Paulßen, Christian Heinrich (unbekannt-1753)mecklenburger Landeshauptmann. Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie Bd 25 (1887)
Autor: Krause, Karl Ernst Hermann (1822-1893) deut. Lehrer, niederdeut. Sprachforscher/Politiker, Erscheinungsjahr: 1887
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Paulßen: Christian Heinrich P., der sich meist nur Christian Paulßen, zuweilen auch Pauelßen schrieb, stammte wahrscheinlich aus Holstein, wurde Kammerrat des Herzogs Karl Leopold von Mecklenburg und starb zu Grevesmühlen am 29. Januar 1753. 1717 war Paulßen, früher Offizier im kaiserlichen Dienst, nach Mecklenburg gekommen um Pfandgüter zu erwerben, trat 1718 in herzoglichen Dienst und wurde als Oberadministrator der sequestrierten ritterschaftlichen (v. Bassewitz’schen und v. Bülow’schen) Güter, welche der Herzog den nach Ratzeburg geflüchteten Mitgliedern des ritterschaftlichen „Engeren Ausschusses“ hatte abnehmen lassen, eingesetzt; er nannte sich als solcher auch Landeshauptmann. Seinem Herzog treu verfiel er dadurch der Gehässigkeit und der Rache der Familie v. Bassewitz, als die hannoverschen Exekutionstruppen 1719 ins Land rückten. Vom hannoverschen Obersten Lucius gefangen wurde er 11 Wochen im schwedischen Wismar gefesselt gehalten, dann nach Rostock geschleppt und nach übler Behandlung der hannoverischen Kommission überliefert. Die Bösartigkeit des unerhörten Verfahrens lag darin, daß die Junker, voran der Oberstlieutenant Joachim v. Bassewitz, den herzoglichen Administratoren aus deren Privatmitteln den vom Herzog erduldeten Schaden mit Zinsen auspressen wollten, wozu die „adelige Kommission“ ohne weiteres die Hand bot. Am 5. März 1720 befahl der Reichshofrat, Paulßen auf freien Fuß zu setzen, der Befehl wurde unterschlagen. Einem erneuerten Befehl, vom 31. Oktober 1720, gab die Kommission auf v. Bassewitz’ Betrieb ebenfalls keine Folge. Die andern Administratoren wurden s auch niederträchtig behandelt. Zwei und ein halbes Jahr hatte Paulßen’s Gefangenschaft gedauert, da gelangte des Reichshofrats Spruch endlich zur Ausführung. Während Karl Leopold von 1721–1730 in Danzig war, verwandte er Paulßen von 1724–1726 in Wien als politischen Agenten, wobei er sich sehr gewandt und der damaligen Bestechungskünste kundig zeigte. Er wusste die Sache soweit fertig zu bringen, daß wenn der Herzog gewollt hätte, er seine Absichten in Wien wohl hätte durchsetzen können, während sein offizieller Beauftragter, der Kanzleirat Dr. Christian David Schröder, keine Ahnung von Allem gehabt zu haben scheint. Der Herzog sollte sich zuerst dem Kaiser unterwerfen, katholisch werden und das Kloster Doberan dem Benediktiner-Orden übergeben. Nach mehreren Reisen in Geldsachen für den Herzog ernannte dieser Paulßen 1730 zum Kammerrat. Auf seine Veranlassung kehrte Karl Leopold dann nach Schwerin zurück und 1733 stellte er ihn mit an die Spitze des Aufgebots zur Landesverteidigung gegen seinen Bruder, den „kaiserlichen Commissarius Herzog Christian Ludwig II. Paulßen folgte 1735 dem flüchtenden Karl Leopold nach Wismar, blieb bei ihm bis 1738 und zog dann nach Grevesmühlen. Seine Forderungen hat weder Karl Leopold noch Christian Ludwig ihm bezahlt. Sein Sohn erster Ehe, später dänischer Generalmajor, war 1765 als „Karl Leopold v. Leunbach“, geborner Paulßen, geadelt, während er als Major im jütischen Dragonerregiment zu Veile stand.