Schlangensagen aus Ahrensberg bei Wesenberg

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 4
Autor: Von Friedr. Latendorf aus Neu-Strelitz, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Ahrensberg, Wesenberg, Schlangenkönig
In Ahrensberg lebte einst ein Tagelöhner mit seiner Frau, die hatten ein Kind, ein kleines Mädchen, das immer bleich und elend aussah, dabei fast nichts als Milch und Brot essen wollte; und sobald sie das Erbetene erhalten hatte, ging die Kleine gleich damit vor die Schwelle des Hauses.

Die Eltern beobachten sie eines Tages, und sahen mit Entsetzen, wie eine Schlange mit aus dem Napfe des Kindes frisst, das Kind aber unzufrieden, dass die Schlange bloß Milch lecke, sie ohne Furcht mit dem Löffel auf den Kopf schlägt und dazu die Worte spricht: „Köt, fät ok Bocken!"*)

Da springt denn der Vater hinzu und tötet die Schlange; das Kind aber siecht seitdem langsam dahin.

*) „Kröte, friss auch Brocken mit!" Der dem Kinde schwer fallende Buchstabe „r" ist fortgelassen. Ohne Nachahmung der Kindersprache hieße es in der dortigen niederdeutschen Mundart: „Kröt, frat ok Brocken."

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Einst hüteten Bauernkinder Gänse, und da sie viel von dem Schlangenkönig gehört haben und seine Vorliebe für weißes glänzendes Zeug, waschen sie ihre Schürzen im See und breiten sie dann nebeneinander in der Sonne aus, damit der Schlangenkönig darauf seine Krone ablege.

Ein armes Mädchen aber, das nur eine grobe hedene Schürze trug, wollen sie in ihrer Reihe nicht dulden, und zwingen sie ihre Schürze für sich allein „butenan" zu legen.

Der Schlangenkönig aber geht über all die feinen Schürzen hinweg, und schenkt gerade diesem armen Mädchen seine Krone.