dar hadde: des wart darna mekelenborch weder buwet uppe de van wismere.“ (Detmar's lüb. Chronik S. 173.)

3) Es kommen um das Jahr 1300 nur Datum-Bestimmungen vor, z.B. Datum et actum in Magnopoli 1304: vgl. neuklostersche Urk.

4) Diese und die folgenden Darstellungen fließen aus Urkunden des großherzoglichen Geheimen und Haupt-Archivs.


Von dem entscheidendsten Einflusse auf die Verfassung und die Geschichte des Landes Mecklenburg sind der Verkauf der landesherrlichen Gerechtsame an den Lehngütern und die Verpfändung der fürstlichen Vogteien, Länder und Burgen im 14. Jahrhundert gewesen. Auch Mecklenburg erfuhr das Schicksal der Verpfändung. Der Herzog Albrecht verpfändete Schloss, Stadt, Land und Vogtei Crivitz und Mecklenburg im Jahr 1355 an den Ritter Heinrich von Stralendorf und im Jahr 1377 wiederholt an die Knappen Heinrich, Vicke und Hans Gebrüder von Stralendorf; wahrscheinlich aber reservierten sich die Fürsten die beliebige Auslösung des neuen Hofes Mecklenburg. Die Vogteien Crivitz und Mecklenburg blieben lange im Pfandbesitze der von Stralendorf; jedoch mochten die Landesfürsten die Entbehrung ihrer Stammburg Mecklenburg nicht ertragen können, wie schon im Jahr 1347 der Fürst Albrecht einige zum Burglehn von Mecklenburg gehörige Güter, welche an die Stralendorf ausgeliehen gewesen waren, an sich zurückbrachte (vgl. Schröder P. M. I, S. 1294). Die Stralendorfe hatten Mecklenburg wieder an die von Bassewitz verpfändet; und im Besondern verpfändete im Jahr 1434 der Ritter Heinrich

Iglicher mit dem here syn
liez sehin sich vur Sweryn,
dem sy doch kleyne geschaden kunden,
vnd czogin vurbaz zu den stunden
vur Mekilnborg, daz vunden sy
vorchte vnd allir hude fry;
dy borg gewunnen sy zuhant,
vurborg vnd borg worden da virbrant
vf sancti Johannis abint ja
des toufers. Dy geschicht was da,
daz her czoch vord mit groszem schyn
vnd legete sich vur Warin,
vnd wolde mit starken sinnen
dy Klogkenburg da gewynnen.


Unter der „borg“ scheint Kirchberg die Burg auf dem Burgwall, unter der „vorborg“ den Hof zu verstehen. Man vgl. auch Rudloff II, S. 244. - Im J. 1316 mußten sich jedoch noch mehrere Ritter zum Einlager in Mecklenburg verpflichten; vgl. Wöchentl. Rost. Nachr. 1753, S. 106.

von Stralendorf zu Crivitz an den Knappen Henneke Bassewitz zu Mecklenburg (wonaftich to Mecklenburg) und seine Erben den alten Burgwall von Mecklenburg (den wal to Mecklenburg) und das höchste Gericht im Dorfe Mecklenburg für 60 Mark lüb. Pf. Nachdem die Herzoge Heinrich und Johann das Leibgedinge ihrer Mutter Catharine am 17. Dec. 1437 mit dem

„hoff to Meklenborch - - myt alle sinen tobehoringen vnde scheden - - bette in den wal der borch to Meklenborch“,

den sie jedoch erst aus dem Pfandbesitz lösen musste, verbessert hatten, löste sie mit ihren Söhnen Heinrich und Johann im Jahr 1438 dem Knappen Henneke Bassewitz nicht nur den Burgwall (den wal to Meklenborg) und das höchste Gericht des Dorfes zu Mecklenburg für 60 Mark lüb., sondern auch den Hof Mecklenburg (den hoff genomet Mecklenburg) für 1.500 Mark lüb., welcher ihm von den Landesfürsten (van der herschop to Meklenborg zeliger dechtnisse) verpfändet gewesen war, pfandweise wieder ab.

Es leidet also keinen Zweifel, daß die alte Burg Mecklenburg zuletzt im Jahr 1322 zerstört ward, sicher wenigstens schon im Anfange des 15. Jahrhunderts der Burgwall von Mecklenburg wüst lag und schon früher ein Hof Mecklenburg neben dem Dorfe bestand.

Schon wiederum im Jahr 1448 verpfändeten die Knappen Heinrich, Ulrich und Vicke Stralendorf zu Crivitz an die Herzogin Catharine auf deren Lebenszeit den Burgwall von Mecklenburg (den wal vnde dat hogheste rychte to Mekelenborch) für 120 Mark lüb. Pf. (soverne alse de hochebornen vorsten vnde heren heren van Mekelborch - - de voghedye - - to Mekelenborch nicht wedder aflozen).

Hierdurch scheint die Geschichte der Burg Mecklenburg in ein klares Licht gestellt zu sein.