Ueber die Aufbewahrung der Blutegel

Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt (H. Brockmann Dr.), Erscheinungsjahr: 1826
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Aus: Freimütiges Abendblatt. Achter Jahrgang. Schwerin, den 13ten Januar 1826.

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Der in No. 346 d. Bl. geäußerte Wunsch, dass etwas über die Aufbewahrung der Blutegel in diesem Blatte möchte bekannt gemacht werden, gab die Veranlassung zu folgenden Zeilen. Obgleich dieser Gegenstand sich mehr für eine medizinische oder pharmazeutische Zeitschrift eignet, so wird die Wichtigkeit dieser Tiere, vergrößert durch den Mangel derselben, welchen wir seit mehren Jahren in unsern, Lande ausgesetzt sind, ihm einen Platz in diesem Blatte verschaffen. Nachstehendes ist aus Hänles Magazin der Pharmazie, jetzt von Geiger fortgesetzt, zusammengetragen, (vergl. 1823 Mai, 24 März, 25 April.) Dieses Wert befindet sich wahrscheinlich nicht in den Händen eines jeden Pharmazeuten, viel weniger in denen der Chirurgen, welche sich vorzüglich mit Aufbewahrung der Blutegel abgeben: es dürfte daher die folgende Zusammenstellung hier nicht unwillkommen sein.

Die günstigste Zeit zum Einfangen der Blutegel ist der Frühling und der Herbst, da die Zeit, in welcher sie gesammelt werden, sehr viel in der Erhaltung derselben entscheidet, und es am, nachteiligsten für sie ist, wenn sie während ihrer Begattungsperiode oder kurz vorher gefangen und transportiert werden. Diese Zeit tritt ein vom Ende Juni bis Ende August; die Tiere erkranken und sterben dann sehr leicht. Beim Einkauft gebe man darauf acht, dass die Tiere keine zu große Reise und diese nicht in heißen Tagen gemacht haben, dass sie kein Blut, von sich lassen und nicht zu groß sind; die kleinsten sind, immer, am dauerhaftesten und in der Anwendung am besten.

Da sich die Blutegel, wenn sie in zu engen Räume eingeschlossen sind, aus Hunger selbst aufzehren, so ist die erste Regel, nicht zu viele in ein Gefäß zu bringen und die großen von den kleinen abzusondern. In einem Kubikschuh Raum sind 150 bis 200 Stück, nicht zu wenig. Anfänglich müssen sie alle Tage durchgesehen, die toten hinweggetan und den andern frisches Wasser gegeben werden; bei jedesmaliger Erneuerung des Wassers muss darauf gesehen werden, dass das frische Wasser mit dem abgegossenen gleiche Temperatur hat; zu warmes Wasser ist ihnen noch nachteiliger als zu kaltes. Man entfernt sorgfältig allen anklebenden Schleim. Nach einiger Zeit erhalten sie seltener frisches Wasser, und im Winter nur alle 14 Tage bis 4 Wochen: sobald man aber bei kalten Wintern sie in geheizten Zimmern aufzubewahren genötigt ist, muss man alle 3 bis 4 Tage mit dem Wasser wechseln, sehr wohl aber darauf achten, dass sie in der äußersten Entfernung des Ofens gehalten werden, weil ihnen starke Wärme nach teilig ist. Kalte schadet ihnen nichts, wenn sie nach und nach eintritt: sie können sogar im Wasser ohne Nachteil einfrieren, wenn man das Eis nur wieder sehr sorgfältig in der Kellerluft aufstauen lässt. Der Ort, wo man die Gefäße hinstellt, kann bis 2° Temperatur besitzen, wohl aber nicht über 20°. Gläserne Gefäße sind zur Aufbewahrung am tauglichsten, weil man darin jede Trübung des Wassers und die toten Blutigel sogleich bemerkt, welches immer alsbald eine Erneuerung des Wassers erfordert.

Diese Tiere sind drei Krankheiten unterworfen, welche gleichsam epidemisch unter ihnen herrschen. Die erste beginnt im März und dauert bis Ende Mai, es ist die sogenannte metallische oder Knotenkrankheit. Der Verlauf derselben dauert 11 Tage; sie bekommen Knoten auf dem ganzen Körper, ein eigentümliches Ansehen und sterben größtenteils. Das beste Mittel dagegen ist die Kohle, welche man dem Wasser in kleinen Stückchen beimengt, und ein sehr niederer Grad der Temperatur.

Im Juni und August erscheint die Schleimkrankheit. Diese dauert 3 Tage. Die Blutegel werden plastisch, schleimig und das Wasser wird einem Leinsamendekolt ähnlich. Die Krankheit teilt sich schnell mit und rafft sie zu Hunderten weg. Ein Bad von lauwarmen Wasser ? und eine Mischung von Wasser mit 1/16 Honig und gepulverter Kohle soll sehr heilsam sein.

Die schrecklichste von allen Krankheiten ist die Gelbsucht, und wenn man ihr nicht gleich entgegenarbeitet, so, sterben sie alle. Das sicherste Mittel ist, den Schwanz mit einer Nadel zu durchbohren, wodurch ein gelber Saft, ausfließt; man bringt sie dann in warmes Wasser zum Waschen, und hierauf in Wasser, welches 1/100 braungekochten Zucker enthält. Die Krisis dauert 8 Stunden, nach welcher sie ihre vorige Lebhaftigkeit wieder erhalten.

Haben sich die Tiere erst an die Gefangenschaft gewöhnt, so sterben sie auch nicht mehr so leicht, und man kann alsdann mehre in einem Behälter zusammenhalten. Man hat auch eine Art, die Blutegel aufzubewahren und zu vermehren, nämlich in, in der Erde eingegrabenen, Trögen, worin fließendes Wasser hineingeleitet wird; die Vermehrung beträgt den Sommer hindurch das Achtfache.