Pommersche und Rügensche Volkssagen. *) – Die Schätze in Greifswald

Aus: Sundine: Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, 18. Band 1844
Autor: Redakteur: F. v. Suckow, Erscheinungsjahr: 1844
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Pommern, Vorpommern, Mecklenburg-Vorpommern, Sagen und Märchen, Volkssagen, Überlieferungen, Rügen, Greifswald
*) Dieses vortreffliche vaterländische Buch bei Nicolai in Berlin, 352 S. kann allen Pommeranern und Rügianern nicht genug empfohlen werden, da es die angenehmste Unterhaltung gewährt. Der Redakteur.

In der Stadt Greifswald, und zwar besonders in dem Teile, welcher der Schuhhagen genannt wird, und welcher der älteste Teil der Stadt ist, sollen viele Schätze verborgen liegen, von denen man sich Allerlei erzählt.

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Unter Anderem kam vor noch nicht langer Zeit zu einer Frau in der langen Fuhrstraße drei Nächte hintereinander ein kleines Männchen, den die Leute einen Glücksboten aus der Unterwelt nennen, und forderte von ihr, dass sie in den Schuhhagen gehen solle, wo sie an einer Stelle, die er ihr bezeichnete, einen großen Schatz finden werde. Anfangs wollte die Frau nicht. In der dritten Nacht aber entschloss sie sich hinzugehen, weil auch ihr Mann ihr viel zuredete. Als sie an die bezeichnete Stelle kam, fand sie aber nichts als einen großen Kerichthaufen von Bohnenranken, Hobelspänen und dergleichen. Darüber ärgerte sie sich sehr, und nur um ihrem Manne zu zeigen, dass er sein Zureden hätte sparen können, nahm sie eine Bohnenranke und einige Hobelspäne mit sich. Die warf sie, als sie wieder zu Hause gekommen war, ihrem Manne in die Werkstätte mit den Worten: Da hast du den Juks! Aber wie verwunderten sich die guten Leute, als sie näher die Sachen besahen, und nun auf einmal entdeckten, dass die Bohnenranke eine schwere goldene Kette, und die Hobelspäne lauter silberne Löffel waren. Die Frau lief nun zwar geschwinde noch einmal in den Schuhhagen; aber sie konnte von dem Kehrichthaufen nichts wieder auffinden.

Ein solcher Glücksbote kam auch zu einer anderen Frau, indem er ihr eine Stelle im Schuhhagen anzeigte, wo sie einen Schatz finden werde, der nur eine Handbreit mit Erde bedeckt sei. Weil die Frau gerade in Wochen lag, so teilte sie ihrem Manne die Botschaft des Glücksboten mit. Der ging denn auch zu der angezeigten Stelle; wie er aber da nichts als einen Korb mit Fischschuppen fand, so wurde er ärgerlich, und nahm davon eine Handvoll, die er seiner Frau mit den Worten auf das Bett warf: da ist der Schatz! In dem Augenblicke aber sah er, dass die Fischschuppen lauter blanke Thaler waren. Auch er ging nun zwar noch einmal zu der Stelle, er fand aber nichts mehr dort.

Greifswald um 1552, Zeichnung von Johann Gottlieb Giese

Greifswald um 1552, Zeichnung von Johann Gottlieb Giese

Greifswald um 1615, Zeichnung aus der Stralsunder Bilderhandschrift

Greifswald um 1615, Zeichnung aus der Stralsunder Bilderhandschrift