Preußische Sprichwörter und Volkstümliche Redensarten
Was im Laufe der letzten zehn Jahre an preußischen Sprichwörtern und volkstümlichen Redensarten aus dem Volksmunde und provinziellen Schriften von den Freunden meiner Sammlungen und mir allmählich zusammengetragen worden ist, das umfasst der vorliegende Band. Derselbe dürfte in Verbindung mit der 1865 unter gleichem Titel und in gleichem Verlage erschienenen ersten Sammlung den sprichwörtlichen Sprachschatz unseres altpreußischen Volkes im Großen und Ganzen erschöpfen; beide Sammlungen werden überdies die wesentliche Grundlage eines später zu veröffentlichenden preußischen Idiotikons bilden helfen, für welches ein reiches Material sich in meinen Händen befindet.
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Der verschiedenen Sprichwörtern und Redensarten beigefügte Lokalname bezieht sich auf den Ort der Einsendung und bezeichnet nur in seltenen Fällen den enger begrenzten Bezirk ihres Auftretens.
Die „Masurischen Sprichwörter“ (Nr. 3024—3196) sind, sofern keine andere Quelle angegeben ist, vorzugsweise im Kreise Ortelsburg heimisch und von dem Lehrer Herrn Sakowski in Scheufelsdorf bei Passenheim gesammelt.
Außer dem eben Genannten bleibe ich noch bei einer großen Zahl wohlwollender Förderer meiner Sammlungen in steter Schuld. Es unterstützten mich seit Erscheinen der ersten Sammlung, zum Teil mit recht zahlreichen und wertvollen Beiträgen, die Herren: Dr. F. A. Brandstäter, Professor in Danzig; Dr. G. Büchmann in Berlin, Herausgeber der „Geflügelten Worte“; Emeritus, Lehrer in Conitz; Fabricius, Pfarrer in Barnhof im Gr. Werder (durch Herrn Appel.-Ger. -Rat Passarge); H. Freytag, Lehrer in Mewe; Gall, Lehrer in Jerrentowitz bei Briesen in Westpreußen; Robert Hein aus Danzig, Privatgelehrter in Berlin; Heinrich, Rektor in Tiegenhof, jetzt erster Lehrer an der höhern Töchterschule in Königsberg; Hilberger, Kantor in Dönhoffstädt; Jasch, Lehrer in Wittenberg im Kr. Pr.-Eylau (das betreffende Manuskript erhielt ich durch die Güte des Hrn. Dr. E. Reicke in Königsberg); Kalepky, Lehrer in Wehlau; Ernst Lau aus Königsberg in Telok Betong auf der Insel; Sumatra; C. A. Laudien, Regierungs Sekretär in Königsberg; Otto Lewald, Rechtsanwalt in Berlin; K. Meier, Lehrer auf den Hufen bei Königsberg; Milke, Lehrer in Mockrau bei Graudenz; Fr. Münch, Buchbindergehilfe in Königsberg; K. Nagel, Rendant der Stadt-Hauptkasse in Königsberg; Louis Passarge, Appellations-Gerichtsrat in Insterburg; Reiter, Lehrer in Friedland; Dr. R. Reuseh, Tribunalsrat in Königsberg; Ed. Rohr, Kantor und Lehrer in Korkehnen im Kr. Fischhausen: Schimmelpfennig, Lehrer in Alt-Pillau, jetzt in Fischhausen; Dr. Schottmüller, Gymnasial Direktor in Bartenstein, jetzt in Berlin; Dr. Stadie, Pfarrer und Schulinspektor in Graudenz; Wilh. Tiedtke, Lehrer in Sensburg. — Herrn Oberlehrer Dr. Krosta hier habe ich noch besten Dank zu sagen für die freundliche Beihilfe bei der Korrektur der masurisch-polnischen Sprichwörter.
Die wohlwollende Aufnahme, welche die erste Sammlung bei der Kritik gefunden, hat mich in hohem Grade erfreut, und für meine unverdrossene Arbeit reichlich belohnt fühle ich mich durch die freundliche Beachtung, welche derselben von den Bearbeitern des Grimmischen Wörterbuches , dem Herausgeber des Deutschen Sprichwörter -Lexikons und andern geschenkt worden ist. Wenn ich nicht allen, oft sehr berechtigten Forderungen und beachtenswerten Fingerzeigen der Kritik bei dieser neuen Sammlung folgen konnte, so lag das eben in dem Umstände, dass dieselbe als Fortsetzung und Abschluss der ersten Sammlung, wie oben sehe angedeutet, deren Charakter festhalten musste.
Den eigentümlichen Sch-Laut in manchen provinziellen Wörtern (Nr. 64 u. ferner), der dem französischen gleich klingt, habe ich mit s?h bezeichnet; die sonstige Akzentuierungen dürften allgemein verständlich sein.
Zu erwähnen habe ich noch, dass ein Teil der letzten Hälfte dieser Sammlung sich bereits in Wander Sprichwörter-Lexikon gedruckt vorfindet. Die betreffende Sprichwörter etc. sind von mir an Wander eingesandt ich war somit berechtigt, sie als mein Eigentum zurück zunehmen und glaubte der Mühwaltung überhoben zu sein, in jedem Falle Wander zu zitieren.
Indem ich meine so oft und stets mit Erfolg ausgesprochene Bitte um gütige Einsendung von weiteren Beiträgen zu meinen Sammlungen (Idiotikon, Volksliede Volksrätsel, Volks-Naturkunde) hiermit wiederhol schließe ich mit dem Wunsche, dass auch das vorliegende Werk, gleich seinen Vorgängern, sich ein freundlichen und wohlwollenden Aufnahme zu erfreue haben möge.
Königsberg, 17. August 1876.
H. F.