Romanisches Gebäude zu Dobbertin

Zur Baukunde - 2. Zur Baukunde des christlichen Mittelalters. - Kirchliche Bauwerke
Autor: Lisch, Georg Christian Friedrich (1801 Strelitz - 1883 Schwerin) Prähistoriker, mecklenburgischer Altertumsforscher, Archivar, Konservator, Bibliothekar, Redakteur, Heraldiker und Publizist (Freimaurer), Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Kloster, Mönche, Benediktiner, Dobbertin, von Maltzan
Das Kloster Dobbertin war unter den Borwinen, also vor dem Jahre 1227, für Mönche Benediktiner-Ordens gestiftet, ward aber schon in dem nächsten Jahrzehent an Nonnen desselben Ordens überwiesen. Die bisher bekannten alten Gebäude in Dobbertin, die Kirche und der Kreuzgang, sind nicht sehr alt und werden aus verschiedenen Zeiten des 14. Jahrhunderts stammen. Aufmerksam gemacht durch den Herrn Klosterhauptmann Freiherrn von Maltzan zu Dobbertin, habe ich in Dobbertin ein Bauwerk gefunden, welches zu den merkwürdigsten in Mecklenburg gehört. Hinter dem Klosteramtsgebäude, der Wohnung des Klosterhauptmanns, steht am Ende des Wirtschaftshofes, am Aufgange zu dem „Großen Werder", ein kleines, niedriges, massives Häuschen, welches im Äußeren ganz modern ist und aussieht; das Häuschen enthält einige Kammern, deren einen Teil ein Tischler, den andern ein Glaser zu den laufenden Reparaturen jetzt als Werkstätten benutzt. Die Räume für den Tischler zeigen nichts Altertümliches. Die andere Seite mit der Glaserwerkstätte enthält aber im Innern drei kleine Gewölbe, welche einen sehr alten Bau zeigen. Dieser ganze Bau ist nämlich vollständig in einem ausgebildeten, alten romanischen Stil aufgeführt. Alle Gurtbogen, welche tief hinabgehen, und die (ehemaligen Fenster-?) Nischen in den Seitenwänden sind rein romanisch; die romanischen Gewölbekappen stoßen in den Nähten ohne Rippen zusammen: kurz der ganze Bau ist ohne Ausnahme romanisch. Das ganze Häuschen ist aber in neueren Zeiten mit Ziegeln ganz umkleidet, so dass im Äußeren der alte Charakter des Gebäudes völlig verschwunden ist. So viel bis jetzt bekannt ist, ist dieses Gebäude das einzige nicht kirchliche romanische Gebäude in Mecklenburg.

Nach meiner Ansicht ist das Gebäude sehr alt und stammt noch aus der Zeit der Gründung des Mönchsklosters im ersten Vierteil des 13. Jahrhunderts. Es steht beinahe so aus, als wäre es ein Stück von einem alten Kreuzgange. Vielleicht war es aber das alte Pforthaus des alten Klosters, da es an dem alten Aufgang von dem „Großen Werder" (der Vorburg) zu dem Burgwalle, auf welchem jetzt das Kloster liegt, steht (vgl. oben S. 186 über den heidnischen Burgwall von Dobbertin), also dem neueren Nonnenkloster gegenüber, welches vor der Klosteramtswohnung steht. Nach einer noch herrschenden Sage soll aber das „alte Kloster" hinter der Klosteramtswohnung bei dem kleinen romanischen Gebäude gestanden haben.
            G. C. F. Lisch.

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist

Lisch, Georg Christian Friedrich (1801-1883) mecklenburgischer, Archivar, Altertumsforscher, Bibliothekar, Redakteur, Publizist

Dobbertin, Klosterkirche

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Dobbertin, Klosteramtsscheune

Dobbertin, Klosteramtsscheune

Dobbertiner See und Kloster

Dobbertiner See und Kloster