Ueber Perkins Dampf-Schießgewehr - 1825

Aus: Freimütiges Abendblatt, Band 8 (1826)
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Kriegstechnik, Dampf-Schießgewehr, Militärtechnik, Waffen
Das polytechnische Journal liefert aus dem Glasgow Mechanics Magazine eine Beschreibung und Abbildung des Perkinsschen Dampf-Schießgewehrs, welches eine der folgenreichsten Erfindungen der neuesten Zeit zu werden verspricht. Es ergeben sich daraus folgende Resultate.

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In einer Entfernung von 406 engl. (110 meckl.) Fuß auf eine eiserne Zielscheibe geschossen, wurden die Musketenkugeln bei sehr niedrigem Drucke platt gedrückt, bei höherem zerstäubten sie in kleine Stücke. Von zwölf Brettern, jedes von der Dicke eines Zolles, und einen Zoll weit jedes hinter dem andern aufgestellt, wurden, bis auf das letzte Brett, alle übrigen durchschossen. Der Druck, unter welchem die Versuche angestellt wurden, war nur ungefähr 900 Pfund auf den Quadratzoll, oder 65 Atmosphären: er lässt sich aber mit aller Sicherheit auf 200 Atmosphären erheben. Bisher zeigte sich der Dampf eben so kräftig, als Schießpulver, und zugleich hundertmal wohlfeiler, als letzteres. Das Dampf-Schießgewehr schießt in einer Minute 250, oder 15.000 mal in einer Stunde, und braucht hierzu nur fünf Bushels Kohlen, die hundertmal wohlfeiler sind, als 15.000 Ladungen Schießpulver. — Durch eine Röhre fallen die Kugeln durch ihre eigene Schwere in den Lauf, und werden in Zwischenräumen, die kaum den Sinnen bemerkbar sind, im Verhältnisse von ungefähr 1.000 auf eine Minute, eine nach der andern, hinausgeworfen. Der Knall bei der Entladung gleicht dem stärksten Donner, und da eine solche Röhre in 3 bis 4 Sekunden entladen wird, kann man sich einen Beweis verschaffen, wie sehr die Wirkung dieser Maschine alle Einbildungskraft übersteigt. Ein einziger Musketenlauf kann in ein Paar Sekunden eine ganze Kompanie Infanterie, die ihm in Linie gegenüber aufgestellt ist niederschmettern, und beinahe dreimal so viele Kugeln auf einmal abfeuern, als eine Kompanie von 99 Mann mit vorher geladenen Gewehren: zum zweitenmale würden sie, dieser Maschine gegenüber, gewiss nicht wieder laden. Was würde man erst mit 50 solchen Gewehren ausrichten. Die außerordentliche Präzision, mit welcher diese Gewehre ihre Kugeln immer, eine einen Zoll weit von der andern, bei Seitenbewegung des Laufs werfen, erwies sich auch an einer Ziegelmauer von 18 Zoll Dicke. Eine Ladung wühlte an derselben ein Loch von beinahe einem Fuß im Durchmesser aus, und dies mit bloßen bleiernen Kugeln, eiserne würden durchgeschlagen haben.

„Die Regierung — sagt der englische Journalist — zeigte eine lobenswerte Besorgnis, sich dieser furchtbaren Anwendung des Dampfes zu bemächtigen, und wir können ganz beruhigt sein, diese Erfindung wird nicht verloren gehen.“ Zehn Dampf-Kanonen werden in einer Schlacht mehr ausrichten, als 200 Kanonen gewöhnlicher Art. Ein Linienschiff mit sechs solchen Kanonen wird furchtbarer sein, als eines mit 74 Kanonen nach dem bisherigen Systeme. Wenn von 500 in jeder Minute aus einem solchen Gewehre abgefeuerten Kugeln nur eine unter zwanzig trifft, so töten oder verwunden zehn solche Gewehre täglich 150.000 Mann. Zum Verteidigungskriege wird diese Erfindung noch weit brauchbarer sein, als zum Angriffe. Festungen werden dadurch uneinnehmbar, und keine Bresche (wenn anders unter Dampf-Kanonen eine solche möglich wäre) kann erstürmt werden. Es lässt sich nicht berechnen, welche Veränderung diese Erfindung noch in der Völkergeschichte hervorbringen wird.