Ueber den Mopsorden in Mecklenburg

Autor: Georg Christian Friedrich Lisch (1801-1883), Erscheinungsjahr: 1874

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Enthaltene Themen: Mopsorden, Mecklenburg, Georg, Christian, Friedrich, Lisch, Freimaurer
In Folge der Ausbreitung der Freimaurerei in Norddeutschland um die Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden noch mehrere geheime gesellschaftliche Orden, welche in vielen Stücken dem Orden der Freimaurer nachgebildet waren. Bei Gelegenheit der Erforschung der früheren Meklenburgischen Orden in den Jahrbüchern VII, 1842, S. 211 flgd. ist auch der Meklenburg-Strelitzische Orden "du chêne et du tombeau" besprochen und beschrieben, welchen Dorothea Sophia, Gemahlin des Herzogs Adolph Friedrich III., in Folge des Todes und zunächst zum Andenken des verdienten Amtshauptmanns v. Behmen († 1747) stiftete und in welchen dieselbe die verwittwete Frau v. Voß, geb. v. Jasmund, ihre Hofdame Louise v. Rieben und den Geheimenrath Brunsich aufnahm. Viele Symbole dieses Ordens waren nach einer auf den Orden geschlagenen Medaille und den Siegeln des Ordens offenbar freimaurerische. Behmen und Brunsich waren Mitglieder der Freimaurerloge zu Hamburg, welche schon im J. 1733 von England aus eingeleitet war, aber erst am 6. December 1737 wirklich ins Leben gerufen ward 1).

"Wie dieser Strelitzische Orden seine Symbolik der Freimaurerei entnommen hatte, so bestand auch im vorigen Jahrhundert unter den Damen des Schweriner Hofes der Mopsorden, der auch freimaurerisch war. Genaueres hierüber zu erforschen, ist bis jetzt nicht möglich gewesen."

Bei dieser Gelegenheit habe ich aus gewiß sicherer, aber jetzt nicht mehr nachweisbarer Quelle in den Jahrbüchern a. a. O. Seite 213, Note 1, gesagt:

Trotz aller Aufmerksamkeit und Forschung ist es aber bis auf die neuesten Zeiten nicht möglich gewesen, irgend eine Spur von dem Mopsorden in Meklenburg aufzufinden. Erst in den neuesten Zeiten bin ich durch den Herrn Dr. Pyl in Greifswald in den Stand gesetzt worden, über diesen Orden schätzbare Aufschlüsse zu gewinnen, während in neuern Zeiten in der freimaurerischen Literatur Nachrichten über den Mopsorden im Allgemeinen erforscht sind, z. B. in Kloß Geschichte der Freimaurerei in Frankreich, I, 40; Kloß Bibliothek Nr. 1860-66; Thory histoire du Grand Orient de France, p. 347; Lenning Handbuch der Freimaurerei, Leipzig, 1865, II, S. 346, in Lenning's Encyklopädie der Freimaurerei, Leipzig, 1845; Venedey Denkschreiben eines Freimaurers an Alban Stolz, Lahr, 1861, S. 21.

Lenning sagt a. a. O. S. 346:

"Mopsorden (Mopsloge, ordre des Mopses, "lodge of the mopse, Mopse-lauget). Dieser androgyne Orden, dessen läppische Gebräuche in dem l'ordre de Francs-Macons (Kloß Bibliothek Nr. 1860 - 66) mitgetheilt werden, ist hinsichtlich seiner Entstehung noch unenthüllt. Die gewöhnliche Annahme ist die, daß nach der Bannbulle Clemens XII. viele (deutsche?) Katholiken sich gescheut hätten, ferner dem Freimaurerbunde anzugehören, oder ihm beizutreten, daß dieselben aber nun, um das Vergnügen dieser Verbindungen zu haben, unbeschadet der Bannbulle die Verbindung der Möpse errichtet hätten. Unter ihnen habe sich auch der galante geistliche Kurfürst von Köln, Clemens August, Herzog von Bayern, befunden, der vor dem Erscheinen der Bannbulle Freimaurer gewesen sei und die Stiftung der Möpse vorzüglich deshalb mit begünstigt habe, weil durch denselben der Umgang mit Damen, den er sehr liebte, erleichtert würde. Ob bei diesem Orden, welcher keinen Eid, nur das Ehrenwort verlangte, die Durchführung der Verordnung, daß alle Mitglieder römisch-katholisch sein müssen, genau genommen wurde, steht sehr dahin und ist auch nicht ganz glaublich. Wo der Orden wirklich bestand, selbst das ist fraglich, wenigstens hinsichtlich des Entstehens. Die Franzosen schieben ihn den Deutschen zu und diese jenen. Er soll in Frankfurt a. M. bestanden haben, was in Abrede gestellt wird. Er soll in Holland verbreitet gewesen sein; auch das wird in Abrede gestellt. In Deutschland ist mit Sicherheit derselbe nicht nachzuweisen, trotz Thory's Histoire du Grand Orient de France, S. 347 bis 349. Sicher ist nur die Hannoversche Verordnung vom 8. Februar 1748, welcher zufolge der Mopsorden auf der Universität zu Göttingen eingeführt gewesen war, und als akademischer Orden behandelt und streng untersagt wird. Auf Frankreich als Entstehungsort weist der gemeine Ausdruck "mopse" für die Gattin eines Freimaurers hin, weniger die Inschrift: "Assez"' auf der bei "Merzdorf, Denkmünzen, S. 42, Nr. 94" erwähnten Medaille, eher noch die im Abschnitte befindliche Legende L. C. D. M. F. A. N. ce 10. Jan. 1745, welche zu erklären ist mit: Loge centrale des Mopses fondée à Nancy. Freilich stammt eins der wenigen bekannten Exemplare dieser kleinen Medaille aus Nürnberg, was wieder zu allerlei Skrupeln Veranlassung bietet. In dem Zachariasschen Nachlasse (Verzeichniß 1849, S. 123, Nr. 96) fand sich ein Bijou dieser Gesellschaft, bestehend aus einem messingenen vergoldeten Bilderrahmen, in demselben unter Glas ein Gemälde, einen Mops vorstellend, der auf musivischem Boden sitzt. Nachdem die Maçonnerie d'Adoption (s. d.) aufkam, verschwanden die Möpse. (Vgl. Kloß Geschichte der Freimaurerei in Frankreich, I, 40 flgd. Kloß Bibl., Nr. 1860 flgd.)

In dem "Denkschreiben eines Freimaurers" a. a. O. S. 21 heißt es:

"Clemens August ist der Gründer des Mopsordens und der Mops der erzbischöflichen Favoritmaitresse hat dem Bunde den Namen leihen müssen. Dieser Bund war im leichtfertigen Sinne der Zeit und des erzbischöflichen Hofes zugleich Hohn gegen den Papst und gegen die Maurerei, eine Aftermaurerei "für die leichtfertigen Feste des Hofes, an denen männliche und weibliche Mitglieder "Möpse und Möpsinnen" Theil nahmen, während der Erzbischof als "Großmops" den Vorsitz führte und den Ton angab. Er fand vielerwärts Nachahmung, bis er im Sturm der Revolution dem Ernste der Ereignisse weichen mußte."

Es kommt hier darauf an, aus sicherer Quelle nachzuweisen, daß der Mopsorden auch in Meklenburg bestanden hat. Herr Dr. Pyl zu Greifswald hat die Quelle eröffnet, indem er eine Stelle aus der Selbstbiographie des Tribunals-Präsidenten Augustin von Balthasar mittheilt, welche mit dessen großer genealogischer Sammlung ("Vitae Pomeranorum") jetzt in der Tribunals-Bibliothek zu Greifswald aufbewahrt wird. Augustin von Balthasar, ein bekannter, zuverlässiger, sehr bedeutender Mann, geboren 1701, war Professor der Rechte in Greifswald 1734, Präsident des schwedischen Tribunals zu Wismar 1778, starb 1786. (Vgl. Pyl Pommersche Genealogien, Bd. II, Heft 1, Vorrede).

Balthasar sagt in seiner Selbstbiographie 2):

"Mit wahrem Widerwillen, doch aber auf inständige persuasion und Betheurung der Frau Directorin v. Essen, geb. Bugenhagen, nebst ihrer Fräul. Schwester, wie auch des Oberstl. Bugenhagen, eines alten ehrwürdigen Greises, daß der "Mopsen-Orden", wovon erstere Meisterin, letztere Mitglieder waren, nichts Tadelhaftes, vielmehr einen guten Endzweck mit sich führe, ließ ich mich bereden, daß meine Tochter am 14. Octbr. 1750 3) von ihr darin aufgenommen wird. Mir sind aber die Regeln unbekannt geblieben, ebenso wie die der Freimaurer."

Die von Balthasar genannten Personen 4) haben sich nun im Schweriner Archive erforschen lassen und werfen ein helles Licht auf den Mopsorden in Meklenburg und auf manche Verhältnisse der damaligen Zeit. Die Directorin v. Essen, geb. Bugenhagen, und ihre Schwester waren geborne Meklenburgerinnen und Töchter des Obersten von Buggenhagen.

Balthasar Dethlof v. Buggenhagen stammte aus einem bekannten alten vorpommerschen Adelsgeschlechte; nach seinem Tode wird er Erbherr auf Buggenhagen (bei Lassahn) und Nehringen (bei Demmin - Tribsees) genannt. Er trat jung in Militairdienste und kam früh in den Meklenburgischen Militairdienst. Am 20. Jan. 1703 war er hier Capitain und ward als Commandant der Festung Dömitz vom Herzoge Friedrich Wilhelm zum Oberstlieutenant ernannt. Am 25. März 1709 ward er zum Obersten befördert. Unter dem Herzoge Carl Leopold gerieth er, gleich manchen Andern, in Ungnade und Untersuchung und mußte seine Stelle aufgeben, worauf er sich nach Barth in Schwedisch-Pommern, seinem Vaterlande, zurückzog. Am 21. April 1738 schreibt er aus Barth an den Herzog Carl Leopold, daß er, ein "37jähriger Meklenburgischer getreuer Oberster und Commandant in hohem Alter bereits schon 17 Jahre mit seinen 3 Kindern zu Barth in Schwedisch-Pommern in einem offenbaren exilio gelebt habe."

Er hatte 3 Töchter: Sophie Charlotte, Hedwig Juliane und Anna Johanna, welche nach ihrer Mutter frühem Tode (vor 1732) unter der Vormundschaft ihres "Vaterbruders" Hans Ernst v. Buggenhaagen standen, welcher königlich schwedischer Oberstlieutenant (wahrscheinlich in Schwedisch-Pommern) war und ohne Zweifel der von Balthasar genannte Oberstl(ieutenant) Bugenhagen ist.

Der Oberst Balthasar Dethlof v. Buggenhagen starb nach Anzeige seiner Kinder aus Barth am 11. März 1746.

Von seinen Kindern war eine Tochter an den königlich schwedischen Hofgerichts-Director von Essen verheirathet. Am 12. Jan. 1752 schreibt die "von Essen, geborne von Buggenhagen", an den Meklenburgischen Obersten und Commandanten v. Krackewitz, damals zu Dömitz, "daß sie sich mit ihren Schwestern wegen Absterbens ihrer Tante, der Oberforstmeisterin von Criwitz, gegenwärtig in Klein-Brütz (Brüsewitz bei Schwerin) aufhalte und nennt ihren Mann den königlichen Hofgerichts-Director." Im Jahre 1751 lebte ein "Fräulein von Buggenhagen" im Kloster Rühn bei Bützow .

Nach v. Gamm's genealogischen Nachrichten war Cuno Henning von Criwitz auf Brütz (Brüsewitz) herzoglichMeklenburgischer Oberforstmeister und starb etwa 1750 als der letzte seines Geschlechts. Seine Gemahlin war Margaretha Friderica v. Paulsen, Tochter des dänischen Admirals Mathias v. Paulsen.

Nach mehreren Aeußerungen in den Acten war die Frau des Obersten Balthasar Dethlof v. Buggenhagen eine Schwester der Oberforstmeisterin v. Criwitz, geb. v. Paulsen. Im Jahre 1732 nennt der Oberforstmeister v. Criwitz die Töchter des Obersten v. Buggenhagen "seiner Frauen leibliche Schwesterkinder."

Dies sind also die Personen, welche an dem Mopsorden in Schwedisch-Pommern und Meklenburg mehr oder weniger betheiligt waren.



1) Vgl. Numotheca numismatica latomorum, Dresden, 1841, Heft II, Nr. II.
2) Die Selbstbiographie giebt an einer andern Stelle die für Meklenburg interessante Nachricht, daß "der Strelitzer Herzog Adolf Friedrich am 14. Decbr. 1752 nach Greifswald gegangen sei, um sich der Vormundschaft des Schweriner Hofes zu entziehen."
3) Die erste Freimaurerloge zu Schwerin ward am 14. März 1754 von dem Herzoge Christian Ludwig "concessionirt", wahrscheinlich auf Betrieb des bekannten Geheimenraths v. Ditmar, da das Concept der Concession von dessen Hand geschrieben ist.
4) Die folgenden Darstellungen sind aus den gleichzeitigen Acten des Schweriner Staatsarchivs geschöpft.



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