Seebad Putbus auf Rügen 1855

Aus: Balneologische Zeitung. Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Hydrologie. Band 3
Autor: Rasch, Gustav (1825-1878) deutscher Journalist und Reiseschriftsteller, Erscheinungsjahr: 1855
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Rügen, Ostseebad Putbus, Seebad, Badeleben, Badekarren, Badegesellschaft, Kurbad
Das Badehaus ist ein schönes, rings von Säulen umgebenes Gebäude von 85 Schritt Länge, in welchem sich Badezimmer zu warmen und künstlichen Bädern nebst mehreren hübschen Salons befinden. Es wurde im Jahre 1818, zwei Jahre nach der Gründung des Seebades, erbaut. Das Badehaus ist von parkähnlichen Anlagen, welche sich längs der Bucht des Meeres hinziehen, und von deren Ruheplätzen man überall die Aussicht auf das Meer, auf die Insel Vilm, auf den Landungsplatz der Dampfschiffe und auf die gegenüberliegende Küste von Rügen hat, umgeben; nach englischer Art eingerichtete Badekarren sind längs des Strandes in einiger Entfernung von einander aufgerichtet. Den Weg am Strande verfolgend gelangt man zuerst zum Badeplatz für die Damen, und darüber hinaus an einer Spitze der Bucht zu dem Badeplatz der Herren, der weiter ins Meer hinausgelegt ist. Die Preise für die Bäder, sowohl für die blossen Seebäder, wie für die warmen und Mineralbäder sind durch Taxen, die man im Badehause ersehen kann, bestimmt. Sie sind gering, ich glaube, ich zahlte für ein Seebad 5 Sgr.

In den ersten Jahren nach der Gründung des Seebades wurde dasselbe viel von Fremden frequentiert; in den letzten Jahren hat der Fremdenbesuch sehr abgenommen, so dass die fürstlich Putbus'sche Badedirektion jährlich einen bedeutenden Zuschuss zur Unterhaltung des Bades hergeben muss. Der Grund hiervon ist nicht in der Unbequemlichkeit zu suchen, welche das Friedrichwilhelmsbad dadurch für den Badenden hat, dass es eine halbe Stunde von Putbus entfernt liegt, oder in den hohen Preisen, die den Fremden während seines Aufenthaltes in Putbus erwarten, sondern wohl teils darin, dass in der neueren Zeit eine Menge Bäder in der Nähe an den Küsten der Ostsee entstanden sind, z. B. in Dievenow, Swinemünde, Stolpmünde, in denen sich die Fremden verteilen, teils darin, dass der Wellenschlag des Meeres in allen diesen Bädern ein stärkerer ist als in Putbus, welches durch die Bucht, in der es liegt, und durch die engumschließenden Küsten des Rügener Boddens zu sehr geschützt ist. Es sind deshalb auch bereits andere Badeorte auf Rügen in Aufnahme gekommen, welche durch ihre freie und ungeschützte Lage an hervortretenden Punkten der Jasmunder Küste einen stärkeren Wellenschlag haben, und deren Besuch weit stärker ist z. B. Saßnitz. Man findet dort freilich nicht den Komfort des Friedrichwilhelmsbades, keinen Kursaal mit guten Diners und Konzerten, keine Bröckelmann'sche Theatergesellschaft und keine wohlgepflegten Parks; aber man findet kräftig anschlagende, hochgehende Wellen und frische, starke Seewinde.

Ostseebad Binz auf Rügen

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Ostseefischer

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Kreidefelsen auf der Insel Rügen

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Insel Rügen - Königsstuhl

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Ausfahrt der Ostseefischer

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Die ersten Schwimmversuche

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