Topographisches Gemälde der Stadt Wolgast - Topographie der Stadt. - Die Stadt innerhalb der Ringmauern.

Aus: Chronik der Stadt Wolgast
Autor: Heller, Karl Christian (1770-1837) Bibliothekar, Chronist, Prediger an der St. Petri-Kirche zu Wolgast, Erscheinungsjahr: 1829
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Wolgast, Usedom, Peene, Pommern,
Wolgast hat noch immer seine alten und hohen Ringmauern, welche die Stadt von den Vorstädten trennen, und mit welcher sie durch drei Tore verbunden wird. Diese sind:

1) Das Basteientor, welches nach der Greifswalder und Anklamer Landstraße führt. Es litt etwas im Brande 1713, ward aber im Jahr 1731 gänzlich wieder hergestellt. Auf demselben befindet sich ein Gefängnis.

2) Das Bauwykertor, welches nach Cröslin und Wusterhusen führt. Es nahm ebenfalls Schaden im Brande und ward 1733 völlig wieder aufgebaut. In demselben befinden sich zwei sehr sicher eingerichtete Kriminal-Gefängnisse.

3) Das Wassertor, wodurch man zum Bollwerke und Schlossplatze gelangt, ward erst 1732 angelegt und mit Torflügeln versehen. Neben denselben stand ehedem ein Brotscharren, worin die Bäcker täglich Brot feil hatten. Dieser ward aber 1789 weggebrochen und zugleich ein neues Tor erbaut, welches mit der Statue Neptuns geziert wurde.

Der Marktplatz bildet ein Oblongum, in dessen Mitte das Rathaus steht. In den Jahren 1512, 1628 und 1713 ward es ein Raub der Flammen. Das gegenwärtige Rathaus ward in den Jahren von 1718 bis 1724 massiv erbaut. Im Jahre 1780 ward es mit einer Schlaguhr und einem Turm versehen, welcher 1817 mit Kupfer gedeckt wurde. In diesem Rathause befindet sich das Archiv-Zimmer, welches im Jahre 1826 ganz neu eingerichtet, um 19 Rheinl. Fuß verlängert, mit einem Nebenzimmer versehen, und vom Maurermeister C. Th. Hoffmann aufs Neue stark gewölbt wurde. Außerdem befinden sich in diesem Gebäude die Polizei-Stube, die Stadtwaage und der Weinkeller. Oben im zweiten Stock sind die Ratsstube, die Achtsmannstube und ein großer mit einem Orchester versehener Saal.

Der Marktplatz hat nach und nach ein freieres Ansehen gewonnen, indem 1796 der Pranger von den kräftigen Händen der Matrosen umgestürzt wurde, und so seine Stätte verschwand. Auch die den an sich schon kleinen Marktplatz beengenden Bäume sind größtenteils weggehauen, und einige Vorsprünge von Buden weggebrochen.

Die Straßen in der Stadt sind nur schmal und nicht besonders gerade. Nach der Einäscherung der Stadt durch die Russen hatte die Regierung die Absicht, derselben durch den neuen Aufbau ein gefälliges Ansehen zu geben, und die Vorsprünge und schiefen Winkel zu vermeiden. Es erschien auch eine Kommission, welche den Bau leiten sollte; indessen die Einwohner waren verarmt, sie konnten die Kosten, welche ein regulärer Bau erforderte, nicht bestreiten, und waren nur froh, über den alten Fundamenten und Kellern ein Häuschen aufrichten zu können. Daher erhielt die neu entstehende Stadt wieder die unregelmäßige Form der verschwundenen. Die Häuser haben ihre Nummern und an den Eckhäusern sind die Namen der Straßen bezeichnet. Es sind folgende:

1) Die Steinstraße. Sie fängt beim Basteientor an, und führt in einer bedeutenden Krümmung in die Schmiedestraße.

2) Die Jungfernstraße verbindet die Steinstraße mit dem Markte.

3) Die Schmiedestraße fängt beim Bauwykerstor an, und geht bis zum Markte.

4) Die Burgstraße nimmt ihren Anfang beim Wassertor und führt bergan zur St. Petri-Kirche. In alten Zeiten führte am Ende derselben, mit ihr gerade fortlaufend, eine große Brücke über die Peene nach der Burg, oder dem herzoglichen Schloss, und diente zur größeren Kommunikation des Schlosses mit der Stadt, und zum Hinfahren des Hofes nach der St. Petri-Kirche. Von dieser Burgstraße ab ging auch eine Durchfahrt durch die Stadtmauer, und über den Wallgraben führte eine Zugbrücke. In dieser Straße befanden sich vormals das fürstliche Kornhaus und das Münzhaus, und zwar letzteres auf der Stelle, wo jetzt das Haus 226 steht, bei dessen Bau 1799 man tief in der Erde noch mehrere alte hier geschlagene Münzen fand.

5) Die Neuestraße fängt beim Wassertor an und endet da, wo sie und die Badstubenstraße von der kleinen Brückenstraße durchschnitten wird. In derselben waren ehedem das fürstliche Mülzhaus, ferner vier fürstliche Freibuden, das Armenhaus des Bürgermeisters Froböse und die Salzsiederei.

6) Die Badstubenstraße läuft in einer Linie mit der Neuenstraße bis an die Mauer fort. Ein Teil dieser Straße, wo der Stadthof liegt, führt den Namen „beim Stadthofe.“ In dieser Straße war früher eine der Stadt gehörige Badestube, und auch die fürstliche Rademacherei. Neben dem Stadthof stand des Bürgermeisters Adelhelm, oder wie es auch heißt, das Valeepagensche Armenhaus.

7) Die Schusterstraße geht von der Burgstraße nach dem Markt, und läuft parallel mit der Neuenstraße.

8) Die Judenstraße führt vom Markte nach der Mauer hin, und geht parallel mit der Schmiede- und Badstubenstraße. Sie hat ihren Namen von den Juden, welche zu den Zeiten der Fürsten darin wohnten. Es standen in derselben das fürstliche Zeughaus und ein städtisches Freihaus „der Gummen“ genannt.

9) Die Langestraße geht vom Markte nach der Burgstraße.

10) Die kleine Brückenstraße führt vom Markte nach der Peene. In derselben lag die alte fürstliche Kanzlei. Am Ende derselben war eine Laufbrücke nach der Schlossinsel.

11) Die Schwienke, eine Querstraße, welche von der Jungfernstraße an die Schmiede-Juden- und Badstubenstraße durchschneidet, und nach dem Stadt-Holzhofe und der Peene führt.

12) Die Kirchenstraße ist enge und kurz, und geht von der Jungfernstraße nach der St. Petri-Kirche. Der Kirchhof um die St. Petri Kirche ist seit den Ende des 17ten Jahrhunderts nicht mehr zum Gottesacker gebraucht, oder bestimmter: seit dem Jahre 1690 sind auf demselben keine Leichen mehr beerdigt. Er ist gegenwärtig rund herum mit Wohnhäusern und Hintergebäuden umgeben, und füglicher ein Kirchenplatz zu nennen, der mit der übrigen Stadt in großem Verkehr steht. Daher will der wiederholte und im Jahre 1821 wiederum gemachte Versuch, diesen Platz durch Stakettentore und Drehkreuze von dem übrigen Teile der Stadt zu trennen, durchaus nicht gelingen, und ist auch gänzlich zwecklos. In der Mitte desselben liegt:

Die St. Petri Kirche.

Als Wolgast 1128 von Otto, Bischof von Bamberg zum christlich-katholischen Glauben bekehrt wurde, so ward der heidnische Tempel gänzlich zerstört, und sogleich der Aufbau einer neuen christlichen Kirche angefangen. Doch die vielen Katastrophen, welche Wolgast erlitt, trafen auch die Kirchen dieser Stadt. Im Jahre 1512 brannte die Kirche ab, und die wieder erbaute ward 1628 größtenteils ein Raub der Flamme; indessen rettete man viele Denkmäler. Die danach wieder hergestellte und aufgebaute Kirche ward im vorigen Jahrhunderte wieder von den Russen in Asche gelegt.

Wie nun diese im Jahre 1713 gänzlich abgebrannte Kirche beschaffen gewesen sei, lässt sich freilich nicht ganz mehr ermitteln; doch durch die alten Abbildungen sowohl, als auch aus dem Protokol, welches 1670 und 1686 bei der Kirchen-Visitation aufgenommen ist, bekommt man eine ziemlich klare Ansicht von dieser Kirche.

Es heißt in diesem Protokoll unter andern:

Der Turm der St. Petri Kirche ist in gutem Stande, soll aber doch nebst dem Gewölbe vierteljährig vom Stadt- Maurer- und Zimmermeister – nachgesehen werden. Die Kirche selbst ist auch in guter Erhaltung und bedarf keines sonderlichen Baues.

Ferner heißt es von den Kirchenständen: Diese gehören teils zum Schloss, teils sind sie erblich. Zum Schloss gehören die beiden ersten Stühle, welche für die Herzöge und deren Gemahlinnen waren, und an der Südseite die 4 folgenden Stühle; außerdem noch an der Nordseite 3 Stühle und der Hofgerichtsstuhl. Erblich wurden die Kirchenstände, welche der Regierung und dem Hofgerichte gehört hatten, und es werden als Besitzerinnen derselben aufgeführt: die Gemahlin des Vize-Gouverneurs, die Frauen der Regierungsräte, die Generalin, die Kanzlerin, die Gräfin Wrangelin.

Endlich heißt es von den Erbbegräbnissen:

In dem Gewölbe der St. Petri Kirche sind jetzt folgende:

1) Das Begräbnis des Dr. Selterecht, weiland fürstlich Wolgastischen Hofgerichtsverwalters.

2) Das Begräbnis des weiland fürstlich Pommer’schen Hofgerichts-Verwalters Adam Trampe.

3) Das Begräbnis des weiland Wolgastischen Hofrats Dr. Brunswiek.

4) Das Begräbnis des Rentmeisters Knoch.

5) Das Begräbnis des Obristen Hans Georg von Würzburg.

6) Das Begräbnis des Proviantmeisters Michael Röhl.

7) Das Begräbnis des Generals von Bülow.

8) Das Begräbnis des Doktors und Hofmedicus Franz Joel.

Und so werden noch mehrere Erbbegräbnisse bis zur Zahl 23 angegeben. Man sieht hieraus, dass in Wolgast ehedem viele angesehene Familien gewohnt haben, und dass auch in den Kirchengewölben, worin mehrere Jahrhunderte hindurch Leichen beigesetzt worden sind, viele, viele Hunderte ruhen. Unter diesen befinden sich auch fürstliche Personen, die vor der Erbauung des fürstlichen Begräbnisses hier und da ihre Ruhestätte in den Grabgewölben der Kirche haben. Die Angehörigen und Nachkommen derselben unterließen es nicht, ihren Ahnherren sich liebend zu bezeigen, und so war denn, wie Überlieferungen und Überreste es bezeugen, die 1713 in Asche gelegte Kirche mit mehreren kostbaren Denkmälern beschenkt und geschmückt. Aber die wütende Flamme verzehrte Alles; die Glocken zerschmolzen; der Turm, das Kirchendach und das Gewölbe stürzten zusammen; das Uhrwerk, die Orgel, der Altar, die mit Kunstwerken gezierten Stühle der Fürsten wurden von der Flamme ergriffen.

Der Kirchenbau.

Mit der in Asche gelegten Kirche ging aber die Gottesverehrung nicht zu Grunde; sie lebte noch in den Herzen der Einwohner Wolgasts fort. Obgleich verarmt, obgleich noch selbst ohne bleibende Stätte und Wohnung, beeiferten sie sich doch, sogleich ein Gotteshaus wieder zu erbauen. Es wurden Männer ausgesendet, um in benachbarten und entfernten Provinzen milde Beiträge zum Aufbau einer neuen Kirche zu sammeln. Aber auch die Einwohner von Pommern und vorzüglich von Wolgast taten sehr viel. Außer anderen reichlichen Geldbeiträgen gaben die mehrere Jahre sonntäglich ausgestellten Kirchenbecken eine schöne Ausbeute. Überdies machten mehrere Einwohner und löbliche Gewerks-Ämter ansehnliche Geschenke, die billiger Weise wieder ins Andenken gebracht, und der Nachwelt aufs bewahrt werden müssen.

Als die Seitenmauern der Kirche aufgeführt und das Gewölbe erbauet war, wozu man mehrere geschickte Maurer-Gesellen aus Thüringen hatte kommen lassen, so schenkte das Schusteramt der Stadt der neuen Kirche eine Lucht von 38 Fenstern an der Westseite. Das Schmiedeamt schenkte ebenfalls eine Lucht von 22 Fenstern an der Nordseite über der großen Tür. In der Kapelle schenkte Gustav Riedel zwei Luchten, jede von 14 Fenstern; so ebenfalls die Fischer. Über der zugemauerten Kirchentür schenkte Martin Steinweg aus Stettin eine Lucht von 38 Fenstern; ingleichen der hiesige Kaufmann Carl Gustav Suter eine Lucht auch von 38 Fenstern, und der Kirchen-Provisor Johann Jürgen Heidemann eine von 42 Fenstern; die Bauleute verehrten zwei Luchten, jede von 28 Fenstern; die übrigen Fenster endlich wurden von andern hiesigen Einwohnern gemeinschaftlich besorgt. Die große Eingangstür schenkte das Tischleramt. So stand also unter Gottes Beistand ungefähr 5 Jahre nach dem Brande das Äußere der Kirche da. Auch für das Notwendigste im Inneren fing man nach und nach an zu sorgen. Die Kirchenstühle wurden errichtet, und die verwitwete Frau Catharina Eleonora Dinnies in Anklam schenkte die Kanzel, welche vom Bildhauer Ehrhard Löffler aus Stettin im J. 1719 erbaut und mit 150 Rthlr. bezahlt wurde.

Der Turmbau.

Vorläufig hatte man sich mit einem stumpfen hölzernen Turm begnügt. Doch dieser ward im Jahre 1724 wieder abgenommen und man fing an, den jetzigen Turm aufzuführen. Ein Teil des alten Mauerwerks hatte sich im Brande erhalten, und der Maurermeister Thiel ward beauftragt, dasselbe 50 Fuß zu erhöhen. Die Krone Schweden schenkte zu diesem Bau viele tausend Mauersteine vom fürstlichen Schlosse, und mehrere Eichen aus der Netzebander Heide. Die hiesigen Einwohner schenkten 100 Last Kalk; die Stadt gab aus dem Peenemünder Holze 84 Tannen und der Besitzer auf Bugenhagen 40 Eichen; auch schenkte der Kaufmann Bartels 60 Rthlr. Überhaupt liefen noch aus Stralsund, Stettin, Anklam und aus mehreren andern Städten Beiträge ein; ja sogar schickte man noch i. J. 1735 aus Darmstadt eine Kollekte von 218 Gulden.

Im Jahre 1727 den 14. Februar ward der Anfang mit dem Bau der Kuppel gemacht. Es ward dazu der Kron-Zimmermeister Christian Grimm aus Stralsund verschrieben, der sechs Gesellen von daher mit brachte. Fast alles zu diesem Bau erforderliche Holz ward, sowohl aus königlichen als auch aus städtischen Holzungen, geschenkt; auch wurden 40 Schpfd Eisen von den Einwohnern dieser Stadt geliefert. Im folgenden Jahre wurden die Glocken aufgebracht, und zwar drei Glocken oben ins Trallwerk zum Klingen und zur Angabe der Zeit, drei große Glocken unten zum Geläute, und zwei unten in der Kirche zum Schlagen der Kirchenuhr. Am 3. Julius desselben Jahres 1728 ward die vergoldete Krone nebst dem Wetterhahne durch den Stadt- Zimmermeister Niclas Runge dem neuen vollendeten Turme glücklich aufgesetzt, und unter Begleitung von Instrumental-Musik der Gesang „Nun danket alle Gott“ feierlich angestimmt.

Beschreibung der St. Petri Kirche.

Als man im Jahre 1718 den Bau der Kirche und das auf zwölf Pfeilern ruhende Gewölbe vollendet hatte, so war man auf die innere Einrichtung und Verschönerung dieser Kirche bedacht. Es ward eine Orgel vom Orgelbauer Richter erbaut, welche im Jahre 1733 am 14. p. Trin. eingeweiht wurde. Doch bedurfte sie später einer Radikal-Verbesserung, welche auch, durch viele milde Gaben begünstigt, vom Orgelbauer Beyer aus Sachsen ausgeführt ward. Dies fast neue Werk wurde im Jahre 1799 am 8. p. Trin. feierlich eingeweiht, und der Präpositus Kriebel hielt über „die Gewalt der Musik“ eine kräftige Predigt. – Der Orgel gegenüber steht der schöne vom hiesigen Tischlermeister Christopher Haak im Jahre 1738 erbaute Altar, dessen Tisch von frommen Christinnen nach und nach mit Decken, Leuchtern und silbernen Gefäßen geschmückt und beschenkt ist, und dessen Umhang für die Gabe eines unbekannten Wohltäters 1817 gemalt ward. – Unter der Orgel befindet sich das Kaufmanns-Chor, welches die Kaufmanns-Compagnie 1720 erbauen, und 1738 erweitern ließ. – Der Kanzel gegenüber zeichnet sich das schöne im Jahre 1722 erbaute von Wakenitzische, jetzt Homeyersche Chor aus. – Zu beiden Seiten des Altars befindet sich das ehemalige von Lepelsche Chor und das Schul-Chor, welches 1753 erbaut wurde. – Außer diesen Chören hat die Kirche noch mehrere z. B. das kleine Schiffer-Chor, welches 1729 erbaut und 1742 vergrößert wurde. – Das große Schiffer-Chor ließen die Schiffer 1730 auf ihre Kosten bauen, und die Bauleute 1723 das Bauwyker-Chor. – Unten in der Kirche zeichnen sich der Ratsstuhl und einige andere Kirchenfühle durch Geräumigkeit und Bequemlichkeit aus. Überhaupt spricht das Innere der Kirche. Jeden an, und zieht besonders den Blick der Fremden auf sich.

Zuletzt muss ich noch einer Zierde erwähnen, die man beim Beschauen der Kirche nicht übersehen muss. Dies ist ein Denkmal, welches sich im Brande unversehrt erhalten hat. Es ist nämlich das messingene Epitaphium an einem Pfeiler nahe bei dem fürstlichen Begräbnisse, welches dem Herzoge Philipp I. von seinen fünf Söhnen zum Andenken in dieser Kirche errichtet ward. – Man sehe über dieses von Stigelius verfasste Epitaphium: Epitome Annalium Pomeraniae conscripta per Valentinum ab Eickstet, pag. 158:

„Et tua te lugens Pomerania noesta requirit,
virtutis studio tuta, Philippe, tuo etc. etc.

Der Turm der St. Petri Kirche.

Dieser hat in neuern Zeiten wieder eine namhafte Summe gekostet, und es ward edlen Herzen Gelegenheit gegeben, zur Verschönerung dieses Teils unseres Gotteshauses durch fromme Gaben beizutragen. Dies ist auch geschehen, und die musterhafte Betriebsamkeit der derzeitigen Kirchen - Provisoren, in der Erhaltung und dem Schmucke unserer Kirche, ist wiederum mit gutem Erfolge gelohnt worden.

Die bedeutendsten Bauten und Verbesserungen neuerer Zeit an diesem Turme sind folgende:

An der Westseite erhielt er einen Gewitter-Ableiter und ein neues Zifferblatt; eben so auch an der Südseite i. J. 1791 einen Sonnenzeiger. – Im Jahre 1802 ward ihm eine schöne Zierde, das Zeichen der ehemaligen Residenz, seine Krone, abgenommen, welche seine Spitze 74 Jahre geschmückt hatte. Aber sie hatte ein zu schweres Gewicht von 280 Pf., dem die Helmstange endlich erliegen musste; diese wich nach und nach von der vertikalen Linie ab. Der hiesige Totengräber, Jochen Christian Steffen, der zugleich Zimmermeister und Turmdecker ist, nahm die Krone ab, und setzte statt derselben einen Knopf auf, über welchem sich nach der Laune des Windes ein 5 Ellen langer und 80 Pf. schwerer Wetterhahn in einer Höhe von 256 Pomm. Fuß herumdreht. Die Turmspitze hat also eine ziemliche Höhe; doch hält sie 91 Fuß weniger, wie der Nicolaiturm in Greifswald und dieser bleibt wieder um 21 Fuß gegen den Marienturm in Stralsund zurück, welcher eine Höhe von 368 Pomm. Fuß hat. –

Diese Veränderung mit der Turmspitze, wozu auch noch eine neue Helmfange erforderlich war, ferner die notwendige Verankerung des Gemäuers dieses Turms durch 4 große eiserne Anker war freilich ziemlich kostbar; doch wurden die Mittel herbeigeschafft. Schwieriger aber und kostbarer war das Unternehmen, die beiden Kuppeln des Turms mit Kupfer zu decken, weil die 1733 aufgelegten Schindeln morsch geworden waren und Schaden drohten. Diese Kupferdeckung ward in den Sommern von 1815, 1818 und 1819 glücklich ausgeführt und die Kosten, welche sich im Ganzen auf 2.849 Rthlr. 35 ßl. Pomm. Cour. beliefen, herbeigeschafft. Aber ohne die musterhafte Betriebsamkeit der damaligen Provisoren, des Ratsherrn Hagen und des Kaufmanns D. Bartels, und ohne wohltätige Hilfe hätte dieser Bau nicht ausgeführt werden können.

Die gute Stadt schenkte 15 Tannen, welche zu Brettern geschnitten zur Unterlage des Kupfers angewandt wurden. Außerdem schenkten zu diesem Turmbau der Kommerzienrat und Ritter Homeyer 100 Rthlr; ein Unbekannter 6 Friedrichsd’or; der Assessor Doktor Heller 1 Dukaten; die Witwe des Schmidts Möller 25 Rthlr.; und der Dr. Knuth aus Manila 22 Rthlr. 44 ßl. Überdies waren mehrere Männer erbötig, der Kirche Kapitalien ohne Zinsen vorzustrecken, und es wurden also auf diese Art angeliehen:

vom Kommerzienrat und Ritter Homeyer 500 Rthlr.
vom Kaufmann Friedrich Neumann 100 Rthlr.
vom Kaufmann C. Gottfried Funk 100 Rthlr.
vom Apotheker Dammering 100 Rthlr.
vom Bürgermeister Dr. Wehrtmann 50 Rthlr.
vom Ratsverwandten Hagen 50 Rthlr.
vom Ratsverwandten Friedrich Bartels 50 Rthlr.
vom Kaufmann Schmidt 50 Rthlr.
vom Kaufmann David Bartels 50 Rthlr.
Summe: 1050 Rthlr.

Diese Gelder wurden nach Verlauf mehrerer Jahre dankbar wieder abgetragen, und der verehrte Dammering schenkte von seinem Vorschuss 70 Rthlr. an die Kirche.

Endlich erhielt der Turm noch eine Zierde, indem am 26. April 1820 das eiserne Trallwerk mit den eisernen vergoldeten Sternen, von dem Altermann der Schmiede Daniel Möller verfertigt, angebracht wurde. Dieser Mann sowohl als auch seine Mutter, die Witwe Möller, ferner die Witwe des Altermanns der Tischler C. Haak und der Stadtwäger Westphal machten gemeinschaftlich aus frommem Sinne mit diesem eisernen Trallwerke der Kirche ein Geschenk. –

Man sieht also, sowohl aus dieser, als auch aus den übrigen milden Gaben, dass die Einwohner Wolgasts von jeher immer einen Gemeingeist und frommen Sinn äußerten, die Zierden der Kirche zu erhalten und zu vermehren. Möchte die Nachwelt auch das Bestreben hegen, ähnliche Ehrendenkmäler des Gemeinwesens zu stiften!

Das fürstliche Begräbnis in der St. Petri Kirche.

Dieses Begräbnis befindet sich unter dem Chore vor dem Altare, und den Eingang zu demselben verschließt ein großer Leichenstein. Wenn dieser gehoben ist, so steigt man mehrere Stufen hinab und gelangt durch einen Bogengang in die Gruft. In dieser ruhen in schönen zinnernen Särgen, die mit Denksprüchen versehen und mit Kreuzen verziert sind, in folgender Ordnung:

1) Philipp I. Herzog zu Wolgast. Er starb 1560.

2) Dessen Tochter, Prinzessin Amalia, welche 1580 starb. Ihr Sarg steht allein, links beim Eingange zu dem Haupte ihres Vaters, und hat unter dem zinnernen Deckel ein Glasfenster.

3) Maria, die nachgelassene Witwe Philipps I. Sie starb 1583, und ihr Sarg steht rechts neben dem ihres Gemahls.

4) Ernst Ludwig, Herzog zu Wolgast. Er starb 1592, und ein Sarg steht neben dem der Herzogin Maria.

5) Neben ihm steht eine Gemahlin Sophia Hedwig, die Mutter des Herzogs Philipp Julius. Sie starb 1631 den 30. Januar zu Loitz, und ward hier im folgenden Jahre am 21. Oktober beigesetzt. Ihr Sarg hat ein viereckiges, zinnernes Schiebfenster.

6) Dieser zur Seite steht ihre Tochter Hedwig Maria, die Verlobte von Johann Adolph I., Herzoge von Holstein-Sonderburg. Sie starb 1606 am 16. April zu Loitz, und ward hier am 28ten beigesetzt. Auf dem Sargdeckel ist ein Kreuz.

7) Diese Reihe von Särgen beschließt der Sarg, der die Asche des letzten zu Wolgast residierenden Herzogs enthält. Philipp Julius nämlich starb hier auf seinem Schlosse 1625 den 6. Febr., und ward unter vielen Tränen den 6. Mai in diese Gruft getragen. – Auf seinem Sargdeckel ist ein Kreuz. Auf dem Sarge Philipps I. stehen noch zwei kleine Särge, worin beigesetzt sind:

8) Prinz Friedrich Casimir, und
9) Prinzessin Catharina Eleonora. Beide sind Kinder des Markgrafen von Baden-Durlach Friedrich VI, welcher Schwedischer General war. Sie starben beide zu Ludwigsburg, ihrem Geburtsorte. Der Prinz ward nur ein Jahr alt und starb 1644. Ein gleiches Alter erreichte auch nur die Prinzessin, und starb 1647.

Über der Erde ist hier in Wolgast fast jede Spur fürstlicher Größe verschwunden. Die einzigen Denkmäler derselben sind diese Behausungen unter der Erde, die aber auch jetzt weiter nichts, als ihren Staub umschließen. Wo die Gebeine der übrigen fürstlichen Personen, von welchen Kantzow in seiner Pommerania erwähnt, dass sie zu Wolgast gestorben, und in der Pfarrkirche im Ort beigesetzt wären, ruhen mögen, das ist schon lange ein Geheimnis. Er sagt unter andern:
Herzog Wartislaff 8, starb am Abend Bartholomäi i. J. 1415 zu Wolgast, und ward daselbst in der Pfarrkirche begraben. Eben so spricht er von Wartislaff 9, der hier im Osterfeste 1457 starb, und von dessen Gemahlin Sophie, welche 1460 zu Wolgast starb, dass Beide hier begraben wären. Eben dies behauptet er von Margaretha, der geschiedenen Gemahlin von Bogislav 10. Diese wäre 1489 zu Wolgast aus Gram gestorben und hierselbst begraben. Von diesen und mehreren fürstlichen Leichen hat man auch nicht die geringste Spur. Es wäre denn, dass man wenigstens eine finden wollte in einem Menschen-Skelette, welches man in den Grabgewölben der Kirche gefunden hat, und welches Zeichen der Einbalsamierung trägt. Es ist dadurch merkwürdig, dass es, indem Haut und Knochen gänzlich eingetrocknet sind, aufrecht hingestellt werden kann. Dieses 3 Pf. schwere Gerippe wird fälschlich mit dem Namen „Mumie“ belegt, und steht schon seit 1813 auf der Kirchen-Bibliothek.

Die Kirchen-Bibliothek.

Diese befindet sich in einem gewölbten Zimmer an der Südseite der St. Petri-Kirche. Dies Seitengewölbe tat dem Brande Widerstand, und so ward diese Kirchen-Bibliothek gerettet, und es wurden in derselben von 1713 bis 1718 Wochenpredigten und Kinderlehren gehalten.

Diese Bibliothek ist größtenteils aus den Bibliotheken der Eldenaer- und Jasenitzer Abtei gebildet. Sie enthält 938 Bände, aber sehr viele Bände schließen mehrere Werke ein. Man findet in ihnen viele Inkunabeln und für die Geschichte der Typographie wichtige Abhandlungen. Nach dem darüber angefertigten Katalog hat diese Bibliothek 122 Bücher ohne Jahreszahl, von denen mehrere in das Saecul. typograph. fallen; von Schriften, welche zwischen 1475 und 1501 erschienen sind, hat sie 153. Zwischen 150 und 1510 sind 67 vorhanden, und in die Zeit von 1510 bis 1520 fallen 129. Luthers sämtliche Werke befinden sich auch in dieser Bibliothek, und überhaupt hat sie manches seltene Werk. – Auch die Querelen Ulrichs von Hutten, dieses ritterlichen Deutschen Helden, der für Luther zu kämpfen bereit war, befinden sich unter diesen Werken. Dieser talentvolle Schriftsteller, der, wie ein zweiter Juvenal, die Geißel satyrischer Laune führte, ist bekannt, und daher interessiert es, dass sich von seinen Querelen ein Exemplar in dieser Bibliothek befindet, welches Hutten selbst eigenhändig verbessert, und worin er zwei ganze Verse an den Rand geschrieben hat. – Hiermit schließe ich die Beschreibung der St. Petri Kirche. Sie ist zwar arm, aber dennoch steht sie schön geschmückt und unverfallen da. Möge dieses Heiligtum kein Krieg verwüsten, kein Blitz zerstören, keine Flamme verzehren! Möge dieser Tempel Gottes auch immer ehrwürdig und heilig bleiben, und immer fleißig von frommen Christenschaaren besucht werden!

Die Kirchenhäuser.

Die Häuser, welche der St. Petri Kirche gehören und von derselben repariert und in bewohnbarem Zustande erhalten werden müssen, sind folgende:

1) Die Wohnung des Superintendenten. Auch sie ward im Brande zerstört, und konnte nur erst in den Jahren 1719 und 1720 wieder aufgebaut werden. Da ward sie massiv aufgeführt, im Jahre 1738 mit einer Mauer umgeben, und bedurfte 1820 einer radikale Reparatur.

2) Die Wohnung des Archidiakon, welche ebenfalls in jenem Schreckensjahre 1713 abgebrannt war, wurde erst 1727 mit ihren Hinter- und Nebengebäuden ganz fertig. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts ward sie sehr verändert, und gewann später noch ein etwas freundlicheres Ansehen. Diese Prediger-Häuser waren vor dem Brande mit mehreren der Kirche gehörigen Mobilien, als Schränken, Tischen, Bänken, Repositorien u. dgl. versehen; auch befand sich in der Wohnung eines jeden Predigers eine eigene Badestube.

3) Die Wohnung des Rektors konnte erst 1734, und also 10 Jahre nach der Kollekten-Reise des Rektors Bötticher, welcher für den Wiederaufbau der Kirchenhäuser gesammelt hatte, erbaut werden.

4) Die Wohnung des Konrektors. Diese wird seit 1792 von dem Konrektor der Schule nur in dem Falle bewohnt, wenn keine Superintendenten-Witwe hier selbst existiert.

5–8) Die Wohnungen der Witwe des Archidiaconi, des Organisten, des Küsters und des Totengräbers.

9) Das Armenhaus. Dieses steht auf derselben Stelle, worauf das abgebrannte stand, zu dessen Bau der Herzog Ernst Ludwig in seinem Testamente 1592 die Mittel angewiesen hatte. Lange blieb die Stelle nach dem Brande unbebaut, welches auch wohl durch einen Streit, welchen der Rat mit dem Präpositus Massow i. J. 1741 wegen des Baues dieses Hauses, hatte, veranlasst wurde. Endlich kam ungefähr 10 Jahre nachher der Bau zu Stande, und es ward ein massives Gebäude aufgeführt. Dieses Armenhaus ist gegenwärtig noch in gutem Stande, hat 2 Stockwerke, 2 Haustüren, 12 Stuben, 12 Kammern, 6 Küchen und Boden und Keller.

Jede Stube dieses Armenhauses soll von einer Person ledigen Standes bewohnt werden, welche zum Eintritt 25 Rthlr. bezahlt. Diese fallen an den Armen-Kasten, aus welchem das Gebäude auch unterhalten wird. Die Bewohnerinnen desselben sind frei von allen städtischen Abgaben, und genossen früher einen Teil der Thielschen Stiftung und des von Wakenitzischen Zinsen-Legats. Doch ist Beides seit 1819 zum Fonds der Armen-Kasse geschlagen, aber jenen die Teilnahme am Armengelde nicht entzogen worden.

Die der Stadt gehörigen Gebäude und Häuser.

Von diesen liegen innerhalb der Ringmauern:

1) Das Rathaus, wovon ich schon eine Beschreibung gemacht habe.

2) Das Schulhaus. Ein gewisser Kommissarius Kempen ließ i. J. 1698 auf eigene Kosten ein Schulhaus bauen, welches aber beim allgemeinen Brande 1713 von den Flammen verzehrt wurde. Im Jahre 1724 fing man an, ein neues Schulhaus nach derselben Einrichtung zu erbauen, welches 1727 eingeweiht wurde. Es waren darin 3 Schulstuben und eine Wohnung für den Baccalaureus und eine für den Kantor. Doch seit der 1792 veränderten Schulverfassung wohnte nur allein der letztere in diesem Hause. Nach und nach ward dies alte Schulgebäude baufällig, man hielt es keiner Reparatur wert, riss es im April 1823 gänzlich nieder, und fing an, ein massives Schulhaus aufzuführen, welches auch schon den folgenden 20ten Juni errichtet dastand. Die Erbauer desselben waren der Stadt- Maurermeister Jacob Hoffmann, der Maurermeister Carl Thomas Hoffmann und der Stadt-Zimmermeister J. Fr. Lüthke. Dieser letztere gab dem neu errichteten Hause durch ausgebrachte Toasts, mit Trompetenschall begleitet, und durch einen aufgerichteten Kranz die erste Weihe. – Im Jahre 1828 ward es gänzlich zu einem Schulgebäude eingerichtet und oben die große Elementar-Klasse angelegt.

3) Das Packhaus, welches wahrscheinlich vor der Reformation ein Mönchskloster gewesen ist, von welchem sich im Brande einige Reste erhalten haben. Es ist mit einem Gewölbe versehen, worin diejenigen Waren, welche weiter transportiert werden sollen, unter Königl. Schloss gelegt werden. Neben diesem Packshaus, welches Fronte gegen die Steinstraße macht, ist in der Schwienke die Wohnung des Rechenmeisters, worin sich eine große Schulstube befindet.

4) Das Stadthaus nebst dem Stadthofe in der Badstubenstraße. Es ward 1725 erbauet, und dient so wohl zur Wohnung eines Ratsdieners, als auch zum Magazin von allerlei Gerätschaften, Baumaterialien usw. Auch stehen hier die 4 städtischen Feuerspritzen.

5) Der Materialhof oder eigentlich der Stadtholzhof an der Peene neben dem Gerbehof. Auf diesem werden allerlei Baumaterialien und Brennholz aufbewahrt. Im Jahre 1805 ward auf diesem Hof ein massives Gebäude aufgeführt.

6) Die Hauptwache an dem Basteientor. Sie ward 1802 massiv erbauet, und eben so auf der andern Seite desselben Tores

7) die Wohnung der Polizeidiener i. J. 1804. Oben im Hause ist ein Polizei-Gefängnis eingerichtet, und unten hat seit 1825 das Eichungsamt eine Niederlage von Maßen, Gewichten u. dgl.

8–9) Die Wohnungen des Gerichtsknechtes und des Armenvoigts am Bauwykertor. In der Wohnung des letzteren sind zwei Polizei-Gefängnisse.

10) Die Wohnung eines Ratsdieners an der Peene am Ende der kleinen Brückenstraße.

11–13) Die drei Torbuden, oder die Wohnungen der Tor-Kontrolleure. Die Getreide-Waage gehört der Krone.

14–16) Die drei Stadttore.

17) Die Stadtmauer. Diese Mauer war wegen ihrer Höhe sich selbst zur Last, bekam hier und da Borsten und drohte umzustürzen. Daher ward sie im Jahr 1815 bis zu einer Höhe von 14 Fuß abgetragen, und die Stadt hatte nach Abzug der Brechkosten durch den Verkauf der Steine einen bedeutenden Gewinn. Außerdem hatte das Abbrechen dieser Stadtmauer für die Bewohner auf der Südseite der Kirche, wo die Häuser der Schullehrer stehen, das Angenehme, dass die erniedrigte Mauer ihnen nun einen freien Überblick gestattete, welchen bis dahin, so lange die Stadt steht, die hohe Mauer versperrt hatte. Sie konnten sich nun an den jenseits derselben nahe und ferne liegenden Gegenständen weiden, sich an dem Grün der vorstädtischen Gärten erfreuen, oder auch vermittelt eines guten achromatischen Dollond's das Getriebe auf der Peene, die Kornfelder Usedoms, den Bauerberg, die Fahrzeuge im Achterwasser, die Stadt Lassan etc. betrachten. Es wäre denn, dass sie, als die Mauer noch in ihrer ganzen Höhe stand, eben so wie ein berühmter Schullehrer hierselbst, ihren moosbewachsenen Zinnen, ihren festen Strebepfeilern und ihrer ausgebrochenen Verzahnung, worin Lolch und Kletten wucherten, und Iltis und Marder wohnten, Geschmack abgewonnen hätten. – –

Außer diesen angeführten Häusern besitzt die Stadt nun noch einige, welche außerhalb der Ringmauern liegen, als:

18) Die Wohnung des Hafenmeisters am Bollwerke.

19) Das Kochhaus auf dem Bollwerke. Dieses ward 1788 erbaut, und seitdem darf weder auf großen, noch auf kleinen am Bollwerk liegenden Schiffen, auch nicht auf Oderkähnen, Feuer gemacht werden.

20) Das Wachhaus auf dem Schlosswalle, worin vor dem Französischen Kriege ein Kanonier wohnte, und die ankommenden Kauffahrtei-Schiffe mit Kanos nenschüffen falutierte. Ehemals fand bei der Fährbrücke auch noch ein Wachhaus, welches aber 1826 abgebrochen wurde,

21 – 22) Die Hirtenhäuser in der Bauwyk. Ferner gehören der Stadt noch:

23) Das Stadtförster-Haus mit Nebengebäuden zu Peenemünde.

24) Der Förster-Witwen-Katen zu Peenemünde.

25) Die Wohnung des Scheidewärters in der Stadtheide.

26) Die zur Holländerei auf der Gaaz gehörigen Gebäude.

Zum Schlufsse der Topographie der Stadt füge ich noch hinzu, dass in derselben gegenwärtig noch einige Häuser stehen, welche von dem allgemeinen Brande, wenn zwar nicht gänzlich, doch teilweise verschont blieben. Dazu gehören das Haus Nummer 228 in der Burgstraße, welches überhaupt durch einen hervorspringenden Erker und durch eine stark gewölbten Wohnzimmer von einem hohen Alter zeugt. Ferner ward, wenn gleich schon von der Flamme ergriffen, dennoch gerettet das große massive Gebäude nahe bei der St. Petri-Kirche, welches unter dem Namen des von Lepelschen Hauses bekannt ist. Es steht nicht unter städtischer Jurisdiktion und ist frei von Abgaben. Endlich wurden aus dem Brande noch teilweise gerettet das Haus Nr. 233 in der Langenstraße, welches zur Zeit des Brandes gerichtet im Fachwerke stand; Nr. 209 in der Schusterstraße; Nr. 180 in der Neuenstraße; Nr. 57 in der Schmiedestraße; und zuletzt noch ein in der Bauwyk gelegenes mit Stroh gedecktes Haus, welches, in Rauch gehüllt, den Augen der sengenden Feinde entgangen war,

Diese eben genannten Gebäude und Trümmer waren nach dem Russischen Brande die traurigen Überreste einer ganzen blühenden Stadt. Aber was vermögen nicht Zeit, Betriebsamkeit und glückliche Lage! Lange ist Wolgast durch Gottes Gnade wieder aus seinem Grabe entstanden und steht als eine freundliche Stadt wieder da, die, wenn sie gleich nicht viele schöne Häuser zählt, doch einige in ihrer Mitte hat, welche wegen ihres schönen und bequemen Baues mit den besten Häusern größerer Städte wetteifern, z. B., in der Burgstraße: Nr. 225 und 226; in der Langenstraße: Nr. 234; in der Steinstraße: Nr. 37; in der kleinen Brückenstraße: Nr. 155, u. m. a.

Wolgast, Hafen mit Zugbrücke

Wolgast, Hafen mit Zugbrücke

Wolgast, Marktplatz mit Rathaus

Wolgast, Marktplatz mit Rathaus

Wolgast, Pferdemarkt mit Postamt

Wolgast, Pferdemarkt mit Postamt

Wolgast, St. Petri

Wolgast, St. Petri

Wolgast, St. Petri Innenansicht

Wolgast, St. Petri Innenansicht

Wolgast, Stadtmuseum

Wolgast, Stadtmuseum

Wolgast, Stadtmuseum, Innenansicht

Wolgast, Stadtmuseum, Innenansicht

Wolgast, Peene

Wolgast, Peene

Wolgast, Rathaus

Wolgast, Rathaus