Röbel, den 6. Januar 1825 - Lokalnachrichten

Aus: Freimütiges Abendblatt, Band 8 (1826)
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Röbel, Stadtgeschichte, Sittengeschichte, Sittenbild, Straßenzustand, Wetterbericht,
Begleitet von ungewöhnlichen, so zu sagen rauschenden Vergnügungen, wanderten wir ins neue Jahr hinüber. In den letzten Tagen des alten glänzt als ein Stern erster Größe am Horizont unserer Eremitage ein Ball, der eine ganz ungewöhnliche Eleganz mit sich führte; nur schade, dass die Musik, ungeachtet der kräftigsten Gestikulationen und Körperbewegungen einzelner Gehilfen unseres guten Stadtmusikus, vieles zu wünschen übrig ließ.

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Endlich scheint der Winter anzurücken, und man kann sich der Hoffnung hingeben, dass derselbe die Besserung unserer Wege übernehmen werde, da einzelne, besonders die nach Malchow und Wahren führenden, nicht so sehr auf unserem Stadtgebiete als auf den benachbarten Dörfern unpassierbar geworden sind, welches wohl lediglich von dem späten Bessern derselben herrührt. Möchte doch die Besserung der Wege nur im Frühjahr oder im Sommer vorgenommen werden!

In den letzten Tagen des Dezembers starb hier eine Witwe in dem schönen Alter von 98 Jahren und 20 Tagen; rüstig trat sie in die Neunziger, und hatte nur in den letzten Jahren das Gehör verloren.

Dass unser Tor- und Mühlenschreiber, Hr. Jahn jun., sich in No. 361 d. Bl. wider mehrere, in meinem früheren Bericht der Wahrheit gemäß angeführte Mängel und Missbräuche, namentlich gegen die Torsperre und den Mangel an Wintervergnügungen auflehnt, finde ich zwar in Hinsicht der Torsperre verzeihlich: aber dass er mit der Äußerung:
„An rauschenden Vergnügungen mag es wohl fehlen, aber gibt es nicht tausenderlei andere weniger kostspielige Vergnügungen, um nicht grade einförmig leben zu dürfen?“
sich anmaßt über Dinge abzusprechen, die außer dem Wirkungskreise eines Torschreibers liegen, finde ich unverzeihlich, und glaube es ernstlich rügen zu müssen. Unter dem Worte Vergnügungen wollte ich keineswegs rauschende, noch weniger kostspielige — denn mit den Finanzen steht es bei uns Röbelern eben nicht zum besten — den hiesigen gebildeten Einwohnern zur Annahme empfehlen, sondern nur die soliden Assemblees und Klubs zur Sprache bringen. In Betreff der Torsperre erwidere ich: dass mir die Großherzogl. Verordnung wegen besserer Feier der Sonn- und Festtage zwar nicht genau bekannt ist, aber von Sachkennern versichert wird, dass sich solche nicht wörtlich auf die Sperre für den Fußgänger bezieht, diese also nur durch die Gewissenhaftigkeit früherer Torschreiber eingeführt, und bis auf unsere Zeit verpflanzt worden ist. In den benachbarten oder andern Städten unseres Vaterlandes wird es damit auch gewiss so strenge nicht genommen. —

Röbel, Rathaus

Röbel, Rathaus

Röbel, Marienkirchturm

Röbel, Marienkirchturm

Röbel, Marienkirche

Röbel, Marienkirche

Röbel, Nikolaikirche

Röbel, Nikolaikirche

Röbel, Windmühle

Röbel, Windmühle