Mecklenburg - Die Hansestadt Wismar

Aus: Deutschland und die Deutschen. Band 2
Autor: Beurmann, Eduard (1804-1883) deutscher Advokat, Journalist und Redakteur, Erscheinungsjahr: 1839
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Mecklenburg, Wismar, Stadtbeschreibung, Stadtgeschichte, Hansa, Hanse, Wrangel, Schwedenzeit, Ostseeküste, Handelsstadt, Hafenstadt,
Nach Rostock ist Wismar als Handelsstadt und freie Stadt zu beachten. Auch Wismar hat eine abgesonderte städtische Jurisdiktion und die Appellation von dem dortigen Obergerichte geht unmittelbar an das OA-Gericht zu Parchim. Der Meerbusen der Ostsee, an welchem Wismar liegt, bildet einen geräumigen und sicheren Hafen, den Rostock entbehrt.

Dieser Hafen wird selbst von einem Fort geschützt, das man emphatisch der Wallfisch benannt hat, das aber höchstens für die Hafenpolizei von Bedeutung ist. Wismar zeichnet sich durch schiefe und fragmentarische Türme aus, eine Folge der Belagerungen, die es ertragen musste. Zu dem Gebiete dieser Stadt, die die ihr zustehenden Gerechtsame aus der Hansa herleitet — denn sie wurde erst im Anfange des 17. Jahrhunderts zu Schwerin geschlagen, dem sie jedoch durch den Westfälischen Frieden wieder entrissen wurde, um erst im Jahre 1803 in das alte Verhältnis zurückzukehren — gehört auch die vor dem Fort liegende Insel Poel mit mehren Dörfern und einer Badeanstalt.

Die Neugierigen interessiert vielleicht des schwedischen Feldmarschalls Wrangel Grab, der hier in Wismar pensioniert — wie man heut zu Tage die Stellung eines Offiziers, dem das Glück nicht bis zum Ende seines Lebens treu blieb, nennt — verschied. Wrangel war in der trefflichen Schule des großen Schwedenkönigs zum Kriege erzogen, er befehligte nach Banners Tode bis zu Torstensohns Eintritt als Oberfeldherr die schwedischen Truppen in den deutschen Landen und viele glorreiche Waffentaten knüpfen sich an diese Periode; aber der Lorbeer wurde ihm durch einen Schneidergesellen vom Haupte genommen, der freilich bei Zeiten die Elle mit dem Schwerte vertauscht hatte. Nachdem Feldmarschall Derfflinger den schwedischen Obristen Wangelin in Ratenow mit seinem ganzen Regimente gefangen genommen hatte, konnte der große Kurfürst mit der mutentflammten Reiterei die Schlacht bei Fehrbellin schlagen, in welcher die von Wrangel befehligte schwedische Heeresabteilung vernichtet wurde. Die Schweden mussten Brandenburg räumen und man legte den ersten preußischen Grund in dem schwedischen Pommern.

Außer Morhof, der durch seinen „Polyhistor“ in Deutschland zuerst ein vollständiges und planmäßiges Studium der Literaturgeschichte anregte, knüpft sich der Name Dahlmann, der, wie jener eine wissenschaftliche Bewegung, durch die bekannte Erklärung nicht nur in Deutschland, sondern allenthalben, wo die Zivilisation Stimme hat, eine Bewegung des Rechts gegen die Gewalt anregte, an Wismar.

Wismar soll nach Weber der gesündeste Ort in Deutschland sein. Ich weiß nicht, woraus dieser Schluss gezogen ist, bin aber doch der Meinung, dass die gesunde Lage Wismars immer nur relativ zu verstehen ist; denn die Seegegenden des Nordens sind nicht allen Dispositionen heilsam, obwohl die Ostsee leicht einen Vorrang vor der nebelgeschwängerten Nordsee behaupten mag.

Neuerdings hat sich, freilich von Berlin aus, auch eine literarische Regung in Wismar bemerkbar gemacht, die nach der Morhofs im 17. Jahrhundert vielleicht die erste ist. Die deutschen Blätter erscheinen in Wismar unter Kleins Redaktion im Verlage der unternehmenden Schmidt- und von Kossel’schen Rats-Buchhandlung.

Wismar wurde erst im Jahre 1828 in die Landschaft des Großherzogtums aufgenommen.

Unweit dieser aus dem Mittelalter und etwas kleinlicher Modernität gemischten Stadt stößt man auf das erste Hünengrab in der Nähe der Ostsee, die sonst auf Schritt und Tritt von diesen interessanten Überresten wendischer Vorzeit umlagert ist.

Wismar - Fürstenhof.

Wismar - Fürstenhof.

Wismar - Markt.

Wismar - Markt.

Wismar.

Wismar.