Sage über die Enstehung des wilden Jägers, aus der Umgegend von Wismar

Aus: Mecklenburgs Volkssagen. Band 4
Autor: Von L. Kreutzer zu Parchim, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Wismar, Dömitz, Jäger, Jagdleidenschaft, Teufelspakt,
Vor Jahren lebte in der Nähe von Wismar ein Edelmann, der hatte die Jagd lieber, als Alles in der Welt. Die Jagd ging ihm über Weib und Kind, über Leib und Leben, über Seele und Seligkeit. Vom frühesten Morgen bis in die sinkende Nacht hinein trieb er sich in Wald und Feld herum, und seinetwegen war's unnötig, dass die Kalendermacher die Festtage mit roter Schrift im Kalender auszeichneten, wie's dazumal noch Mode war. Die Schonzeit, die doch sonst der leidenschaftlichste Jäger respektiert, kümmerte ihn nicht, und es war ihm einerlei, ob er vor oder nach Jacobi auf die Jagd zog.

„Ein Baum nach dem andern gefällt, zerstört den Wald!" und nach Jahr und Tag ging's meinem lieben Edelmann, wie Franz Hagen aus Dömitz. Der hatte, um kurz zu erzählen, eine Ladung Wein unter Deck und ein Anker in der Kajüte. Das Anker war ein Geschenk des Hamburger Kaufmanns an einen Dömitzer Freund. Es sei ein rarer Trank drin, hatte der Hamburger gesagt, darum hütete es Franz Hagen auch selbst. Aber Franz hatte den Bock zum Gärtner gesetzt. Er bohrt das Fässlein unter dem dritten Bande an, trinkt und denkt: „Ein Gläschen weniger macht's Anker nicht leer." So denkt er aber alle Tage zweimal, Morgens und Abends nämlich, und dieweil ein konträrer Wind ihn sechs Wochen aufhält, kommt Franz mit dem leeren Anker in Dömitz an. —

Nach Jahren waren die Felder und Wälder des Edelmannes rattenkahl vom Wilde; Hasen weg, Rehe weg, Hirsche weg — Alles weg! Und zog er im Jahr 365 mal auf die Jagd, so kam er akkurat 365 mal mit leeren Händen zurück.

So ging's eine lange Zeit fort. Jeder Andere hätte seine Flinte auf immer in die Ecke gestellt, oder wenigstens bessere Zeiten abgewartet. Unser Edelmann aber tat Beides nicht, sondern trieb's alle Tage ärger.

Eines Abends spät kehrte er wie immer leer von der Jagd heim, und fluchte unterwegs über sein Missgeschick, dass Dem graute, der's hörte. Da trat ein vornehmer Herr aus dem jungen Tannenschlage und fragte: „Mit Verlaub, Herr, Euch muss der Schuh bannig drücken. Ihr seid ja grausam falsch."

Der Edelmann schnauzte ihn an und sagte, er solle sich packen, erhob die Peitsche und schlug wütend nach ihm.

Die Peitsche aber fuhr schwirrend neben dem Fremden nieder, obgleich der kein Glied gerührt hatte, dem Schlage auszuweichen. Und statt böse zu werden, schaute er den Edelmann ganz freundlich an und sagte: „Seid ein richtiger Kerl, Herr, der sich nicht foppen lässt und seid's wert, dass Euch geholfen wird."

Der Edelmann antwortete wieder patzig, aber er schlug nicht mehr.

So gab ein Wort das andere, und bald wusste der Fremde haarklein das Herzeleid des Jägers. „Wenn's weiter nichts ist”, sagte Ersterer, „soll Euch bald geholfen sein. Was könnt Ihr d'ran wenden, wenn ich Euer Revier wieder mit Wild fülle?"

Der Edelmann glaubte dem Fremden nicht, bot aber ein schweres Stück Geld.

„Ihr seid freigebig, Herr”, sagte der Fremde, „und die Drittel*) müssen Euch lose sitzen, wie dem mausernden Hahn das Gefieder. Aber ich bin nicht so unbillig, als Ihr denkt. Ich bin zufrieden, wenn Ihr mit einem Tröpflein Eures Blutes Euren Namen in dies Buch hier schreibt. Dann könnt Ihr jagen, so lange Ihr wollt. Die Hasen sollen Euch über den Weg laufen, wie im Herbst die Feldmäuse; das Edelwild soll nimmer knapp werden, und Eure Flinte soll nie fehlen."

*) Drittel oder Gulden, eine frühere Geldsorte in Mecklenburg.

Das war Wasser auf die Mühle des Edelmanns. Er ergriff das Buch und trug auf der Stelle seinen Namen hinein. Dann nahm der Fremde es wieder zurück, beschaute den Namen und sagte: „So ist's recht, Herr! Und wenn Ihr's Jagen satt und müde seid, dann sprechen wir uns wieder."

Jetzt ging für den Edelmann eine Zeit an, so köstlich, wie er sich nimmer hatte träumen lassen. Sein Revier krimmelte lebendig voll Wild. Die Rehe standen in Rudeln, als wären's Schafherden, und die Hirsche waren zahlreicher, als früher in den letzten Jahren die Hasen. Der Edelmann gönnte sich nicht Nacht noch Tag Ruhe, und so oft seine Flinte knallte, so oft stürzte ein Stück Wild. Fuderweise wurde die Jagdbeute an's Haus gefahren, es konnte an der herrschaftlichen Tafel nicht zur Hälfte verzehrt werden. Das aber kümmerte den Jäger nicht, und manches edle Tier kam vom Forst auf den Schindanger; denn den Armen gönnte er nimmer ein Stücklein.

So ging's Jahr um Jahr. Der Edelmann wurde alt und grau, aber seine Leidenschaft legte sich nicht. Eines Tages erkrankte er und ließ den Doktor aus Wismar holen. Der kam und traf ihn im Bette, umgeben von seinen Jagdhunden. Er befühlte ihm den Puls und tat Alles, was ein richtiger Doktor tun muss, und der Kranke erzählte ihm „so und so".

Da sagte der Doctor: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich, aber schaden kann's nicht, wenn Ihr Eure Sachen ordnet. Ich will nicht sagen, dass Ihr absolut sterben müsst, aber man kann nicht wissen, was passiert, und sterblich sind wir Alle."

Mittlerweile war, es Abend geworden, und der Diener setzte zwei brennende Lichter auf den Tisch. Da klopfte Jemand an die Tür, und ehe der Kranke „Herein!" rufen konnte, trat ein fremder Herr in einem großen Mantel in die Stube.

Beim Anblicke des Fremden fuhr der Kranke zusammen, und er schüttelte sich, als sei ein wildes Fieber im Anzuge. Jener hielt ihm ein Buch hin und sagte: „Dort steht's rot auf weiß, Ihr seid mein."

„Das ist gegen unsern Kontrakt”, sagte der Edelmann, „der lautet, ich könne jagen, so lange ich wolle, und noch ist's mir kein Spielchen verleidet.”

Unterdes war das eine Licht ausgegangen, und das andere war auch dem Verlöschen nahe. Der Doktor klingelte einmal, zweimal, dreimal; aber es erschien kein Diener. Wollte er mit den andern beiden Herren nicht im Dunkeln sitzen, musste er selbst aus der Küche Licht holen — und es ward ihm schon unheimlich in der Gesellschaft der Beiden. Im Hinausgehen hörte er den Fremden fragen:

„Wie lange wollt Ihr denn noch jagen?"

„Ewig!” sagte der Kranke.

„Guts" schrie der Fremde mit Donnerstimme, „so habt Euren Willen und jagt in alle Ewigkeit hinein!"

Und ehe der Doktor in die Küche kam, donnerte und krachte es in der Stube des alten Herrn, und das Haus erbebte, als solle es zusammenstürzen. Erschrocken eilte er zurück. Auf der Treppe begegnete ihm der Fremde. Und als dieser den Fuß von der obersten Stufe setzte, da kam ein Pferdefuß unter dem Mantel zum Vorschein.

Der Edelmann lag tot im Bette; es war ihm das Genick umgedreht. Tische und Stühle waren umgestürzt, die Fensterlucht ausgerissen, die Hunde fort, aber in der Luft heulte eine ganze Koppel, und dazwischen erscholl der Jagdruf des Edelmannes.

Neunmal tobte es um das Haus, dann brauste es durch die Lüfte und verschwand — von nun an die wilde Jagd, „die bis zum jüngsten Tage währt".

The Meet.

The Meet.

Breaking Cover.

Breaking Cover.

Full Cry.

Full Cry.

Crossing the Line.

Crossing the Line.

The Death.

The Death.

The First Fence.

The First Fence.

Come To Grief.

Come To Grief.

Winning Easily.

Winning Easily.

Stockwell And Blink Bonny.

Stockwell And Blink Bonny.

Going To The Post.

Going To The Post.

Bringing In The Winner.

Bringing In The Winner.