Pommersche und Rügensche Volkssagen. *) - Der Chimmeke in Loitz

Aus: Sundine: Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, 18. Band 1844
Autor: Redakteur: F. v. Suckow, Erscheinungsjahr: 1844
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Pommern, Vorpommern, Mecklenburg-Vorpommern, Sagen und Märchen, Volkssagen, Überlieferungen, Rügen, Loitz, Poltergeist
*) Dieses vortreffliche vaterländische Buch bei Nicolai in Berlin, 352 S. kann allen Pommeranern und Rügianern nicht genug empfohlen werden, da es die angenehmste Unterhaltung gewährt. Der Redakteur.

Auf den Schlössern in Pommern gab es in früheren Zeiten viele Poltergeister, die das Volk Chimmeke nannte. Man musste sie sich zu Freunden halten, dann taten sie Niemandem etwas zu Leide. Sonst konnten sie aber sehr böse werden. —

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Ein solcher Chimmeke war auch auf dem alten Schloss zu Loitz. Er war schon lange Jahre da gewesen, und man musste ihm jeden Abend einen irdenen Topf mit süßer Milch vorsetzen. Die aß er über Nacht auf, und also tat er keinen Schaden. Wie aber zu einer Zeit, gegen das Jahr 1370, die Mecklenburger das Schloss inne hatten, so war darin ein übermütiger Küchenjung, der nahm dem Chimmeke einstmals die Milch weg und trank sie selbst aus, dem Geiste spöttische Worte gebend. Das verdross diesen sehr, und wie am anderen Morgen früh, bevor noch der Koch aufgestanden, der Küchenjunge in die Küche kam und das Feuer anmachte, da ergriff der Chimmeke den Buben, zerhaute ihn in Stücke und steckte diese in den großen Grapen, der mit heißem Wasser auf dem Feuer stand. Danach kam der Koch in die Küche und wollte Fleisch holen, dasselbe in den Grapen zum Kochen zu werfen. Da lackte aber der Chimmeke und sagte zu dem Koche, das Fleisch sei schon gar, er solle nur anrichten und es aufsetzen. Der Koch sah in den Grapen, und fand darin die gekochten Hände und Füße, und erkannte, dass sie des Buben waren. Darüber erschrak er sehr. Der Geist ist von der Zeit an aus dem Schlosse weggezogen und hat sich nicht wieder sehen lassen. Der Grapen, worin der Küchenjunge also gekocht worden, ist nachher noch viele Jahre auf dem Schlosse gezeigt; wo er jetzt ist, weiß man nicht.

Loitz um 1615

Loitz um 1615

Loitz, mittelalterliches Stadttor

Loitz, mittelalterliches Stadttor

Loitz, St. Marienkirche

Loitz, St. Marienkirche