Neubrandenburg, den 05. Januar 1825 – Große Unordnung im städtischen Rechnungswesen

Aus: Freimütiges Abenblatt, Band 8 (1826)
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Neubrandenburg, Stadtfinanzen, Bürgervertretung, Gordischer Knoten, Unordnung,
Es ist bereits aus diesen Blättern bekannt, dass im Jahr 1812 eine Großherzogl. Kommission zur Revision des hiesigen städtischen Rechnungswesens angeordnet ward. Aus dem Bericht dieser Kommission vom 20sten März 1816 ging deutlich genug hervor, in welcher großen Unordnung sie das städtische Rechnungswesen vorgefunden hatte.

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Unter dem 26sten März 1816 ward daher von Großherzogl. Regierung in Neustrelitz das ihr erteilte Kommissorium bedeutend erweitert. Seil dieser Zeit arbeitet sie nun wieder fast 10 volle Jahre, ohne den Gordischen Knoten zu entschürzen. Bis auf den heutigen Tag kennen wir das Resultat ihrer Anstrengungen nicht. Vielleicht dass unsere Nachkommen, wenn es bei diesem, vermutlich durch die große Last der Verwirrung herbeigeführten Schneckengang verbleibt, sich einst des sicher sehr kostbaren Glücks erfreuen, dessen wir nun schon, und nicht ohne bedeutende Opfer, seit beinahe 14 Jahren, ungeachtet unserer gespanntesten Erwartungen und unserer frühesten Hoffnungen auf Erleichterung, entbehren.

Dennoch fehlt es nicht an neuen Zumutungen, um bedeutende Zahlungen aus früheren Zeiten her, von der Kämmerei-Kasse zu erlangen. So ward vor mehreren Wochen den Bürger-Repräsentanten angesonnen, die Rückzahlung eines Kapitals von 3.000 Rthlr., welches im Kriege dem damaligen Kämmerer sein Schwager zur Bestreitung städtischer Bedürfnisse dargeliehen zu haben behauptete, seine Angabe jedoch durch Dokumente nicht beweisen konnte, zu bewilligen. Die Repräsentanten wiesen jedoch diese Forderung zurück, und vertrösteten den Prätendenten bis zur dermaleinstigen Beendigung des kommissarischen Revisionsgeschäfts, indem man eher nicht im Stande sei, den Grund der Forderung gehörig zu prüfen, noch weniger darauf Bewilligungen zu erteilen.

Die Repräsentanten verdienen für den Eifer, mit welchem sie für das öffentliche Wohl sorgen, alles Lob. Sie haben diesen ihren patriotischen Sinn jungst auch bei mehreren Gelegenheiten an den Tag gelegt, z. B. in ihrer offenen Erklärung bei der neulichen Wahl eines Predigers an der Johanniskirche, und noch ganz neuerdings bei der, Proposition der Anstellung eines Vize-Bürgermeisters, welche letztere als eine Neuerung, ein Eingriff in die Stadtverfassung und eine Aufbürdung einer neuen Stadtlast von ihnen abgelehnt ward.

Es kann nur die allgemeine Freude erhöhen, wenn trotz der vielen in No. 272 dieser Blätter etwas näher geschilderten Mängel unserer neuen Stadtverfassung dennoch der grade Fortschritt zum Bessern, die um sich greifende allgemeinere Ausbildung und das regere Bestreben zur Vervollkommnung nicht zu verkennen ist.

Neubrandenburg, Rathaus

Neubrandenburg, Rathaus

Neubrandenburg, alte Wickhäuser

Neubrandenburg, alte Wickhäuser

Neubrandenburg, Dangel-Turm

Neubrandenburg, Dangel-Turm

Neubrandenburg, Fritz-Reuter-Denkmal

Neubrandenburg, Fritz-Reuter-Denkmal

Neubrandenburg, Stargarder-Tor

Neubrandenburg, Stargarder-Tor