Monographie zur deutschen Kulturgeschichte. VIII. Band – Der Handwerker in der deutschen Vergangenheit

Mit 151 Abbildungen und Beilagen nach Originalen, größtenteils aus dem 15. bis 18. Jahrhundert
Autor: Mummenhoff, Ernst (1848-1931) Historiker, Archivdirektor in Nürnberg, Erscheinungsjahr: 1901
Themenbereiche

001 Die Stände, in der Mitte als Vertreter des Handwerks ein Schmied mit einem Hammer. Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert
Prüft man die Bedingungen für die Entwicklung des Handwerks, so ergibt sich, dass es als öffentliches Gewerbe und Nahrungsstand nur bei solchen Völkern entstehen kann, die neben der Sesshaftigkeit auch schon eine gewisse Stufe der Entwicklung und Kultur erreicht haben. Vergebens suchen wir es bei den Horden wilder Völker, bei den Hirtenvölkern, die unstet die weite Steppe durchstreifen, bei den rauen Stämmen, die sich in unwirtlichem Bergland von dem Ertrage der Jagd ernähren, oder den ältesten Anwohnern der Fluss- und Meeresgestade, die zur Fristung ihres Lebens den Fischfang betreiben. Sie alle führen ein Dasein arm an Bedürfnissen, und was sie für das Leben brauchen, das bereiten sie mit der eigenen Hand. Die Hütte zimmern sie aus rohen Baumstämmen, das armselige Gewand fertigen sie aus den Fellen erlegter Tiere, mit Steinen zerreiben sie das Korn zu Mehl und stellen aus Bein und Stein Messer und Axt aus Holz die notdürftigsten Geräte her.

Aber auch wenn ein Volk sesshaft geworden, bleibt es zunächst noch die Familie, die die Sorge für die Befriedigung aller vorkommenden Bedürfnisse übernimmt. Noch heute ist der Farmer, der im steten Kampf mit der Natur dem Urwald und der Wildnis sein Besitztum abringt, in den meisten Fällen auch sein eigener Handwerker. Ja, der Bauer, insbesondere aber der Einödbauer, der bei uns weitab von Stadt und Dorf sein Feld bebaut, bäckt das Brot für seinen Bedarf, schlägt selbst den Stier, in seinem Schuppen oder Speicher fehlen Hobelbank und Werkzeug nicht, und mit sicherer Hand weiß er gar den Reif um das Rad zu schweißen. Die Frau aber mit den Töchtern und dem Gesinde spinnt Flachs und Wolle und bleicht die Leinwand. Es sind die letzten Überbleibsel des Hausbetriebs aus einer fernen Zeit.

Hat sich ein Volkstamm in festen Sitzen niedergelassen, um sich in der Hauptsache von dem Ertrag des Ackerbaus zu ernähren, so wird bald der einzelne nicht stets selbst und allein mehr die sämtlichen Bedürfnisse de Lebens beschaffen können, und je mehr seine Ansprüche infolge des Verkehrs wachsen, um so mehr wird seine Unzulänglichkeit hervortreten. Aber auf der anderen Seite hat sich der eine oder andere dank seiner natürlichen Anlage und dank fortgesetzter Übung eins größere Geschicklichkeit in der Herstellung bestimmter Gebrauchsgegenstände angeeignet als die große Zahl seiner Stammesgenossen. Vielleicht wies ihn ein geringerer Besitz auf einen Nebenerwerb hin, und in dem, was er jetzt mit angespannter Kraft betreibt, wird er nach und nach ein Meister, von dem man gern erwirbt, was man in gleicher Vollkommenheit nicht schaffen kann.



Das Handwerk in der vorstädtischen Zeit
Das Handwerk in der Urzeit. - Das Handwerk bei den Germanen. - Kunsthandwerk bei den Germanen. - Einfluss der römischen Kultur und des Christentums. - Handwerk auf den Fron- und Königshöfen.

Das Handwerk in der städtischen Zeit
Aufkommen der Zünfte mit dem Aufkommen der Städte. - Stadtluft macht frei. -Wirtschaftlicher Umschwung. - Entstehung der Zünfte in den älteren Städten, in den Neugründungen. Zunftzwang. - Zunftgerichtsbarkeit. - Kriegsdienst der Zünfte. – Steueranlage durch die Zünfte. – Älteste Zünfte. – Feie Kunst. – Teilung der Handwerke. – Kunsthandwerk. – Technische und mechanische Handwerke. – Wachstum der Zünfte. – Unterdrückung der Zünfte. – In Nürnberg keine Zünfte. – Zunftkämpfe. – Höchste Entwicklung der Zünfte.

Organisation der Handwerke
Lehrlinge: Lehrzwang. – Vorbedingungen zur Aufnahme ins Handwerk. Männliches Geschlecht. – Frauenarbeit. – Eheliche Geburt. – Deutsche Zunge. – Freie Geburt. – Christliches Glaubensbekenntnis. – Lehrlingsstillstand. – Aufnahme des Lehrlings. – Verhältnis des Lehrlings zum Meister und Meisterhause. – Lossprechung des Lehrlings.
Gesellen: Wanderjahre. – Das Geschenk. – Arbeitsdauer. – Guter oder blauer Montag. – Entlohnung der Gesellen. – Badegeld. – Mietsdauer und Kündigung. – Verhältnisse im Meisterhaus – Stückwerker. – Gesellenbrüderschaften. – Brüderschaften in Nürnberg. – Geschenkte oder gewanderte Handwerke. – Umgewanderte und gesperrte Handwerke. – Kampf der geschenkten Handwerke mit der Meisterschaft um die Arbeitsvermittlung. – Arbeitsausstände. – Charakter der Gesellen. – Kleidung und Auftreten. – Reibung und Kämpfe zwischen Gesellen und Studenten. – Auflage und Schenke.
Meister: Sitz- und Mutjahre. – Erwerbung des Bürgerrechts. – Meisterstück. – Betrieb des Handwerks beschränkt. – Meisterversammlung, Haupt- und Nebenladen. – Zunftmeister. – Rechte des Meisters. – Gleichheit der Meister im Ankauf des Arbeitsmaterials, in den Betriebsmitteln. – Strenge Abgrenzung des Arbeitsfeldes. – Abdingen der Gesellen und der Arbeit. – Handwerk und Lohnwerk. – Arbeiten auf der Straße. – Stümper und Störer. – Handwerksschau und Zeichen. – Verkauf der Handwerkserzeugnisse. – Fremde Krämer. – Sonntagsruhe. – Preissetzung. – Handwerklegen.

Materielle Lage und Bildungsstand des Handwerkers
Materielle Lage im allgemeinen keine günstige. – Besser gestellte Handwerke. – gedrückte Lage. – Die gute alte Zeit. – Bildungstrieb und geistiger Horizont. – Meistergesang. – Hans Sachs. – Handwerkeraufzüge.

Verfall des Handwerkerwesens
Unternehmertum und Stückwerker. – Fabrikindustrie. – Merkantilsystem. – Ungunst der Zeit. – Vorgehen der Landesregierungen gegen die Zünfte. – Aufhebung der Zünfte. – Gewerbefreiheit und Neubildungen. – Ausblick.

000 Der Handwerker Titelblatt

000 Der Handwerker Titelblatt

001 Die Stände, in der Mitte als Vertreter des Handwerks ein Schmied mit einem Hammer. Holzschnitt aus dem 16. jahrhundert

001 Die Stände, in der Mitte als Vertreter des Handwerks ein Schmied mit einem Hammer. Holzschnitt aus dem 16. jahrhundert

002 Burgundische Schnallen aus der Merowingischen Zeit in den Museen zu Bern und Lausanne.

002 Burgundische Schnallen aus der Merowingischen Zeit in den Museen zu Bern und Lausanne.

003 Tongefäß aus der Merowingischen Zeit, gefunden in Westdeutschland

003 Tongefäß aus der Merowingischen Zeit, gefunden in Westdeutschland

004. Abbildung mittelalterlicher Wirtschaftsbauten. Zeichnung aus dem Heidelberger Sachsenspiegel. Handschrift. 13. Jahrhundert

004. Abbildung mittelalterlicher Wirtschaftsbauten. Zeichnung aus dem Heidelberger Sachsenspiegel. Handschrift. 13. Jahrhundert

005 Bau eines Hauses durch Bauern bei gleichzeitiger Rodung. Der Herr des Dorfes übereicht dem durch einen Strohut krnntlichen Baumeister eine Urkunde mit der Verleihung des Erbzinsrechts. Handschrift. 13. Jahrhundert

005 Bau eines Hauses durch Bauern bei gleichzeitiger Rodung. Der Herr des Dorfes übereicht dem durch einen Strohut krnntlichen Baumeister eine Urkunde mit der Verleihung des Erbzinsrechts. Handschrift. 13. Jahrhundert

006 Bauhandwerker mit Karre und Hacke, ein Dritter trägt Wasser zu. Holzschnitt. Lübeck 1475

006 Bauhandwerker mit Karre und Hacke, ein Dritter trägt Wasser zu. Holzschnitt. Lübeck 1475

007 Darstellung eines Schmiedes mit Hammer und Beil. Holzschnitt aus Jacob de Cessolis, Schachspiel. Augsburg, Zainer, 1477

007 Darstellung eines Schmiedes mit Hammer und Beil. Holzschnitt aus Jacob de Cessolis, Schachspiel. Augsburg, Zainer, 1477

008 2 Messerschmiede bei der Arbeit am Ambos. Holzschnitt aus Rodericus Zamorensis, Spiegel des menschlichen Lebens. Augsburg, H. Bämler, 1579

008 2 Messerschmiede bei der Arbeit am Ambos. Holzschnitt aus Rodericus Zamorensis, Spiegel des menschlichen Lebens. Augsburg, H. Bämler, 1579

009 Schmied, umgeben von den Ständen, die seiner bedürfen (u. a. Bauer mit Hacke, Arzt mit Arzneiglas, Baumeister mit Winkelmaß, Kaufmann mit Gerät) Augsburg 1479

009 Schmied, umgeben von den Ständen, die seiner bedürfen (u. a. Bauer mit Hacke, Arzt mit Arzneiglas, Baumeister mit Winkelmaß, Kaufmann mit Gerät) Augsburg 1479

010 Darstellung eines Schneiders mit Schere. Holzschnitt, Augsburg, Zainer, 1477

010 Darstellung eines Schneiders mit Schere. Holzschnitt, Augsburg, Zainer, 1477