Sankt Qtto in Julin, und Bogdal.

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Cammin, Wollin
Von Cammin zog Sankt Otto zu Wasser nach Julin. Allda kam er des Abends an. Weil es aber bekannt war, dass die Juliner keinen Christen in ihrer Stadt duldeten, und weil der Bischof bedachte, wie es dem Bischof Bernhard daselbst ergangen war, so fürchtete er sich, offen in die Stadt einzuziehen, und er begab sich daher auf Anraten der Räte des Herzogs Wartislav bei Nacht in das Schloss, welches der Herzog allda hatte, und welches eine sichere Freistatt war für Alle, die bedrängt und verfolgt wurden. Des anderen Morgens aber erfuhren das die Bürger, und sie liefen vor das Schloss, rufend, dass den Verkehrern des Glaubens und der guten Sitten ihres Vaterlandes nirgends Friede und Sicherheit sein sollte. Sie brachen auch die Tore des Schlosses auf, drangen mit Unsinnigkeit in die Gemacher und jagten Sankt Otten mit seinen Begleitern aus der Stadt. Dabei liefen viele des gemeinen Pöbels zu und warfen nach den Fremden mit Steinen und Kot.

Darunter war Einer, ein Wende, der schlug den heiligen Bischof mit einer großen Runge, dass er niederfiel und von seinen Dienern wieder aufgehoben werden musste.

Die Vornehmsten der Stadt schickten aber darauf zu dem Bischof, und baten ihn um Verzeihung wegen des Vorgefallenen, und sprachen zu ihm, dass sie zwar nicht abgeneigt waren, sich taufen zu lassen, dass sie aber erst sehen wollten, was die Bürger zu Stettin machten, welche das Haupt der Pommerschen Städte sei, und daher billig vorgehen müsse; würden sich diese taufen lassen, so wollten sie in Julin es auch. Der Bischof zog deshalb zuerst nach Stettin, und nachdem die Stettiner sich hatten taufen lassen, kehrte er nach Julin zurück, wo die Bürger, arm und reich, nun mit Freuden herzu liefen, um die heilige Taufe von ihm zu empfangen.

Unter denselben war jener Wende, der ihn mit der Runge geschlagen hatte. Den gereute diese seine Tat jetzt sehr, und als er zur Taufe kam, sagte er auf sein Wendisch zu dem Bischofe: Bog dal, ize cien nie zabil, das heißt: Gott gab, dass ich dich nicht erschlug. Darauf gab ihm Sankt Otto den Namen von den ersten Worten, die er geredet, also dass er Bogdal geheißen wurde. Dieser Name besteht noch jetzt in Pommern und besonders auf der Insel Wollin, und hat daher seinen Ursprung.

Kantzow, Pomerania, I. S. 99 100. 100.
Micrälius, Altes Pommerland, I. S, 149. II. S. 432.
Cramer, Pomm, Kirchen-Chronik, I. S 41.
Kanngießer, Gesch. v. Pommern, S. 606-620.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller