Ueber die Mecklenburgische Tierschau 1826

Freimütiges Abendblatt. Achter Jahrgang. Schwerin, den 7ten April 1826. 03
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Landwirtschaft, Tierschau, Pferdezucht, Pferdehandel, Schaafzucht, Schafhandel, Schafzüchter, Pferdehändler, Auktion, Landeszucht
Unter denen bereits in und außer Deutschland eingerichteten Tierschau-Anstalten dürften wir unsere Mecklenburgische, weil sie einen mehrseitigen Zweck hat, und daher ein größeres Interesse verspricht — die Bayrische vielleicht ausgenommen — mit als die vorzüglichste betrachten. Sie hat sich anfänglich bloß auf Pferdeschau und Verkauf beschränkt, wird aber in diesem Jahre sich auch auf Schafschau und Schafverkauf ausdehnen.

Über den eigentlichen Zweck dieser von dem Mecklenburgischen patriotischen Verein errichteten Anstalt enthielt das im vorigen Jahr vor der Schau und Auktion ausgegebene Programm folgendes:

1) Die Mecklenburgische Pferdezucht und Veredlung der Pferde zu befördern.

2) Richtige Ansichten und Kenntnisse über den Wert und den Zweck des besseren Pferdes zu verbreiten.

3) Die vorhandenen edlen Zuchtpferde, die von In- und Ausländern gestellt werden, mehr im Lande auszubreiten.

4) Den Kauf und Verlauf der edlen Pferde zu erleichtern.

5) In- und ausländische Pferdekäufer möglichst vor Betrug im Perdehandel zu sichern.


Dies ist der Zweck dieser Schau und Auktion.

So lobenswert dieser Zweck auch ist, so schien das Resultat der hierauf gegründeten, am 24sten Mai vorigen Jahrs abgehaltenen Schau und Auktion doch den Erwartungen der anwesenden Teilnehmer in Hinsicht des Verkaufs nicht ganz entsprochen zu haben. Von den zahlreich anwesenden edlen Pferden wurden im Verhältnis zu ihrer Anzahl nur wenige, und manche zu geringen Preisen verkauft. Die Landwirte selbst kauften nicht viel: auch anwesende Privatpersonen, die sonst wohl Reit- oder Wagenpferde zum eignen Gebrauch suchen, kauften diesmal gar nicht, oder doch höchst unbedeutend, eben so auch die gegenwärtigen Pferdehändler. Diese schienen überhaupt auch an der ganzen Einrichtung wenig Interesse zu bezeigen.

Zum Teil wollte man im Publikum den Grund dieser unerwarteten Erscheinung in der Einrichtung selbst finden, und besonders mit darin, dass der Verkauf öffentlich, durch Auktion, und nicht aus freier Hand mit Vermeidung der Öffentlichkeit statt finde. Als Grund für die Richtigkeit dieser Ansicht, mithin der unpassenden Einrichtung, behauptete man:

a) Der Pferdehändler habe ein besonderes Interesse daran, dass der Preis eines Pferdes, welches er zum ferneren Handel kaufe, nicht bekannt werde. Weil sich dies aber auf Auktionen nicht vermeiden lasse, so sei jeder Pferdehändler solchen Anstalten, wo öffentlich durch Auktion verkauft werde, abhold; und kaufe der Pferdehändler nicht, dann ziehe sich der Regel nach auch der Privatmann zurück, weil letzterer die Überzeugung habe, dass wenn die Ware brauchbar und preiswürdig sei, so werde auch der Pferdehändler, der von dem Geschäfte leben wolle, schon darauf reflektieren etc.

b) Die vorschriftsmäßige Angabe aller Fehler erschwere den Kauf und Verkauf, und überhaupt den ganzen Handel; anderer Seits werde dadurch schon mancher abgehalten, ein Pferd mit einem vielleicht unschädlichen Fehler zu stellen. Ein unbedeutender Fehler gehe aber sonst zuweilen mit dem Pferde von einem Besitzer zum andern über, ohne bemerkt zu werden. Würden aber alle Fehler ohne Unterschied angegeben, so würde der Unkundige, der die eigentliche Bedeutung und Größe solcher Fehler nicht zu unterscheiden vermöge, abgehalten, das Pferd zu kaufen, u. dgl. mehr. Wenn wir nun diesen Meinungen und Ansichten auch in etwas beipflichten, so können wir sie doch nach unserer Überzeugung nicht vollkommen richtig erkennen. Wir finden vielmehr die Ursache, warum der Verkauf nicht den Erwartungen entsprach, in Nachstehendem:

1) In dem allgemein herrschenden Geldmangel.

2) Dass unter den gestellten Pferden viele junge, noch nicht für den eigentlichen Gebrauch und den Handel ausgebildete Pferde waren, die nur zur weitern Aufzucht, auf Spekulation zum künftigen Verkauf, oder als Zuchtpferde gekauft werden. Gern möchte wohl mancher der anwesenden. Landwirte einige von diesen zum Teil sehr schönen Tieren gekauft haben, wenn die dazu nötigen Geldmittel nicht gefehlt hätten.

3) Dass der gewählte Zeitpunkt des Verkaufs, wenngleich für den Pferde stellenden Landwirt der bequemste, für den eigentlichen Pferdehandel doch nicht der beste ist: weil der Pferdehandel bei uns vor den Messen zu Frankfurt und Leipzig fast immer lebhafter ist, als nachher — zum Beweise hierfür dient der Strelitzer Fastnachtsmarkt, wo die Konkurrenz im Pferdehandel fast stets größer ist, wie auf irgend einem der späteren Märkte in Mecklenburg.

4) In der erst eine zu kurze Zeit bestehenden Einrichtung. Vom Auslande können solche Anstalten nicht eher zahlreich besucht werden, als bis es hinlänglich allgemein besannt ist, was hier zum Verkauf gestellt wird, und ob überhaupt die Anstalt Gelegenheit gibt, unter einer großen Anzahl von schönen Pferden sich preiswürdige, gute Ware auszuwählen etc. Alle Einrichtungen dieser Art erwerben sich erst mit der Zeit bei längerem Gestehen das nötige Vertrauen und die gewünschte Konkurrenz.

5) Dass die eigentlichen Pferdehändler nur wenig gekauft haben, und dass dadurch der Handel im allgemeinen vielleicht etwas gestört sein möchte, daran scheint uns die Auktion nicht schuld zu sein. Zwar ist es für den Pferdehändler nicht angenehm, auf Auktionen mit vielen andern Liebhabern zugleich konkurrieren zu müssen, weil hier alle Mittel und Kunstgriffe wegfallen, die er beim Einkauf unter der Hand als alleiniger Käufer anwenden kann, um dadurch das Pferd, oft weit unter dem Wert, vorteilhaft einzuhandeln. Dass aber der eigentliche Einkaufspreis auch auf der Auktion nicht bekannt werde, dies kann er leicht erreichen, wenn er nämlich das Pferd schon vor der Auktion kauft, und es sich dann mit dem Verkäufer verabredungsmäßig so weit hinauf treibt, wie er wünscht. Dies ist bereits bei der letzten Auktion vielfältig der Fall gewesen, es sind mehrere Pferde scheinbar auf der Auktion gekauft, die vorher schon zu geringeren Preisen erstanden waren; ja wir wissen den Fall, dass ein Pferdehändler vor der Auktion ein Pferd gekauft hatte, welches nun auf der Auktion, unter dem Namen des bisherigen Besitzers, an einen Privatmann verkauft, von dem Pferdehändler so viel höher getrieben wurde, dass letzterer 9 Louisd'or dabei verdiente, welche der erste Verkäufer ihm auszahlte, ohne dass er also selbst zuvor irgend eine Ausgabe dafür gehabt hätte. Der Pferdehändler hat also der Mittel genug, das Publikum in Hinsicht des Preises, den er für das gekaufte Pferd wirklich gegeben hat, zu tauschen, die er um so mehr zu seinem Nutzen und ohne allen Nachteil anwenden kann, da er von dem höheren Preise keine Abgaben erlegt. Wer mit dem Gange des Pferdehandels und den verschiedenen Kunstgriffen bei demselben hinlänglich vertraut ist, wird dies leicht einsehen.
          Die Auktion selbst dürfte also unserer Meinung nach vielleicht nur in so fern nachteilig auf den Handel eingewirkt haben, als sie offenbar zu schnell und übereilt betrieben wurde, und dem Käufer keine Zeit ließ, das hingestellte Tier hinreichend zu mustern oder für seinen Zweck genügend auszuprobieren. Die Pferde folgten in der Auktion zu schnell auf einander, und dem Käufer ward dadurch die Bedenkzeit genommen, die er haben will, sich für den Ankauf eines kostbaren Tiers zu entschließen.

6) Dass die vorschriftsmäßige Angabe der Fehler auf den Handel erschwerend eingewirkt habe, damit sind wir vollkommen einverstanden, und pflichten dem ad b) darüber bemerkten bei.
          Die Angaben der Haupt- oder weniger sichtbaren Fehler dürften aber den Verkäufern nicht zu erlassen sein, wie z. B. Rotz, herzschlächtig, dampfig, Lungenpfeifer, Blindheit und Augenfehler, Krippensetzer, stetisch, Koller, dumm etc. — wenn der in dem Programme ad 5) beregte wichtige Zweck nicht verloren gehen soll. Dagegen möchte die Angabe der mehr sichtbaren, zum Teil unbedeutenden Fehler zweckmäßig wegbleiben, als: lahm, Spatt, Hasenhacke, Sehnenklapp, Schaale, Knieschwamm, Stollschwamm, Hufzwang, Hüftdruck, offener Fistel, Schibel, Straubfuß u. dgl. mehr.

7) Scheint uns der Hauptgrund, warum der Pferdehändler hier nicht zahlreich kauft, vielmehr in der Öffentlichkeit, also in der eigentlichen Schau selbst, zu liegen, ja wir glauben, dass fernerhin der Pferdehändler nicht viel kaufen wird, wenn auch die Auktion aufhören, und statt dessen der Verkauf unter der Hand eingeführt werden möchte; nämlich so lange als die Bedingung feststeht, dass jedes zum Verkauf bestimmte oder verkaufte Pferd öffentlich zur Schau gestellt werden muss.
Als Beweis für diese Meinung bemerken wir folgendes: Im Handel gibt die Neuheit jeder Sache einen bekannten besonderen Reiz, und jede gute Ware wird um so mehr bewundert, je weniger bekannt sie ist. Dieser Reiz verliert sich aber, je mehr die Sache erst bekannt und alltäglich wird, und dadurch verliert sie zugleich ihren höhern Wert im Handel. — Nur das ganz ordinäre, was im Überfluss vorhanden ist, und das ganz seltene, in seiner Art einzige Produkt, behauptet seinen unverändert niedrigen oder höheren Wert; jeder hohe Wert des letzteren wird durch mehrere Bekanntschaft nur noch mehr verbreitet und erkannt.

Dies alles kennt und weiß der Pferdehändler als Kaufmann, daher kauft er allemal am liebsten solche Pferde, die im Publikum wenig oder gar nicht bekannt sind, weil sie sich schneller und leichter wieder verkaufen lassen. Auf der Tierschau wird das Pferd von aller Welt Augen öffentlich hingestellt, und dadurch dem Publikum Gelegenheit gegeben, alle guten und schlechten Eigenschaften desselben zu entdecken, und der Pferdehändler halt sich überzeugt, dass die letzteren, wenn er das Pferd kauft, oft noch vergrößert und mit Zusätzen vermehrt, von Mund zu Mund übergehen und ihm den Wiederverkauf erschweren. Bringt er nun so ein Pferd an einem dritten Orte zum Verkauf, so ist es bereits bekannt, und der Freund teilt dem Freunde die Mängel und Fehler mit, die er oder andere auf der Tierschau, daran entdeckten.

Dies scheint der natürliche Hauptgrund zu sein, warum Pferdehändler auf dieser und ähnlichen öffentlichen Ausstellungen der Regel nach nicht viel kaufen, welches wir, wenn wir den Gang des Pferdehandels, besonders den mit Luxuspferden, kennen und billig sein wollen, auch nicht verlangen können.

Hier entstände nun aber die wichtige Frage: Muss die Schau aufgegeben und dadurch vielleicht der Handel befördert werden? — Wir sagen Nein.

Die Schau ist es grade, wodurch sich die Anstalt vor jedem gewöhnlichen Markt auszeichnet, und dem Viehzüchter Gelegenheit gibt, seine Kenntnisse zu erweitern. Sie unterscheidet sich von dem Markt, und wird interessant dadurch, dass die Aufmerksamkeit aller Anwesenden zugleich nur auf ein oder einige wenige der vorgestellten Tiere gelenkt wird; der Urteilsspruch der Kenner über die guten oder fehlerhaften Eigenschaften, wirkt belehrend auf weniger Unterrichtete oder Nichtkenner, und verschafft dem letzteren Gelegenheit sich von der Richtigkeit desselben, durch eigene Anschauung des Tiers selbst, zu überzeugen.
          Der gewöhnliche Markt begünstigt den Kenner, in sofern seine Kenntnis den billigen und vorteilhaften Einkauf auf Kosten des Nichtkenners zulässt: der Markt stellt eine Menge Tiere auf einem Platz zusammen auf, und gestattet den unbemerkten Einkauf und die ruhige ungestörte Anwendung aller Künste im Handel, um den Verkaufspreis zu heben, den Eintaufspreis herunter zu drücken.

Der Pferdehändler gewinnt also augenscheinlich beim Markt, während die Schau für den Züchter, so wie. auch für jeden Nicht-Pferdehändler, von größerem Wert ist.

Wenn der Verein in diesem Jahre also, um den Wünschen des Publikums entgegen zu kommen, eine ungestörte Vormusterung und demnächstigen Verkauf unter der Hand, der Auktion vorausgehen lässt, so ist dabei zu wünschen, dass doch der eigentliche Hauptzweck, die Schau selbst, unter keiner Bedingung nachgelassen werde, damit die Anstalt nicht zum Markt herabsinke, und der in dem Programm ad 2) bemerkte wichtige Zweck nicht verloren gehe.

Besonders scheint diese Schau und der damit verbundene Verkauf bei fernerer Fortsetzung für den Absatz und Einkauf von Zuchtpferden, und überhaupt solchen Pferden, die keine eigentliche Handelsware sind, wie junge Hengste, Mutterstuten etc., wichtig zu werden, und dies um so mehr, wenn der Landwirt dermaleinst durch bessere Zeiten in den Stand gesetzt wird, Kapitalien darauf zu verwenden.

Wenn es auch wohl mancher Landwirt vollkommen einsieht, dass das auf den Ankauf von jungen guten Pferden hier verwandte Geld sich um so sicherer verinteressieren wird, als Futter und Nahrungsmittel geringen Wert haben, so hindert ihn doch die allgemeine Not daran, das Geld aus den Händen zu lassen. So lange also diese traurigen Zeiten fortdauern, dürften sich die Teilnehmer keinen glänzenden Verkauf von solcher Ware versprechen, die ihrer Natur nach mehr für die Zucht als für den Gebrauch und den Handel ist. Um so mehr gereicht es aber dem Patriotismus unserer Landwirte zur Ehre, dass sie sich nicht zurückziehen, sondern durch fernere Teilnahme eine Einrichtung aufrecht erhalten, die für die veredelte Viehzucht und deren weitere Ausbreitung in Mecklenburg großen Nutzen verspricht.

Gewiss wird also auch jeder wahre Freund des Vaterlandes mit Freude und Dank die uns gewordene Nachricht aufnehmen, dass es der hochverehrlichen Direktion des Großherzogl. Haupt- und Landgestüts und, des Marstalles gefallen habe, eine beträchtliche Anzahl Pferde zur diesjährigen Schau bereits anmelden zu lassen.

Diese von unserem allergnädigsten Großherzog huldvoll gestattete Teilnahme bestätigt uns den längst anerkannten Beweis, wie bereitwillig der vielgeliebte Landesfürst alle auf das Wohl des Vaterlandes berechneten gemeinnützigen Unternehmungen befördert. Gewiss wird dadurch das Vertrauen zu der Anstalt bedeutend gehoben und das fernere Fortbestehen gesichert werden. Wir dürfen uns also auch wohl der frohen Hoffnung hingeben, dass künftighin bei nötigen Einkäufen auf diese vaterländische Anstalt möglichst Rücksicht genommen werde.

Der Aufmerksamkeit und geneigten Beachtung des löbl. Mecklenb. patriotischen Vereins möchten wir indes noch die gewiss sehr nützliche Einrichtung einer Füllenschau und Verkauf, ausschließlich für noch nicht abgesetzte Säugefüllen bestimmt, empfehlen.

Wir besitzen im Lande sehr viele der kleinere Pferdezüchter, die bloß Füllen zum Verkauf aufziehen, und sie am liebsten dann verkaufen, wenn sie sich grade in dem Alter befinden, dass sie von der Muttermilch entwöhnt werden, als z. B. alle Holländerei-Pächter.

Der Zusammenfluss von solchen jungen Tieren auf einem Platz würde für den Pferdezüchter nicht nur eine höchst interessante Schau gewähren, weil man dadurch Gelegenheit bekäme, die Nachkommen von verschiedenen mehr oder weniger bekannten Hengsten, aus der Paarung mit den mancherlei Müttern hervorgegangen, zu sehen; sondern der Verkauf selbst dürfte sich auch nicht schlecht anlassen, da es viele Landwirte gibt, die sich lieber junge Füllen ankaufen, als zur eignen Zucht Mutterstuten halten, und weil der Preis des Füllens in diesem Alter niedriger steht, als bei mehr vorgerückten Jahren, wodurch also der Ankauf erleichtert wird.

Von dem Patriotismus der Vereinsmitglieder ließe sich erwarten, dass sie eine solche Einrichtung durch Teilnahme anfänglich gewiss beförderten, und es also nicht fehlen würde, dass sie das nötige Vertrauen erlangte. Die weitere Prüfung und Ausführung dieser Idee überlassen wir der Weisheit des löbl. Vereins, mit dem Wunsche, dass das Bedürfnis einer solchen Anstalt anerkannt, und dass sie wo möglich schon im nächsten Herbst in Ausführung gebracht werde.

Von der mit der Pferdeschau in diesem Jahre zum erstenmal verbundenen Schafschau und Schaf- und Bock-Verkauf lässt sich natürlich jetzt noch nichts sagen; zahlreiche Anmeldungen von gewiss zum Teil sehr vorzüglichen Tieren, aus anerkannt guten Herden des Landes, berechtigen indes zu den besten Erwartungen.

Da der Zweck des Vereins bei dieser Schaf- und Bockschau gewiss in der Hauptsache derselbe ist, wie in dem im Eingang gedachten, bei Gelegenheit der vorigjährigen Pferdeschau bekannt gemachten Programm bemerkt worden; so stände zur Frage, ob sich mit der Schau selbst nicht zweckmäßig eine Woll-Messungs-Einrichtung verbinden ließe? — Ob und auf welche Weise dies ausführbar sei, überlassen wir der geneigten Beurteilung des für die Beförderung der vaterländischen Industrie so tätigen Vereins. — Dass solche Messung zur Verbreitung richtiger Ansichten und Kenntnisse über den Feinheitsgrad der Wolle eines Tiers, gewiss sehr nützlich wirken würde, davon hatten wir uns überzeugt.

Der von Köhler in Leipzig erfundene Wollmesser dürfte nach unserer bisherigen Erfahrung (Nur bei richtiger Anwendung) für den vorliegenden Zweck, als am wenigsten täuschend, vor anderen Werkzeugen dieser Art den Vorzug verdienen. Wir wissen, dass mit diesem Instrumente mehrere verschiedene Wollproben hier im Lande gemessen, und dann nummeriert nach Leipzig gesandt sind, ohne das Resultat der hiesigen Messung dorthin mitzuteilen. Die in Leipzig damit vorgenommene Messung mit einem ähnlichen Instrumente, hierher berichtet, ist demnächst mit der hiesigen in allen Punkten übereinstimmend gefunden worden.

Aus Erfahrung wissen wir ferner, wie schwer es hält, die größte Feinheit zwischen zwei hochfeinen Wollen ohne Messung zu erkennen, und wie oft der größte Kenner getäuscht werden kann, daher würde es für die vielen Nichtkenner gewiss von großem Nutzen sein, wenn ihnen durch die Messung ein Anhaltspunkt gegeben würde, ihre Kenntnisse zu berichtigen und zu erweitern: um so mehr würde dies der Fall sein, wenn die Wolle von verschiedenen, in der Feinheit mehr oder weniger von einander abweichenden Tieren gemessen, und die Stellen auf dem Körper derselben bezeichnet waren, wo die gemessene Probe abgenommen.

Die übrigen Eigenschaften des Körpers und der Wollbildung eines aus konstantem echten Stamme entsprossenen Zuchttiers, wodurch neben der Feinheit des Wollhaars der Wert desselben bestimmt wird, würden dann leichter durch die gewohnte Anschauung zu erkennen sein.

Der allgemein bekannte Patriotismus des hochzuerehrenden Haupt-Direktoriums des Mecklenb. patriotischen Vereins, welches sich durch seine rastlos-tätigen Bemühungen für die Beförderung der Industrie, und die Begründung und Erhaltung dieser für das Vaterland wichtigen Anstalt, bereits so große Verdienste erworben hat, so wie auch das für diesen Zweck belebte Streben der löblichen für die Tierschau erwählten Kommitte, und der sämtlichen Mitglieder des hochpreislichen Vereins, lassen dem Einsender dieser Zeilen — einem praktischen Landwirte — sich mit der Hoffnung schmeicheln, dass die von ihm dabei gehegte gute Absicht nicht verkannt, und die in derselben gemachten Vorschläge, wenn sie nach bestandener Prüfung dazu geeignet sein möchten, in Ausführung gebracht werden.

Schließlich sei hier noch die Bemerkung gestattet, dass diese Zeilen, welche nach dem Wunsche der löbl. Redaktion dieses Blattes hier vorläufig mitgeteilt werden, aus einem größeren, von mir für die Mecklenburgischen landwirtschaftlichen Annalen bestimmten Aufsatz entlehnt sind, der dort (mit der Überschrift: „Betrachtungen über die jetzige Zeit, in Bezug auf „Landwirtschaft und Viehzucht, und die für letztere „geeigneten Beförderungsmittel etc.“), sobald meine Zeit die Vollendung desselben nur irgend zulässt, erscheinen wird.

Arabisches Pferd

Arabisches Pferd

Schaf

Schaf

Arbeitspause für Mensch und Tier

Arbeitspause für Mensch und Tier

Hahn und Hennen

Hahn und Hennen

Landliebe

Landliebe

Mittagspause im Pferdestall

Mittagspause im Pferdestall

Ochsen vor dem Pflug

Ochsen vor dem Pflug

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg

Schaf- und Ziegenhirtin

Schaf- und Ziegenhirtin

Pferd zum Beschlag in der Dorfschmiede

Pferd zum Beschlag in der Dorfschmiede

Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) mecklenburgischer Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler, Sozialreformer und Musterlandwirt.

Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) mecklenburgischer Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler, Sozialreformer und Musterlandwirt.